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Nach 17 Jahren noch einmal "Anatevka" - 25 Jahre Eigenproduktion am Stadttheater

om; 11. Dec 2003, 06:22 Uhr
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Nach 17 Jahren noch einmal "Anatevka" - 25 Jahre Eigenproduktion am Stadttheater

om; 11. Dec 2003, 06:22 Uhr
(om/5.11.2003-19:40) Gummersbach - "Fiddler on the Roof", zu deutsch "Anatevka" soll ab der Premiere am 15. November einen neuen Höhepunkt in 25 Jahren Eigenproduktionen des Stadttheaters Gummersbach setzen.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Zum Jubiläum 25 Jahre Eigenproduktion am Stadttheater präsentierte sich das ganze Ensemble vor dem mächtigen Bühnenbild.]

"Zum Jubiläum haben wir ein besonderes Stück ausgesucht", berichtete Gummersbachs Bürgermeister Paul-Gerhard Schmitz bei einem Pressegespräch zu "Anatevka", der neuen Eigenproduktion des Stadtthetaers unter Leitung von Siegfried Grote und Gus anton. Der Jubiläen gibt es gleich zwei: 25 Jahre Eigenproduktion am Stadttheater und 150 Jahre Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt, die die Künstler finanziell unterstützt, zum Jubiläum mit dem beinah doppelten Betrag, wie Sparkassendirektor Jürgen Flasdieck erklärte. Vor 40 Jahren habe er das Stück schon einmal gesehen, erinnerte sich Schmitz, in Berlin als "Jüngling". Nun habe er darauf gedrungen, dies im letzten Jahr seiner Bürgermeisterschaft in der Kreisstadt aufzuführen, "denn nächstes Jahr habe ich ja dann nicht mehr so viel Einfluss". Dabei soll der Bürgermeister einigen Widerstand überwunden haben: "Bei einem Fest hier auf der bühne zugunsten der Flutopfer im letzten Jahr hat er mir das Ja abgerungen - ich war immer der Meinung, das Stück sei zu groß für uns", bekannte Anton lachend.



[Regisseur Siegfried Grote: "Das Stück braucht keine Interpretation und irgendwelche Zutaten.]

1964 feierte das eindringliche und ungewohnt tiefgründige Musical Anatevka als "The Fiddler on the Roof" am Broadway Uraufführung und wurde dort 3,5 Jahre täglich gespielt, bevor es seinen Siegeszug um die Welt antrat, rief Kulturbeauftragter Gus Anton ins Gedächtnis, der die musikalische Leitung innehat. Es erlebe derzeit eine neue Welle auf den Spielplänen. "Ich bin Siegfried Grote sehr dankbar, dass er in seiner Inszenierung auf die typisch amerikanischen Showeffekte verzichtet." Die Musik sei einfach gehalten, "aber es gibt einige hinreißende Nummern wie etwa 'Wenn ich einmal reich wär', die große Chornummer, das Terzett der Töchter oder das traurig-fröhliche Finale", versprach Anton.

Außergewöhnliche Inszenierung mit 19 Solorollen und 200 Kostümen

Neben Chor, Ballett und den Bergischen Symphonikern, dem Orchester der Städte Remscheid/Solingen, gebe es 19 Solorollen, das sei gar nicht so leicht zu besetzen, erläuterte Anton weiter. "Wir haben Wert gelegt auf gestandene, erfahrene Schauspieler, aber geben auch einigen jungen Künstlern, die erst noch die Bretter die die Welt bedeuten entdecken müssen, eine Chance." Glück gehabt habe man mit Franz Wyzner. Der Müncher Schauspieler hat bereits über 200 Mal die Rolle des Tevje an großen Theatern gespielt. Der erfahrene Darsteller habe - "ein schöner Zufall" - schon vor 25 Jahren bei der ersten Eigenproduktion "Entführung aus dem Serail" auf der Gummersbacher Bühne gestanden.



[Franz Wyzner spielte schon einmal bei der ersten Gummersbacher Eigenproduktion vor 25 Jahren in Gummersbach.]

"Daran kann ich mich gut erinnern, es war ja für die Gummersbacher etwas ganz Besonderes", sagte der symphatische Wyzner. Das Musical mit seinem Hintergrund der Judenverfolgung in einem kleinen russischen "Shtetl", eben Anatevka geheißen, gefalle ihm besser als mancher Film über die Pogrome und den Holocaust. "Das ist oft zu schaurig und abschreckend. Ich mache da den Fernseher direkt aus."

Ausstattung und Bühnenbild seien wichtig, so Anton, der kaum glauben wollte, dass die mächtigen Dorfmauern unter Jochen Gabel in der eigenen Bühnenwerkstatt entstanden waren. Über 200 Kostüme, aus verschiedenen Theatern zusammengeliehen, es werde schon eine außergewöhnliche Inszenierung, gab der musikalische Leiter etwas Vorfreude preis. Bemerkenswert aber auch, dass er alle mit Siegfried Grote gemeinsam inszeniert hat - "seit der Premiere am 2. November 1978 dürften es an die 60 sein".

Anatevka wurde 1986/7 schon einmal in Gummersbach aufgeführt, insgesamt 23 Vorstellungen seien das damals gewesen, so Anton. Acht in Gummersbach und 15 weitere in ganz NRW - "diesmal werden es nur sechs in Gummersbach. Keine Gastspiele, die Kassen sind überall leer". Umso wichtiger sei es, dass diese sechs Veranstaltungen auch ausverkauft seien. "Es ist ein großes Stück, es ist große Arbeit, und das alles werden wir zusammen zum Erfolg führen", zeigte sich Grote überzeugt. Das Ensemble sei dankbar, dass es in Zeiten leerer Kassen noch Leute in Kommunalpolitik und Wirtschaft gebe, die sich für die Kultur einsetzen, lobte er Bürgermeister und Sparkassendirektor. "Das hat uns positiv überrascht."



[Unter Gus Antons (2.v.r. hinten) musikalischer Leitung wird die Inszenierung erarbeitet, zu der die Sparkasse einen guten Anteil der Finanzierung beiträgt, erklärte Direktor Flasdieck (2.v.l.).]

An dem Stück basierend auf den Geschichten von Sholem Alejchem (Buch: Joseph Stein, Musik: Jerry Bock) gebe es nichts herumzudoktern, gab Grote auskunft über die Art der Regieführung. "Das Stück ist so gut, da muss man nichts interpretieren, es hat auch gar keine Zutaten nötig." Die Charaktere seien hervorragend, "Menschen aus Fleisch und Blut, und dazu eine tragische Geschichte, die heute so aktuell wie eh und je ist - ein wundervolles Werk".

"Das Publikum soll weinen"

Dem stimmten auch die Darsteller zu. "Es hat unglaublich viele und starke Emotionen", berichtete Boris Leisenheimer. Er sei noch nie so nah an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung gekommen, bekannte er. "Ich darf nicht weinen beim endgültigen Abschied von Tevje, das Publikum soll weinen! Bei den Proben mit Franz Wyzner habe ich es bisher nicht einmal geschafft."



[Dem Ensemble merkt man die Freude an dem Stück deutlich an.]

Anatevka (The Fiddler on the Roof)

Eigenproduziertes Musical des Stadttheaters Gummersbach
Inszenierung: Siegfried Grote
Choreografie: George Giraldo
Musikalische Leitung und Chöre: Gus Anton

Chor des Stadttheaters Gummersbach
Die Bergischen Symphoniker - Orchester der Städte Remscheid/Solingen

Solisten:
Franz Wyzner, Sarah Both, Daniela Bosenius, Katrin Glaser, Doreen Ziegler, Ulrike Busch-Ebel, Boris Leisenheimer, Julia Daniel, Wolfgang Krupp, Fred Banse, Brigitte Grote, Theo van Gemert, Lars Schmidtke, Björn Bobach und andere

Premiere:
-Samstag, 15. November, 20 Uhr
Karten nur bei der Sparkasse Gummmersbach-Bergneustadt und im Internet unter www.gummersbach.de

Vorstellungen:
-Sonntag, 16. November, 16 Uhr, Anrecht N
-Freitag, 21. November, 20 Uhr, Anrecht G
-Freitag, 28. November, 20 Uhr, Anrecht L
-Donnerstag, 4. Dezember, 20 Uhr, Anrecht L
-Mittwoch, 10. Dezember, 20 Uhr, Anrecht S
Karten bei GM-Ticket, Rathausplatz, Tel.: 87-555


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