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„Etwas Glück braucht man im Leben“

ch; 19. Dec 2013, 14:05 Uhr
Bilder: Christian Herse --- Hellwach und begeistert erinnerte sich Katharina Eckhardt an ihrem heutigen 105. Geburtstag an Anekdoten ihres Lebens.
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„Etwas Glück braucht man im Leben“

ch; 19. Dec 2013, 14:05 Uhr
Lindlar – Am heutigen Donnerstag wird Katharina Eckhardt 105 Jahre alt – Die älteste Bewohnerin Lindlars ließ sich gebührend feiern, erzählte so manche Anekdote und freut sich auf die nächsten Jahre.
In einem dunkelblauen Kleid sitzt sie da. Die Hände auf dem Schoß zusammengefaltet, lässt sie ihren wachen Blick durch den Raum schweifen. Vor ihr brennt eine Kerze, ein Mettbrötchen liegt daneben auf dem Teller. „Sind sie alle wegen mir da“, fragt Katharina Eckhardt erstaunt in die Runde. Sie genießt die Aufmerksamkeit und strahlt. Denn heute feiert sie ihren 105. Geburtstag und ist damit die älteste Bewohnerin Lindlars.

Obwohl sie ein Glas Sekt in der Hand hält, ist sie dem Malzbier eher gewogen. Ihr Vater war Kneipier und Brauer. „Mein Bruder und ich hatten immer dicke Backen, weil wir so große Schlücke genommen haben. Das sah aus, als hätten wir Zahnschmerzen“, erinnert sie sich und lacht, als sie vor ihrem geistigen Auge Zwergpudel Katja durch die Gaststuben laufen sieht. „Wir haben sie immer ‚Ströppche’ genannt, weil sie die restlichen Tropfen Bier aufgeschleckt hat.“  Sie selbst hat dann jedoch eine andere Karriere eingeschlagen und wurde Verkäuferin im Kaufhof. Über 24 Jahre hat sie Frauen in Wäschefragen beraten, sprang zur Not aber auch in der Herrenabteilung ein. Beeindruckt hören ihr die stellvertretende Landrätin Monika Hüttenmeister, Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig und sein Kürtener Amtskollege Ulrich Iwanow zu. Denn in Kürten-Eichhof hat sie die größte Zeit ihres Lebens verbracht, ehe sie vor einem Jahr ins Altersheim „Zum Bayenhof“ nach Remshagen kam.

"Käthe-Mäusken", wie sie früher von ihrer Familie und noch heute von den Pflegern genannt wird, ist ein kölsches Mädche durch und durch. Denn auch wenn sie für einige Zeit in Kanada lebte, wo sie mit ihrem ersten Ehemann eine Farm aufbaute, zog es sie doch wieder zurück in ihre kölsche Heimat. „Mir war der Dom zu weit weg und ich muss mich doch mit Rheinwasser waschen können“, schmunzelt das Geburtstagskind, das in seinem Leben zahlreiche Schicksalsschläge verkraften musste: „Ich habe zwei Weltkriege überlebt, die Bomben der Engländer explodierten direkt über uns, sodass uns die Röcke hochflogen.“


Im Bombenhagel lernte sie auch ihren ersten Mann kennen, der die Flak bediente. „Wir hatten niemals Streit. Wenn man dem anderen vertraut und ihn machen lässt, dann kommt man gut miteinander aus“, spricht Eckhardt und verstummt. Nachdenklich blickt sie in die Runde und muss eine Träne unterdrücken. „Sie fehlen mir doch sehr“, räumt die 105-Jährige ein und meint ihre beiden Ehemänner sowie die einzige Tochter, die viel zu früh verstarb.

„So ein Alter ist nicht immer schön, man kann sich manchmal doch sehr alleine vorkommen“, weiß die rüstige Seniorin, die aber sogleich wieder anfängt zu lächeln. „Aber mir geht es gut und ja. Ein bisschen Glück braucht man im Leben. Und auch wenn ich nicht mehr so gut hören oder sehen kann, darf ich behaupten: Ich hatte Gott sei Dank sehr viel Glück.“
   
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