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Fritzsche-Brüder aus Hückeswagen belegen Platz 9 beim Eifel-Klassiker

Red; 27. Jun 2007, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Fritzsche-Brüder aus Hückeswagen belegen Platz 9 beim Eifel-Klassiker

Red; 27. Jun 2007, 00:00 Uhr
(Red./12.6.2007-11:50) Von Hans-Peter Stinner
Oberberg - Nur 157 von 220 gestarteten Fahrzeugen im Ziel - Viele Unfälle und technische Pannen beim 24-Stunden-Rennen.
[Bilder: Uwe Zörb, Hans-Peter Stinner --- Die Brüder Jürgen und Otto Fritzsche (Hückeswagen) sowie Rainer Bastuck (Lebach) (von rechts) pilotierten gemeinsam mit Teamchef Stefan Kissling ihren Opel Astra unter die Top-Ten beim 24-Stunden-Rennen.]

Mit Wetterkapriolen, technischen Problemen und Unfällen hatten auch die oberbergischen Teilnehmer am 24-Stunden-Rennen zu kämpfen. Aufgrund eines Rennabbruchs wegen Nebels und späteren Neustarts war es eigentlich kein echtes einzelnes 24-Stunden-Rennen, sondern zwei Langstreckenrennen, deren Ergebnis später zu einer Gesamtwertung zusammenaddiert wurde. Mit den beiden Brüdern Otto und Jürgen Fritzsche (Hückeswagen), die in der Gesamtwertung einen unerwarteten 9. Platz erreichten, konnten auch oberbergische Teilnehmer trotz des Wetters noch strahlend die Heimreise aus der Eifel antreten. Nicht ganz so gut lief es für das derzeitige oberbergische Aushängeschild bei den Langstreckenrennen, denn Jörg Viebahn kam mit seinem BMW nur auf Rang 27.

Ein Wechselbad der Gefühle erlebte der Engelskirchener Viehbahn auf dem BMW 120 d. Sein norwegischer Teamkollege Stian Sorlie, der auch auf einem zweiten Fahrzeug des Teams „Motorsport Arena Oschersleben" eingesetzt wurde, war ihm mit dem zweiten Auto beim Start des Trainings ins Auto gefahren. Dabei wurde Viehbahns „Dienstwagen" hinten beschädigt. Karbonteile mussten getauscht werden. Sorlie wurden wegen seiner Ungeduld nicht nur von Viehbahn „die Ohren lang gezogen".

[Der Astra der Fritzsche-Brüder lief wie ein Uhrwerk.]

Hatte es mit Platz 21 nach dem ersten Zeittraining für Viebahn noch verheißungsvoll nach einer Top-20-Platzierung ausgesehen, die dem Team die begehrte und insbesondere in der Nacht wichtige blaue Leuchte in der Frontscheibe gebracht hätte, so wurde der Angriff auf die Top-20 schon vor dem zweiten Zeittrainung abgeblasen. „Gegen die in der PS-Leistung um teilweise über 50 Prozent stärkeren Porsche hätten wir unser Auto schon extrem belasten und an Grenzen gehen müssen", meinte Viehbahn im Gespräch mit Oberberg Aktuell. Mit dem Wissen um die Standhaftigkeit des Autos und der wenigeren Tankstopps des Dieselfahrzeugs hatte man dann eher auf Sicherheit gesetzt und im zweiten Zeittraining nur noch die Abstimmung und die Beleuchtung des Fahrzeugs ein klein wenig verbessert. Von Startplatz 34 aus ging Viehbahn als Startfahrer ins Rennen.

Zu Beginn des Rennens ließ er es etwas ruhiger angehen, um den veränderten Streckenzustand nach dem Wolkenbruch optimal zu erfassen. Als er dann wieder richtig Gas geben wollte und die ersten Fahrzeuge bereits überholt hatte krachte es in der Mercedes-Arena.

[Teamkollege Stian Sorlie bekam von Jörg Viehbahn (rechts) spasseshalber "die Ohren langezogen" , nachdem er ihn im ersten Zeittraining ins Auto gefahren war.]

Der einen Opel Astra GTC pilotierende Hückeswagener Jürgen Fritzsche berührte beim Bremsen den weißen Randstreifen und kam dadurch ins Rutschen. Dabei schob er den auf der Ideallinie fahrenden Viehbahn von der Strecke. Wegen einer bei diesem Unfall gebrochenen Spurstange konnte Viehbahn nicht richtig einlenken und fuhr sein Auto auch noch im Kiesbett fest. Bis er abgeschleppt wurde und der Schaden in der Box repariert wurde, hatte sein Team über vier Runden verloren.

Bis auf Position 172 wurde das Team dadurch zurückgereicht. Doch danach gab das Team richtig Gas. Bei Abbruch des Rennens wegen Nebels lag Viehbahn bereits wieder auf Position 21 und fuhr zuletzt teilweise die zweitschnellste Zeit im gesamten Starterfeld. Da merkte man die ganz Erfahrung des Nordschleifenfuchses, der die Strecke wohl zur Not auch im Dunkeln fahren würde. Insgesamt sprang Position 27 und ein Klassensieg für Jörg Viehbahn heraus. Gleich viermal sass er am Steuer des BMW. Wären seine Teamkollegen ähnlich schnell auf der Nordschleife unterwegs gewesen, hätte man eine bessere Platzierung erreicht. Von Position 45 aus ging Jürgen Fritzsche auf dem Astra ins Rennen. Für seinen Unfall mit Viehbahn entschuldigte er sich später ebenso wie sein Teamchef Stefan Kissling persönlich bei Viebahn.

[Als neues und sehr engagiertes Team präsentierte sich Rank-Motorsport mit Teamchef Rudolf Rank beim 24-Stunden-Rennen.]

Sein Fahrzeug hatte bei dem Unfall nichts abbekommen. „Es lief wie ein Uhrwerk" meinte er zu seinem Astra, mit dem sich das Team bis zum Rennabbruch bis auf Position 11 vorgearbeitet hatte. Jürgen Fritzsche kennt den Nürburgring natürlich ebenso wie sein Teamkollege und Bruder Otto ebenfalls wie seine Westentasche, hat er hier doch schon viele Langstreckenrennen bestritten. Jürgen Fritzsche hat zudem schon die Teilnahme an elf weiteren 24-Stunen-Rennen vorzuweisen. Die beiden belegten mit ihrem Team mit 101 zurückgelegten Runden Platz 9 im gesamten Feld. Zudem wurden sie auch Klassensieger. „Abgerechnet wird immer am Schluss" meinte Jürgen Fritzsche überglücklich, der mit einem so tollen Team-Ergebnis nie gerechnet hatte.

Mit anderen Problemen hatte der Waldbröler Rudolf Rank zu kämpfen. Erstmals kam er als Teamchef zum Nürburgring, nachdem er in den vergangen Jahren immer als Fahrer in anderen Teams im Einsatz war. Nach dem souveränen Klassensieg im vergangenen Jahr, an dem er als Fahrer maßgeblich beteiligt war, waren die Erwartungen an sein Team recht hoch, obwohl Rank die Ansprüche von Anfang an zu dämpfen versuchte.



[Andre Kleinschmidt (Radevormwald) startete auf einem Suzuki Swift.]

Mit Startplatz 175 und Platz 5 in der Gruppe für seinen Opel Corsa Sport war er sehr zufrieden. Zu Beginn des Rennens konnte man auch in der Gesamtwertung deutlich Plätze gut machen. Bei seinem eigenen Turn wurde Rudolf Rank dann von einem schnelleren Fahrzeug von der Strecke gedrängt. Dabei gingen viele Blechteile kaputt. „Leider habe ich nicht mitbekommen, wer mich da von der Strecke gedrängt hat," meinte er später.

Vermutlich wäre er auch wütend zu dem anderen Team gestürmt, obwohl er ja sonst eher als ruhiger und kooperativer Teamchef gilt. Nur wenige Runden danach kam das nächste Problem an dem Auto. Es musste zurück an die Box geschleppt werden. Stundenlang wurde geschraubt und repariert. Als der Corsa bei einem weiteren Fahrt durch die 33 Links- und 40 Rechtskurven erneut die Leitplanken "knutschte" war die Hoffnung auf eine gute Platzierung in der Klassenwertung endgültig dahin. In der Gesamtabrechnung kam Ranks Team, zu dem auch Sohn Michael (Morsbach) als Fahrer gehörte auf Rang 152. Es ist wohl auch ein Lehrjahr für das mit viel Engagement kämpfende Team.

[Vorzeitig beendet war das Rennen für den Engelskirchener Jürgen Dinstühler auf seinem BMW.]

Das Pech von Andre Kleinschmidt (Radevormwald) begann bereits im Frühjahr, als ihm sein auch für den Einsatz beim 24-Stunden-Rennen vorgesehener Seat Leon bei einem Rennen auf dem Nürburgring abbrannte. Der Seat war nicht mehr reparabel. Für das Hyundai Coupe, mit dem er vor Jahren bereits beim 24-Stunden-Rennen gestartet ist, erhielt er noch keinen neuen Motor. So suchte er sich gemeinsam mit Hagen Schwarze (Erkrath), seinem Kollegen bei Langstreckenrennen, ersatzweise ein anderes Team, um doch noch teilzunehmen. So starteten sie auf einem seriennahen Suzuki Swift mit 140 PS in die 24-Stunden-Hatz auf dem Nürburgring. Obwohl sie sich auch in der gleichen Klasse gegen Autos mit 50 PS mehr behaupten mussten waren sie am Ende zufrieden als 73. in der Gesamtwertung und als vierter in der Klassenwertung. Für Kleinschmidt kam der Rennabbruch sehr ungünstig, denn nach dem Neustart waren viele PS stärkere Autos, die sie vorher schon überholten hatten, plötzlich wieder dicht hinter ihnen und nutzen dann im zweiten Rennen ihre Power aus. So gingen leider die mühsam gewonnene noch bessere Platzierung wieder verloren.

Ganz anders sah das der Hückeswagener Jürgen Dinstühler. Der BMW 130i-E87 seines Teams hatte kurz vor Rennabbruch einen Getriebeschaden. Der 3. und 4. Gang funktionierten nicht mehr. Das Team hatte kein passendes Ersatzgetriebe dabei. Dörr Motorsport stellte den Konkurrenten jedoch das passende Ersatzauto zum Umbauen zur Verfügung. „Das ist echter Sportsgeist," meinte Dinstühler. Vor vielen Jahren ist er bereits Motorradrennen auf dem Nürburgring gefahren, bevor er nach einigen Jahren Pause zu Beginn des Jahres wieder zum Motorsport zurückfand - jetzt aber auf vier Rädern. Am Ende reichte aber auch die Unterstützung der Konkurrenten nichts, denn nach weiteren Problemen war das Rennen dann doch vorzeitig beendet.

Vorzeitig beendet war das Rennen auch für den Engelskirchener Dieter Lindenbaum auf einem BMW 335d und den für den AC Radevormwald startenden Wuppertaler Peter Wichmann auf einem Opel Astra Caravan. Am Sonntag morgen, um kurz vor vier Uhr hatte Rennleiter Hans Schmock sich nach einer Beratung mit den Sportkommissaren dazu entschieden, das Rennen wegen teilweise dichten Nebels auf der Strecke aus Sicherheitsgründen zu unterbrechen. Die Sichtweite wurde für eine „sichere Durchführung des Rennbetriebs zu gering", wie es in der offiziellen Presseinformation heißt. Erst um 9:31 Uhr am Sonntag wurde das Rennen wieder neu gestartet. Ein wolkenbruchartiger Regen kurz vor Beginn der Einführungsrunde hatte bereits am Samstag für einen um fast zwei Stunden verspäteten Start gesorgt. Die „grüne Hölle" Nürburgring wurde nach diesem Wolkenbruch an einigen Stellen eher zu einer braunen Seen- und Schlammlandschaft.

Aber natürlich lieferte das Wetter nur die teilweise wechselhaften Rahmenbedingungen, die ja mit extrem warmem Wetter beim ersten Zeittraining bereits begonnen hatten, als die Fahrzeuge bei strahlendem Sonnenschein mit Saunatemperaturen den Fahrern alles abverlangten. Ein strahlendes Siegerteam gab es nach den Wetterkapriolen auch noch: Das Team von Olaf Manthey wiederholte den Vorjahrestriumph auf dem Porsche 911 GT3 RSR, vor dem Zakspeed-Team auf der Dodge Viper GTS-R. Für Manthey war es ein besonderes Geschenk, feierte er doch am Samstag mit seiner Ehefrau Renate an seiner Lieblingsstrecke sogar silberne Hochzeit. Aber so positiv motorsportverrückt wie der Chef des Siegerteams sind auch die zahlreichen Fans, die auch im kommenden Jahr wieder zu ihrem Ring-Klassiker fahren werden.



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