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Mieter von Immobilienfirma im Stich gelassen

ls,fj; 25. Jan 2019, 10:00 Uhr
Bild: Michael Kleinjung --- Die Häusergruppe unten links wird von einer Immobilienfirma vermietet, über die man sich nicht nur in Bergneustadt ärgert.
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Mieter von Immobilienfirma im Stich gelassen

ls,fj; 25. Jan 2019, 10:00 Uhr
Bergneustadt - Nach dem Ärger um Müllberge im Sommer mussten Bewohner auf dem Hackenberg nun monatelang auf die Reparatur von Aufzügen warten - Auch andere Kommunen klagen über Probleme, Ministerium hat sich eingeschaltet.
Von Leif Schmittgen und Fenja Jansen

Es scheint ein Fass ohne Boden zu sein, in das manche Mieter im Bergneustädter Stadtteil Hackenberg hineingefallen sind. Im vergangenen Sommer hatten sie sich über nicht abgeholten Müll vor ihren Häusern geärgert (OA berichtete), die Schwierigkeiten mit dem Vermieter reichen allerdings noch weiter zurück und beschränken sich nicht nur auf das damalige Abfallproblem. Bewohner der Mietshäuser in der Danziger und Königsberger Straße berichteten im jüngsten Stadtteilgespräch, dass sie tagelang ohne funktionierende Heizung oder warmem Wasser in ihren Wohnungen ausharren mussten. „Die Hemmschwelle und die Angst der Bewohner scheinen groß zu sein, da viele Meldungen anonym ankommen“, heißt es im Protokoll der Versammlung.

Wie Bergneustadts Bürgermeister Wilfried Holberg auf Nachfrage mitteilt, hätten ihn die ersten Hilferufe von Bürgern aus den Häusern in der Nordhelle sowie Danziger und Königsberger Straße bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres errreicht. Seiner Verwaltung seien jedoch weitestgehend die Hände gebunden, denn formal könne sich die Kommune erst dann einschalten, wenn Verstöße gegen das Wohnungsaufsichtsgesetz vorliegen.

Dies war dann der Fall, als sich die Bewohner im März 2018 über defekte Aufzüge in insgesamt vier Gebäuden beklagten. Die Stadt konnte aktiv werden: In etlichen Schreiben war die Kommune mit allen ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln damals an die in Norddeutschland ansässige Immobilienfirma herangetreten und hatte sie aufgefordert, ihren Pflichten nachzukommen. „Reagiert wurde, wenn überhaupt, nur nach der Androhung von Ordnungsgeldern“, zeigt sich das Holberg enttäuscht vom Verhalten der Verantwortlichen.


Es war ein zähes Ringen, bis die Aufzüge nach Monaten endlich wieder funktionierten. In dem aufwändigen Verfahren mit Fristsetzungen und Aufforderungen zur Beseitigung diverser Missstände versuchte die Stadtverwaltung, die Immobilienfirma zum Handeln zu bringen. Dabei bewegten die zuständigen Mitarbeiter vor allem die menschlichen Schicksale. So berichtet Holberg von einer Bewohnerin, die krankheitsbedingt  die Treppe nicht  benutzen konnte und aufgrund der defekten Lifte an ihre Wohnung gefesselt war. Eine Mitarbeiterin des Bauamtes nahm Kontakt zu der zwischenzeitlich vom Vermieter zur Reparatur beauftragten Fachfirma auf. Sie bat die Monteure, die Fahrstühle möglichst zeitnah zu reparieren. Offenbar mit Erfolg: Am 18. Januar kam die Rückmeldung eines Sprechers der Mieter, dass inzwischen alle Aufzüge wieder fahren.

Nach Meinung des Bürgermeisters liegt jedoch bis heute eine „extreme Vernachlässigung gegenüber den Mietern“ vor. „Dass wir da nachhaken, ist für mich eine Selbstverständlichkeit." Auch wenn es eigentlich nicht zu den Aufgaben der Stadtverwaltung gehöre, sah man sich moralisch zum Handeln verpflichtet.

Bergneustadt steht in der Auseinandersetzung mit der Vermietungsgesellschaft übrigens nicht allein da: Große Städte wie Essen oder Duisburg klagen über ähnliche Probleme. Das erfuhr Holberg im vergangenen Oktober bei einem Gespräch, zu dem NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach Vertreter der betroffenen Kommunen nach Düsseldorf eingeladen hatte. Nach dem ersten Erfahrungsaustausch hat Scharrenbach die Überprüfung des Wohnungsaufsichtsgesetzes (WAG) eingeleitet. Gegenstand dieses Gutachtens ist dabei auch eine Abfrage bei den Kommunen, wie deren Erfahrungen mit dem WAG sind. Die Ergebnisse werden zum Ende des ersten Quartals 2019 erwartet und anschließend im Landtag beraten.

Danach werden entsprechende Entscheidungen getroffen, erklärte ein Sprecher. „Das Verhältnis zwischen Vermietenden und Mietenden ist ein Vertrauensverhältnis, was es zu schützen gilt“, so das Ministerium. Ein erneutes Treffen ist für den 19. Februar anberaumt.

Der Bitte um eine Stellungnahme gegenüber Oberberg-Aktuell ist die Immobilienfirma bislang nicht nachgekommen.
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