Archiv

Tierschutzvereine sagen THEA den Kampf an

pa-bv; 5. Aug 2009, 14:42 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Doris Henn und Rainer Gaertner richten zahlreiche Vorwürfe gegen THEA.
ARCHIV

Tierschutzvereine sagen THEA den Kampf an

pa-bv; 5. Aug 2009, 14:42 Uhr
Oberberg - Der Streit eskaliert: Der Tierschutzverein Oberberg und der Tierschutzverein Altenkirchen erstatten Anzeige beim Kreisveterinäramt Gummersbach wegen gesetzwidriger Tierhaltung und wollen beim Finanzamt überprüfen lassen, ob der Morsbacher Widersacher noch Anspruch auf Gemeinnützigkeit besitzt.
Von Masha Paulick und Bernd Vorländer

Rainer Gaertner und Doris Henn sind mächtig geladen und machen ihrem Ärger lautstark Luft. Ihr Unmut richtet sich gegen den Verein Tierschutz, Hilfe, Ermittlung, Aufklärung (THEA) und man fährt schwere Geschütze auf. Rainer Gaertner ist Vorsitzender des Tierschutzvereins Oberberg, seine Kollegin Chefin des Tierschutzvereins Altenkirchen. Gemeinsam mit  der Noteselhilfe, der Katzenhilfe Westerwald, dem Nümbrechter Verein „Menschen für Tiere“ sowie mehreren Tierärzten prangert man die THEA-Praktiken an, spricht von Tierquälerei, hat Anzeige erstattet und fordert das Finanzamt auf, den gemeinnützigen Charakter von THEA zu überprüfen.  

Worum geht es im Einzelnen: Natürlich auch um Geld, denn das sich in Finanznot befindende Tierheim Koppelweide, das vom Tierschutzverein Oberberg betrieben wird, hat ein Auge auf die Kommunen geworfen, die mit THEA Verträge unterhalten, „zu Dumpingsätzen, mit denen eine Versorgung der Tiere gar nicht gewährleistet ist“, so Gaertner.

Unter dem Motto „Jetzt ist Schluss“ will man gemeinsam  gegen THEA vorgehen und hofft auf ein Umdenken bei den sieben Gemeinden, mit denen THEA Verträge abgeschlossen hat. Dazu gehören Waldbröl, Nümbrecht, Morsbach und Reichshof, die Verbandsgemeinden Wissen und Gebhardshain, Altenkirchen und Windeck. Diese Verträge verpflichten THEA dazu, Fund- und Abgabetiere aus diesen Einzugsgebieten aufzunehmen und zu versorgen. Laut den klagenden Vereinen, den Tierärzten und zahlreichen Privatpersonen sei dies jedoch nicht der Fall. Geschickt ziehe sich THEA aus der Verantwortung, wenn es um die Aufnahme und Versorgung von Fundtieren gehe. Zum einen sei die Vereinigung nur schwer zu erreichen, zum anderen würden Bürger mit nicht selten hanebüchenen Gründen abgewimmelt. Etwa dem, dass es sich um Wildkatzen handele. Doris Henn, erste Vorsitzende des Tierschutzverein Kreis Altenkirchen betont jedoch, dass es in hiesigen Kreisen überhaupt keine Wildkatzen gebe.



[Doris Henn und Rainer Gaertner präsentieren Bilder von Pferden und Eseln, die ihrer Meinung nach unangemessen von THEA gehalten und berhandelt würden.]

Dass THEA nicht über ein Tierheim, sondern nur über private Pflegestellen verfüge, verstärke den Verdacht, dass kaum Tiere aufgenommen würden, meint Rainer Gaertner. Nur selten würden dort Tiere vermittelt. Gleichzeitig seien jedoch Tierheime anderer Regionen zum Bersten gefüllt. „Kein Wunder, denn aus Mitleid nehmen wir die Tiere auf, denen THEA die Aufnahme verweigert, obwohl die Tiere aus ihrem Zuständigkeitsbereich kommen. Wir machen also die Arbeit, während THEA die öffentlichen Gelder bezieht.“

Tierquälerei ist ein  weiteres Argument der THEA-Gegner. Das Landesamt für Natur- Umwelt- und Verbraucherschutz bezeichnete im vergangenen Jahr die THEA-Tierhaltung  als grenzwertig, aber nicht besorgniserregend. Das Veterinäramt des Kreises spricht allerdings davon, dass sich „kein Tier in einem bedrohlichen Zustand befindet“. Dennoch berichtet Gaertner von „tierquälerischen Handlungen“ und legt eine umfangreiche Foto-Mappe über  die Haltung von Pferden und Eseln vor.

Deshalb haben die Vereine Anzeige beim Kreisveterinäramt erstattet und wollen ein Zeichen für den Tierschutz setzten. Auch das Finanzamt ist eingeschaltet worden, „denn es ist bei weitem nicht zu erkennen, welche Art von Tierschutzarbeit mit den von THEA vereinnahmten öffentlichen Geldern betrieben wird“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Schließlich sei es für Außenenstehende fast unmöglich, Mitglied bei THEA zu werden. „Das ist ein reiner Familienbetrieb“, so Gaertner, wobei die stellvertretende Vorsitzende auf ihrer Internet-Seite „Kübel voll mit Schmutz und Dreck über uns ausschüttet“, so Rainer Gaertner. Die beiden Vorsitzenden wenden sich auch mit einem offiziellen Antrag an die Räte der vorgenannten Gemeinden, die noch Fundtierverträge mit THEA haben und hoffen, im September die entsprechenden Fundtierverträge mit den Gemeinden abschließen zu können.

Allerdings scheint es auch beim Tierschutzverein Oberberg einige Unstimmigkeiten zu geben. Oberberg-Aktuell liegen Unterlagen vor, die von einem üblen Betriebsklima und heftigen Auseinandersetzungen in der Belegschaft des Tierheims Koppelweide berichten. Gaertner bestätigte heute, dass die Stimmung auch aufgrund der ungewissen Zukunft des Tierheims angespannt sei. „Und da fällt sicher auch schon einmal ein böses Wort.“ Doch unter all dem würden die dort untergebrachten 300 Tiere nicht leiden.   
WERBUNG