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Schweres Unwetter zog über das Oberbergische

nh; 10. Jun 2014, 16:40 Uhr
Bilder: privat --- OA-Leserin Gina Seifert machte gestern Abend dieses Bild.
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Schweres Unwetter zog über das Oberbergische

nh; 10. Jun 2014, 16:40 Uhr
Oberberg - 155 Einsätze verzeichnete die Feuerwehr wegen des Gewittersturms und musste meist umgestürzte Bäume beseitigen – Rettung von 42 Kindern und 16 Betreuern eines Zeltlagers in Waldbröl hatte Vorrang (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

Während weite Teile von Nordrhein-Westfalen vom schwersten Unwetter seit Jahren heimgesucht wurden, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen, verlief es im Oberbergischen Kreis im Vergleich recht ruhig. Da schon frühzeitig abzusehen war, dass sich nach der Pfingsthitze ein schweres Gewitter anbahnte, hatte die Kreisleitstelle „Voralarm“ ausgelöst, wie Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling mitteilte. So konnten die einzelnen Einheiten schnell reagieren, als es im Kreis ab 21 Uhr mit schweren Windböen losging.


[Bild sowie Galeriebilder: Dominic Gauger --- Die Rettung der knapp 60 Teilnehmer eines Zeltlagers in Waldbröl-Ziegenhardt hatte für die Einsatzkräfte höchste Priorität.]

Als ein Notruf von dem Jugendzeltlager der Katholischen Kirchengemeinde Christ König aus Bonn-Holzlar einging, die ihr traditionelles Pfingstzeltlager in Waldbröl-Ziegenhardt abhielt, hatte die Rettung der 42 Kinder und 16 Betreuer Vorrang, so Twilling. Er selbst übernahm die Einsatzleitung vor Ort und führte rund 50 Einsatzkräfte an. Durch die starken Windböen waren einige Zelte weggeweht worden. Mithilfe der Feuerwehr wurden die Kinder und Betreuer zunächst in eine nahegelegene Scheune gebracht. Anschließend wurde die Gruppe mit Bussen der Feuerwehr und der DLRG ins Waldbröler Pfarrheim St. Michael transportiert, wo sie die Nacht verbringen konnten.


[OA-Leser Daniel Schacht postete dieses Bild aus Gummersbach-Dieringhausen auf der Facebook-Seite von Oberberg-Aktuell.]

Eigentlich wollte die Gruppe heute Mittag nach dem Essen mit den Fahrrädern wieder zurück nach Bonn fahren. Aber aufgrund der turbulenten Nacht wurden mit Unterstützung der Feuerwehr ein Bus und ein Lastwagen organisiert, die die Gruppen samt Fahrrädern in die Heimat bringen. Drei Kinder mussten in der Nacht im Waldbröler Krankenhaus behandelt werden, da sie kleinere Verletzungen oder einen Schock erlitten hatten. „Sie mussten wieder runterkommen“, erklärte Twilling diese Maßnahme. „Die Feuerwehr hat super geholfen“, freute sich Elke Brettschneider, Pfarrsekretärin der Kirchengemeinde Christ König, bei der das Telefon heute nicht stillstand, da viele Eltern sich nach ihren Kindern erkundeten.


[In Wipperfürth konnte OA-Leserin Jacqueline So diesen Blitz festhalten.]

Ansonsten betraf das Unwetter den gesamten Kreis. Verletzt wurde aber trotz der zahlreich umgestürzten Bäume niemand. Auch Wasserschäden gab es keine, da die Regenmenge eher gering war, so Twilling. Es wurden auch keine Blitzeinschläge gemeldet, was den Kreisbrandmeister etwas überraschte. Einen Kabelbrand gab es auf der Pfingstkirmes in Bergneustadt und die Lindlarer Feuerwehreinheit hatte einen Einsatz auf der Leppedeponie, den sie aber selbstständig abarbeiten konnte. Wie Polizeisprecherin Monika Treutler mitteilte, mussten die Beamten zu 26 Einsätzen wegen des Unwetters ausrücken, wobei sie meist Gefahrenstellen absicherten. In Wiehl kam es zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Auto gegen einen auf die Straße gestürzten Baum fuhr, aber auch hier wurde niemand verletzt.


[Die OA-Mitarbeiter Christian Herse (oberes Bild) und Friederike Klein hielten die bedrohlichen Wolkenformationen in Lindlar und Waldbröl (unteres Bild) fest.]

Behinderungen im Straßenverkehr gab es für viele Pendler, die heute Morgen Richtung Düsseldorf oder ins Ruhrgebiet mussten, wo das Unwetter am stärksten wütete. Auf den Autobahnen im Land gab es bis zu 300 Kilometer Stau und teilweise sind manche Strecken immer noch gesperrt. Auf dem Flughafen Düsseldorf wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 143 km/h gemessen. Auch bei der Deutschen Bahn gab es massive Probleme, weshalb viele Strecken gesperrt sind und es zu langen Wartezeiten kommt. Die Oberbergische Bahn war ebenfalls betroffen. Wie ein Pressesprecher mitteilte, wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass alle Verbindungen zügig wiederhergestellt werden, und bat um Verständnis für die Behinderungen.

Derweil warnt der Deutsche Wetterdienst auch für den heutigen Tag vor schweren Gewittern mit lokalen Orkanböen mit 130 km/h und Hagelkörnern von bis zu vier Zentimeter Größe. Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling hat keinen „Voralarm“ ausgelöst wie gestern, da es derzeit so aussieht, dass diese Gewitterfront erneut über das Ruhrgebiet ziehen wird. Vorsichtig sollte man sich aber dennoch verhalten.


[Das obere Bild machte OA-Leserin Uta Nötzel aus Marienheide und brachte ihre Gäste und Gartenutensilien rechtzeitig in Sicherheit. Ebenfalls in Marienheide wurde das mittlere Foto geschossen, welches Britta Jerschke auf der OA-Facebook veröffentlichte. Das untere Bild schos Cathlin Gottas von ihrem Balkon in Gummersbach-Niederseßmar.]
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