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Tanklaster-Unglück: "Auch ein Brücken-Neubau kann nicht ausgeschlossen werden"

lo-ks; 1. Oct 2006, 22:44 Uhr
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Tanklaster-Unglück: "Auch ein Brücken-Neubau kann nicht ausgeschlossen werden"

lo-ks; 1. Oct 2006, 22:44 Uhr
(lo-ks/27.8.2004-17:00) Wiehl-Weiershagen – Einen Tag nach dem Unglück auf der A 4 machten sich die Experten vom Landesbetrieb Straßenbau NRW und des Landeskriminalamtes an die genauere Untersuchung der beschädigten Wiehltalbrücke – Bewohnern steckt der Schreck noch den Gliedern.
[Bilder: Björn Loos.]

„Das Ausmaß dieses Unglücks ist auch für den Landesbetrieb Straßenbau etwas ganz Neues. Deshalb können wir nichts ausschließen, auch einen Neubau nicht. Um etwas Endgültiges zu sagen, ist es aber noch zu früh“, erklärte Jürgen Hermanns vom Landesbetrieb Straßenbau, der sich heute eine genaueren Überblick über die durch das Tanklaster-Unglück an der Wiehltalbrücke entstandenen Schäden verschaffte.

[Experten untersuchten die Schäden an der Wiehltalbrücke.]

Einrichten müssen sich die Autofahrer auf jeden Fall auf eine längere Sperrung der Autobahn 4. Mindestens eine Woche wird vergehen, bis in den Laboren die Untersuchungen des durch das Feuer beschädigten Stahls des Haupträgers unterhalb der Brücke abgeschlossen sind. „Bei dem Brand entstanden Temperaturen von bis zu 1.300° Celsius. Das verträgt das Material normalerweise nicht. Wenn der Stahl in seiner Festigkeit beeinträchtigt ist, hat sich die Tragfähigkeit der Brücke stark vermindert“, sagte Hermanns.

Messungen durch Experten des Landeskriminalamtes ergaben, dass die Querträger der 33 Jahre alten und rund 700 Meter langen Brücke durch die Hitze stark verformt wurden und sich der Fahrbahnkörper der Spur in Richtung Olpe um bis zu 50 Zentimeter abgesenkt hat. „Eine Einsturzgefahr besteht aber definitiv nicht. Dennoch müssen sich die Leute darauf einstellen, dass die Brücke für Tage, eher sogar für Wochen gesperrt bleibt“, betonte der Diplom-Ingenieur. Sollte sich bestätigen, dass die Statik des Bauwerkes nicht beeinträchtigt und eine Wiederinbetriebnahme möglich ist, würde der Verkehr über zwei Spuren auf der Fahrbahn Richtung Köln geleitet werden. Die Bauarbeiten auf der abgesackten Seite würden nach Schätzungen des Landesbetriebs zwei bis drei Monate dauern.

[Die Querträger der Brücke haben sich durch die Hitze stark verformt.]

Ihrem Ärger Luft machten sich bei Hermanns einige Anwohner, denen der Schreck von gestern immer noch in den Gliedern steckte. „So etwas musste irgendwann einmal passieren. Warum wird die Geschwindigkeit auf der Brücke nicht noch mehr begrenzt oder ein Radargerät aufgebaut?“, fragte einer der Betroffenen. Viele Bewohner der benachbarten Häuser hatten zunächst an ein Gewitter gedacht, als es gestern gegen 10:30 Uhr laut krachte. Nach dem ersten Blick aus dem Fenster war aber klar, dass ein Unglück geschehen war. Bis zu 20 Meter hoch sollen die Flammen bei der ersten Explosion gewesen sein. Immer noch mulmig war auch den Besitzern des durch den Brand zerstörten Wochenendhauses. Vorgestern hatte man noch mit Bekannten in dem Holzhäuschen gesessen. Einen Schock erlitt eine junge Mutter, die in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes wohnt. Sie hatte ihren Sohn immer auf der Wiese spielen lassen, wo jetzt das Wrack des Lkw liegt.

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[Jürgen Hermanns (Mitte) vom Landesbetrieb Straßenbau hörte sich die Sorgen und Ängste der Anwohner an.]

[An der Durchbruchsstelle errichten Arbeiter ein provisorisches Geländer.]



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