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"Win-Win-Situation" in einer Herzensangelegenheit

aw; 28. Jul 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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"Win-Win-Situation" in einer Herzensangelegenheit

aw; 28. Jul 2008, 00:00 Uhr
(aw/25.7.2008-17:10) Von Anna Winterling
Nümbrecht - Mit dem neuen Gesundheitsgutscheinheft will man in Nümbrecht künftig der Ausgrenzung und Benachteiligung von Kindern aus sozial schwachen Familien entgegenwirken.
[Bild: Mischa Peters --- Sie stehen für das neue Gutscheinheft: Bernd Hombach (von links), Ingo Breuer, Sabine Zimmermann, Bodo Löttgen, Karin Klein, Andreas Kessler, Dr. Friedhelm Ortlieb, Jürgen Gogos, Kerstin Pack und Wolfgang Abegg.]

Der Schulleiter der GGS Nümbrecht, Ingo Breuer, brachte die Idee zu einem Gutscheinheft für Kinder aus sozial schwachen Familien im letzten Jahr auf den Tisch „und sofort waren alle infiziert“. Die ersten Gespräche zur Realisierung fanden dann im Kreise einer Arbeitsgemeinschaft im Herbst statt. Und ab Montag ist das Heftchen mit 22 Gutscheinen bei der Arge Nümbrecht zu haben. Und zwar für jedes der 280 Kinder zwischen 3 und 16 Jahren, die in Familien leben, die Hartz IV beziehen. Elf der Gutscheine enthalten Vergünstigungen im Bereich „Bildung“, sieben weitere beziehen sich auf die Rubrik „Bewegung“ und die restlichen lassen sich den Themen „Ernährung“ und „Elternarbeit“ zuordnen.

Die Gutscheine beinhalten beispielsweise Vergünstigungen bei Kreisvolkshochschulkursen, zehnmal freien Eintritt für das Familienbad „Element“ in Nümbrecht oder die Übernahme der Jahresgebühr für die Bücherei. Bei einem Pressgespräch heute Vormittag bezeichnete der Nümbrechter Bürgermeister Bernd Hombach das Gesundheitsgutscheinheft als „das Kind des Arbeitskreises, einem Netzwerk aus viele örtlichen Gruppierungen“. Diesem Arbeitskreis gehören Dr. Friedhelm Ortlieb vom Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises an, Sabine Zimmermann, Leiterin des Johanniter Kindergartens, Kerstin Pack, stellvertretend für die Sportvereine in Nümbrecht, Ingo Breuer, Schulleiter der GGS Nümbrecht, für die AOK Andreas Kessler, Wolfgang Abegg als Vertreter der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden, Karin Klein von der Arge Nümbrecht, der Leiter des AWO-Familienzentrums Jürgen Gogos und Kinderarzt Philippe Bergmann.

Ursprünglicher Anlass für das Projekt war das in Deutschland intensiv diskutierte Thema „Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen“. Doch schon bald wurde eine weitere Motivation zur Verwirklichung der Idee gefunden. „Wir alle erleben, dass (Kinder)-Armut auch in einer reichen Gesellschaft ein Thema ist“, erklärte Bernd Hombach. „Kinder werden ausgegrenzt, auch was ihre Bildungschancen angeht“, ergänzte Ingo Breuer. Als Schulleiter merke man, dass dort, wo für manche Kinder die soziale Integration gefördert werde, andere Kinder davon ausgeschlossen seien. „So können sich manche Kinder keine Teilnahme an Klassenfahrten leisten“, erklärte Breuer weiter. Auch an dieser Stelle setzen die Gutscheine an, beispielsweise mit der Unterstützung bei Kinder- und Jugendfreizeiten.

Bodo Löttgen, Vorsitzender des Kreissportbundes Oberberg, begründete die Teilnahme an dem Projekt damit, dass es eine tolle Möglichkeit sei, die für „präventivbezogene Jugendarbeit bereitstehenden Mittel“, sinnvoll einzusetzen. „280 Jugendliche, das ist ein ungemeines Potenzial gerade auch für die Sportvereine“. Es sei eine echte „Win-Win- Situation“, in der beide Parteien nur voneinander profitieren könnten. Und sollte sich das Projekt in Nümbrecht bewähren, so Löttgen weiter, "könnte man es möglicherweise auch auf andere Kommunen übertragen". Andreas Kessler und Wolgang Abegg erklärten unisono, das Projekt liege AOK und Sparkasse sehr am Herzen, und man habe daher nicht lange gezögert, daran mitzuwirken.

Gespannt schauen die Organisatoren nun darauf, wie das Heft angenommen wird. Von den Kindern, aber auch den Eltern, die damit wertvolle Hinweise darauf erhalten können, was es in Nümbrecht für Möglichkeiten für ihre Kinder gibt. „Unser Arbeitskreis hat es geschafft, Ideen, die primär nichts mit „Bewegung“ zu tun haben, zu verwirklichen, weil für uns der Begriff „Gesundheit“ noch viel weiter geht“. Bildung sei davon nicht trennbar, so Ingo Breuer. Der Schulleiter hofft jedoch, dass weiter aktiv an dem Heft gearbeitet wird und noch viele, neue Gutscheine aufgenommen werden. „Wir verfolgen die Rückläufe und erkennen wo eine hohe Akzeptanz gegeben ist und welche Angebote wenig genutzt werden. Es ist ein lernendes System.“ Für das nächste Jahr will man die Rückschlüsse und gesammelten Erfahrungen dann in eine mögliche Neuauflage des Projekts einfließen lassen.

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