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Kollektives Aufatmen im Wessel-Werk

nh; 30. Apr 2013, 16:50 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Alle freuten sich über den Verkauf des Wessel-Werks und das damit beendete Insolvenzverfahren: (von links) Patrick Pilz (Lafayette), IG-Metall-Bevollmächtigter Werner Kusel, Betriebsratsvorsitzender Guido Solbach, seine Stellvertreterin Claudia Boger, Geschäftsführer Norbert Hinz und Insolvenzverwalter Martin Lambrecht.
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Kollektives Aufatmen im Wessel-Werk

nh; 30. Apr 2013, 16:50 Uhr
Reichshof - Der insolvente Staubsaugerdüsen-Hersteller wird diese Nacht an den Investor Lafayette Capital Partner verkauft - Belegschaft wird komplett übernommen.
Von Nils Hühn

Im November meldete das in Wildbergerhütte beheimatete Wessel-Werk Insolvenz an und am 1. Februar wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kümmerten sich Insolvenzverwalter Martin Lambrecht und Geschäftsführer Norbert  intensiv um einen Investor. Insgesamt 18 Management-Präsentationen schaute sich das Duo an und entschied sich letztlich für Lafayette. Der familienbasierte Investor überzeugte, „weil er einen Sanierungsweg ohne Personalabbau gehen wollte“, erklärte Lambrecht den „sozialsten Grund.“ Somit ist gewährleistet, dass alle 220 Mitarbeiter am Standort Wildbergerhütte ihre Jobs behalten.


Als weiteren Aspekt für den Zuschlag nannte er, dass sich Lafayette im Bieter-Prozess durchsetzen konnte - über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Ein weiterer Pluspunkt für den Investor mit dem Firmensitz in Berlin war, dass der Kaufpreis komplett aus Eigenkapital finanziert wurde, was recht außergewöhnlich sei, so Lambrecht. Für den Insolvenzverwalter endet die Arbeit somit nach sechs Monaten in Wildbergerhütte, wenn heute um Mitternacht das Wessel-Werk offiziell den Besitzer wechselt. „Bis auf die Handelsregisternummer auf dem Briefkopf wird sich aber sonst nichts ändern“, so Lambrecht weiter.

Gestern kam die Tinte unter den Vertrag und bereits heute stellte sich Patrick Pilz von Lafayette den Mitarbeitern vor. „Endlich ist die Unsicherheit weg“, freute sich Claudia Boger, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Es war sehr emotional und man schaute nur in glückliche Gesichter“, beschrieb sie die Eindrücke von der Mitarbeiterversammlung. „Wir sind froh, dass ein vernünftiger Investor gefunden wurde und keine weitere Heuschrecke“, stimmte ihr der Betriebsratschef Guido Solbach zu.



Auch der Vorsitzende der IG Metall Oberberg Werner Kusel, der gleichzeitig im Gläubigerausschuss saß, hatte nur Gutes zu der Übernahme durch Lafayette zu berichten. „Früher wurde das Unternehmen privat geführt, dann kamen die Jahre der Heuschrecken und nun geht es wieder zurück zu einer Familie“, erklärte er und beschrieb die Wahl von Lafayette so: „Wir haben die goldene Nadel im Heuhaufen gefunden.“ Einstimmig stimmte der Gläubigerausschuss dem Kaufangebot zu.

Patrick Pilz erklärte, dass die kleine Investmentfirma, die es seit 2009 gibt, sich darauf spezialisiere, Unternehmen zu kaufen, die eine nachhaltige Marktstellung hätten. Dies hätten sie bei dem Weltmarktführer für Staubsaugerdüsen durchaus gesehen. „Die Produkte, die Geschäftsführung und das Personal sind sehr gut“, so Pilz, der die Insolvenz auf eine „unglückliche Kapitalstruktur" zurückführte. Geschäftsführer Norbert Hinz freut sich auch, dass es nun weitergeht, wobei er die Insolvenz im Nachhinein, als „Gewinn für das Unternehmen“ ansieht.

Im Wessel-Werk ging es während des Insolvenzverfahrens wie gewohnt weiter. Die Löhne wurden bezahlt, die Zulieferer machten weiter und auch die Hauptabnehmer, wie Miele oder BSH Bosch und Siemens Haushaltsgeräte, blieben dem Wessel-Werk treu. Am Tag als der Insolvenzantrag gestellt wurde, ging auch der neue Online-Shop online. „Jetzt muss nur noch der Investitions-Stau abgearbeitet werden“, so Kusel. „Dann ist das Wessel-Werk wieder da, wo es hingehört - an der Spitze.“
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