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Verdienstkreuz für den 'Fliegenden Holländer'

js; 30. Jan 2015, 20:34 Uhr
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Verdienstkreuz für den 'Fliegenden Holländer'

js; 30. Jan 2015, 20:34 Uhr
Engelskirchen - Hans Ernst Vleer aus Ründeroth wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet - Sein langjähriges Engagement im sozialen Bereich wurde im Rathaus Engelskirchen gewürdigt.
„Ich bin total nervös. Das ist das Nonplusultra“, erklärt Hans Ernst Vleer am Nachmittag im Rathaus Engelskirchen. Nervosität durfte man dem 54-Jährigen zugestehen, eine Ehrung durch die Bundesrepublik Deutschland wird schließlich nur Wenigen zu Teil. Vleers hervorragende Leistungen für das Gemeinwesen und sein langjähriges Engagement, vor allem im sozialen Bereich, wurde am Nachmittag mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.


[Ellen Vleer, Hans Ernst Vleer und Landrat Hagen Jobi.]


Eine illustre Gästeschar aus Politik und Kölner Gesellschaft hatte sich im Ratssaal der Gemeinde eingefunden, um der Ordensverleihung und der anschließenden Feierstunde beizuwohnen. Begleitet durch Ehefrau Ellen, Sohn Marko, Sohn Maurice und dessen Freundin Jana Häuser, nahm Vleer die Auszeichnung aus den Händen von Landrat Hagen Jobi entgegen. In feierlichem aber lockerem Rahmen blickte man auf die Verdienste des gebürtigen Wesselingers, mit niederländischem Pass und Wohnsitz in Ründeroth zurück.





„Durch meinen Vater habe ich die niederländische Staatsbürgerschaft erhalten. Ich bin glaube ich erst der zweite Niederländer, der diesen Orden bekommt. Ich fühle mich aber europäisch und bin Europäer“, berichtete Vleer bereits vor dem offiziellen Veranstaltungsteil. Mit seiner Aussage unterstreicht der gelernte Koch eine Einstellung, die er auch in seinem langjährigen sozialen Engagement bewiesen hat. „Du bist so etwas wie ein Fliegender Holländer. Du verbringst viele Stunden in der Luft, bist immer unterwegs und immer und überall präsent“, beschreibt Fritz Schramma, ehemaliger Oberbürgermeister von Köln, in seiner Ansprache. Vleers Aktivitäten-Liste ist lang und von Stationen in verschiedenen Bereichen geprägt.


[Hans Ernst Vleer dankte seiner Gattin: „Ohne so eine starke Frau hätte ich das alles niemals geschafft.“]


Wie es in der, von Jobi verlesenen, Ordensbegründung heißt, hat der Ründerother , durch sein langjähriges Engagement vor allem in sozialen Bereich auszeichnungswürdige Verdienste erworben. Um die Stadt Köln wirtschaftlich zu unterstützen, gründete er den Club 99, dessen Präsident und erster Vorsitzender er ist. Diese Vereinigung von Mitgliedern der Kölner Gesellschaft und Geschäftsleuten reist einmal im Jahr als Wirtschaftsdelegation in ferne Länder, um den Wirtschaftsstandort Köln bekannt zu machen und zu bewerben.


Der 54-Jährige ist außerdem Mitglied des Colonia Kochkunstvereins und Gasteria (CKV), wo er seit 1995 Vorsitzender ist. Mit dem Verein engagiert er sich in vielfältiger Weise sowohl für Köche als auch für soziale Zwecke. So organisierte er 2005 beim Weltjugendtag ehrenamtlich den längsten Versorgungstisch für Pilger. Vier Jahre später beteiligte er sich an der Organisation und Durchführung eines Weltköchetags in Köln. 1992 gründete Vleer unter dem Dach des Vereins den ersten deutsch-türkischen Ausbildungsaustausch für Köche. Inzwischen wurde das Projekt unter seiner Leitung auf viele Länder, wie Sri Lanka, die Malediven und Indien, ausgeweitet.

Nach der Tsunami-Katastrophe im Jahr 2004 organisierte und leitete er als CKV-Vorsitzender ein 24-stündiges Benefizkonzert. Mit dem eingenommenen Geld und mithilfe der Kölner Industrie spendete sein Verein zehn Fischerboote mit Ausrüstung für Fischer in Sri Lanka. Die Unterstützung von Kindern ist Vleer ein weiteres Anliegen. Hilfe für ein Kinderheim in Sri Lanka wurde durch ihn möglich. Seit 1995 organisiert er die sogenannte Spargelschälaktion zugunsten des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße in Köln. Dabei wird unter prominenter Beteiligung geschälter Spargel verkauft und so Geld für besondere Bedürfnisse der jungen Patienten generiert. Im Jahr 2013 konnten mit dem Verkauf und einer zugehörigen Gala 30.000 € gesammelt werden.

Der Vater zweier Söhne gründete im Jahr 2000 nach verschiedenen Stationen als Koch die Pro Gast GmbH, deren Geschäftsführer er seither ist. Pro Gast ist eine Unternehmensberatung, die sich auf Gastronomiebetriebe spezialisiert hat und Leistungen von der Beratung über Schulungen bis zur Personalvermittlung anbietet. Vleer war zudem von 1997 bis 2007 Mitglied des Prüfungsausschusses der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Köln. Im Jahr 2005 wurde seine Prüfertätigkeit für den Ausbildungsberuf Koch mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.


Bei der Ordensverleihung wurde deutlich, dass Vleers ehrenamtliche Arbeit vor allem durch schnelle Hilfsbereitschaft geprägt ist. „Nicht lange schwafeln und spontan Dinge umsetzten ist deine Devise. Du bist praktisch orientiert und handelst schnell“, so Schramma. „Sie sind intensiv im Rheinland vernetzt. Wenn sie sagen 'Jung ich kümmere mich darum', kann man sich darauf verlassen“, fügte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus hinzu und überreichte dem Verdienstkreuz-Träger einen Christkind-Silbertaler. Der Geehrte betrachtet sein Engagement als selbstverständlich: „Das macht mir Spaß, und wenn man dabei etwas Gutes tun kann, macht man das halt.“ Der ehemalige Oberbürgermeister der Domstadt drückte es anders und in kölscher Mundart aus: „Ernst Vleer ist bisweilen für Wunder gut. Bliew so wie do bes.“


  
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