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Pflegeberuf-Reform auch in Oberberg diskutiert

fj; 19. Apr 2016, 14:55 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- (v. li.) Staatssekretärin Ingrid Fischbach, Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Flosbach und Kreistagsmitglied Hans-Otto Gries.
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Pflegeberuf-Reform auch in Oberberg diskutiert

fj; 19. Apr 2016, 14:55 Uhr
Gummersbach – In einem Fachgespräch stellte sich die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit, Ingrid Fischbach, Fragen zur Reform der Pflegeberufe.
Auszubildende in Pflegeberufen sollen sich demnächst nicht mehr am Anfang ihrer Lehre entscheiden müssen, ob sie sich in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege ausbilden lassen. Stattdessen durchlaufen sie eine einheitliche Ausbildung zum Pflegefachmann. Dies sieht die Reform der Pflegeberufe vor, die gerade im Bundestag diskutiert wird und heute auch im oberbergischen Gummersbach Thema war.

Der oberbergische Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Flosbach (CDU) hatte Ingrid Fischbach, Mitglied des Bundestages und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit, in die Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (AGewiS) eingeladen. Hier führten die Politiker ein Fachgespräch mit Vertretern der Kreisverwaltung, des Kreiskrankenhauses, der AGewiS, der ambulanten und stationären Altenpflege sowie Kreistagsabgeordneten.

Schon jetzt, so Fischbach, fehlt in der Pflege Personal. Und dieser Mangel wird sich vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung noch verschärfen. „Wir müssen das Berufsbild heute attraktiver gestalten, um es zukunfts-fit zu machen“, so die Staatssekretärin. Dies will das Gesetz durch drei Punkte erreichen: Die erstmalige Einführung eines Pflegestudiums als Ergänzung zur beruflichen Pflegeausbildung, um das Berufsbild auch für Abiturienten und Fortbildungs-Willige attraktiv zu machen. Eine einheitliche Finanzierung mit Schulgeldfreiheit und Ausbildungsvergütung soll die Auszubildenden entlasten. Und schließlich soll es eine neue generalistische Pflegeausbildung mit einem einheitlichen Berufsabschluss ermöglichen, innerhalb der Schwerpunkte Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege zu wechseln. Bislang musste etwa eine Ausbildung zur Altenpflegerin abgebrochen werden, um sich zur Kinderkrankenpflegerin ausbilden zu lassen.



Die neue Pflegeausbildung ist eine dreijährige Fachkraftausbildung mit Unterricht an Pflegeschulen und praktischer Ausbildung. Sie schließt mit einer staatlichen Abschlussprüfung. Die Auszubildenden wählen im Rahmen der praktischen Ausbildung einen Vertiefungseinsatz, der im Zeugnis ausgewiesen wird. Ursula Kriesten, Leiterin der AGewiS, befürchtet, dass so Inhalte der einstmals drei verschiedenen Ausbildungen wegfallen. Auch zeigte sie sich besorgt, dass sich Bewerber, die sich für die Altenpflege entschieden haben, nicht mehr bewerben, wenn ihnen nur noch eine einheitliche Ausbildung angeboten wird. Auch dass Fachschulen wegbrechen können, gab sie zu bedenken.



[Gesprächsrunde in den Räumen der AGewiS.]
  
Dies sah die Staatssekretärin mehr als Vermutungen, dann als begründete Nachteile für die Altenpflege. „Der Bewerber, der weiß, dass die Altenpflege das richtige für ihn ist, kann diesen Weg ab dem ersten Praktikum einschlagen. Die Zahl der Fachstunden würde, verglichen mit heute, in einer einheitlichen Ausbildung sogar noch erhöht“, so Fischbach. „Ich sehe nur Vorteile für die Altenpflege. Heute hat sie nicht das beste Image, durch die generalistische Ausbildung kommen aber viele junge Menschen automatisch mit ihr in Berührung und entscheiden sich dann vielleicht sogar für sie“, so die Staatssekretärin weiter. Realisiert werden soll die einheitliche Ausbildung durch Kooperationen zwischen verschiedenen Fachschulen. „Kein Altenpfleger muss befürchten, plötzlich Kinderkrankenpflege unterrichten zu müssen“, erklärte Fischbach.

Rückendeckung erhielt die Staatssekretärin von der Kreistagsabgeordneten Ina Albowitz, dem Leiter des oberbergischen Gesundheitsamtes Dr. Jorg Nürmberger und Joachim Finklenburg, Hauptgeschäftsführer des Kreiskrankenhauses Gummersbach, der in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Deutschen Krankenhausgesellschaft an dem Gespräch teilnahm. „Der Gesetzentwurf hat das Potential, den Pflegeberuf attraktiver zu machen und so auch Fachkräfte für unsere Region zu sichern“, waren sie sich einig. Die Staatssekretärin schloss mit dem Fazit, dass sie heute keine konkreten Wünsche an das Gesetzt gehört habe. Die geäußerten Ängste und Sorgen nehme sie aber ernst und mit nach Berlin.
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