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Viel Stückwerk, aber zwei wichtige Punkte

pn; 6. Sep 2012, 00:30 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Borko Ristovski sicherte dem VfL mit seinen Paraden in den Schlussminuten den Sieg.
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Viel Stückwerk, aber zwei wichtige Punkte

pn; 6. Sep 2012, 00:30 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach rutscht nach einem schwachen Auftritt nur knapp an einer Heimpleite gegen den Aufsteiger aus Essen vorbei – Ristovski und Mahé drehen in der Schlussphase das Spiel und sorgen für einen eher unverdienten Sieg.
Von Peter Notbohm

Lange sah es nicht nach dem zweiten Saisonsieg für den VfL Gummersbach aus, doch in den Schlussminuten drehten die Oberbergischen die Partie gegen den TUESEM Essen doch noch und konnten somit nach dem TSV GWD Minden auch den zweiten Aufsteiger besiegen. Durch den Erfolg ist die Mannschaft von Emir Kurtagic mit 4:2 Punkten im Soll und belegt derzeit den neunten Rang. Die Essener bleiben nach ihrer dritten Niederlage dagegen auf dem letzten Tabellenplatz.

VfL Gummersbach – TUSEM Essen 29:27 (14:14).

[Neuzugang Michael Kopco zeigte eine durchwachsene Partie.]

Die VfL-Fans wussten nach dem Schlusspfiff genau, wen sie zu feiern hatten. VfL-Maskottchen Gummi bugsierte Borko Ristovski nach dem knappen 29:27-Sieg in die Gummersbacher Fankurve, so dass sich der Torhüter seine verdienten Ovationen abholen durfte. Denn seine Paraden waren es, die eine scheinbar bereits verlorene Partie doch noch drehten. Doch von Anfang an. Der VfL begann gegen einen frech auftretenden Aufsteiger pomadig und lief schnell einem Rückstand hinterher. Zu Recht monierte Trainer Emir Kurtagic nach der Partie, dass seine Spieler dem gegnerischen Angriffstreiben zu oft nur zuschauten, anstatt zu agieren. Bis zum 3:2 (5.) durch Kapitän Vedran Zrnic legten die Gastgeber zwar nach vor, doch nach einem Stürmerfoul von Michael Kopco und einer unnötigen Zeitstafe gegen Barna Putics übernahmen die Gäste das Zepter.

Angetrieben vom wurfstarken Julius Kühn und einem sichtlich motivierten Ex-Gummersbacher Ole Rahmel, dem ein Traumtor per Rückhandwurf gelang, legten die Gäste über 4:6 (11.) auf 7:10 (21.) vor. Bereits hier zeigte sich ein Manko des Gummersbacher Spiels am heutigen Tage, die Chancenverwertung. Gleich mehrfach scheiterten die VfL-er freistehend an den gut aufgelegten Essener Keepern. Nach 23 Minuten hatte Kurtagic genug gesehen und reagierte. Für den bis dahin äußerst blassen Putics kam Dennis Krause im Angriff und auch Nemanja Mladenovic und Robin Teppich wurden eingewechselt. Ein Schachzug, der sich lohnen sollte. Krause erzielte die nächsten beiden VfL-Treffer und verkürzte zum 11:12 (25.). Nach dem zwischenzeitlichen 12:14 (28.) durch Ole Rahmel besorgten schließlich Krause und Putics noch den Ausgleich, der für die zweite Hälfte hoffen ließ.

[Kentin Mahé blieb lange Zeit unscheinbar, drehte dafür in der Schlussphase aber auf und übernahm bei den Siebenmetern Verantwortung.]

Doch weit gefehlt. Der VfL kam fast genauso schläfrig aus der Kabine, wie bereits im ersten Durchgang. Zwar gelang Adrian Pfahl die zwischenzeitliche 15:14-Führung, doch nach einer Zeitstrafe gegen Mladenovic ging Essen in Überzahl erneut in Führung. Allerdings vermochten sich die Gäste dieses Mal bis zum 20:20 (42.) immerhin nicht abzusetzen, was auch am eingewechselten Aljosa Rezar lag, der gleich zwei Siebenmeter der Ruhrpottler entschärfte. Nach jeweils zwei Toren durch Kühn und Rahmel wurden den ersten VfL-Fans beim 21:24 (46.) dann aber doch ein wenig mulmig zu Mute. Emir Kurtagic reagierte erneut und stellte sein Team in einer Auszeit neu ein. Treffer von Pfahl, Putics und Mahé sorgten anschließend für den abermaligen 24:24-Ausgleich (49.).

Es folgte eine Schlussphase auf Messers Schneide, in der schließlich auch die Schiedsrichter ein wenig das Zünglein an der Waage spielen sollten. Nach dem 25:26 (54.) durch Kentin Mahé kassierte Julius Kühn eine äußerst fragwürdige Zeitstrafe, die den Schlussspurt des VfL einläuten sollte, zumal Ole Rahmel keine dreißig Sekunden später ebenfalls auf die Strafbank musste. Zwar kassierten die Gastgeber selbst in doppelter Überzahl noch einen Gegentreffer, doch in den letzten Minuten war Borko Ristovski hellwach und entschärfte gleich drei Würfe der Essener. Auf der anderen Seite machten es Goran Sprem zum 27:27 (57.) und Mahé zum 28:27 (59.) und 29:27 fünfzehn Sekunden vor dem Ende besser. Danach kannte der Jubel im Blau-Weißen Lager verständlicherweise keine Grenzen, während die Essener sich über eine mehr als unnötige Niederlage ärgern mussten.
[Mit der Einwechslung von Dennis Krause in der Offensive kam der VfL erstmals in Schwung.]

Verdient war dieser Sieg sicherlich nicht, denn der VfL lieferte nicht gerade seine beste Leistung ab und die Essener Gäste waren sogar über weite Strecken die bessere Mannschaft. Doch die zwei Punkte bleiben im Oberbergischen und nach dem „Wie“ fragt spätestens in zwei Wochen kein Mensch mehr.

Stimmen:

Maik Handschke (Trainer TUSEM Essen): Glückwunsch an den VfL Gummersbach. Uns tut dieses Spiel schon weh, wie man sich sicherlich vorstellen kann. Wir haben über weite Strecken gezeigt, dass wir eine sehr gute Spielanlage haben. Wir haben uns aber auch in einigen Phasen in der ersten Hälfte dumm angestellt, so dass der VfL wieder herankam. Und gerade in der Endphase mit den drei Zeitstrafen noch einmal. Ob nun meine Spieler zu dumm waren oder die Zeitstrafen korrekt waren, weiß ich nicht. Ein Punkt wäre auf jeden Fall verdient   gewesen. So ist es richtig bitter.

Ole Rahmel (Spieler TUSEM Essen): Für mich war es natürlich ein besonderes Spiel. Wir waren heute auf Augenhöhe und hätten mehr verdient gehabt. In der Schlussphase haben wir uns aber dümmer als der Gegner angestellt und unnötige Zeitstrafen kassiert. Gerade auswärts müssen wir cleverer auftreten.
[Ole Rahmel machte gegen seinen Ex-Verein ein gutes Spiel.]

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): Zufrieden bin ich heute nur mit den beiden Punkten. Ich habe im Vorfeld schon gesagt, dass uns ein Kampfspiel erwartet. Die vorherigen Essener Ergebnisse sind egal gewesen. Sie sind in der Lage über 60 Minuten Kampfgeist zu zeigen. In den ersten fünf Angriffen bekommt Essen vier Abpraller und macht noch das Tor, während wir in der Abwehr nur zugucken. Das war sicher nicht unser bestes Spiel. Essen hat über 60 Minuten gut gespielt und war auch die bessere Mannschaft. Am Ende war es als Aufsteiger vielleicht die Unerfahrenheit. Wir müssen zusehen gesund zu werden, um wieder mehr Optionen zu haben.

Frank  Flatten (Manager VfL Gummersbach): Essen war ein kampfstarker Gegner, der Oberwasser bekommen hat. Wir können froh sein, dass wir beide Punkte behalten haben. Für die Essener, von denen ich viele aus meiner Düsseldorfer Zeit kenne, tut es mir natürlich leid, aber am Ende zählen nur die zwei Punkte.

VfL Gummersbach
Aljosa Rezar (36.-54.Minute, 3 Paraden, darunter zwei Siebenmeter)
Borko Ristovski 1.-36. Minute und 54. – 60 Minute, 11 Paraden, darunter zwei Siebenmeter)
Dennis Krause (4)
Robin Teppich
Barna Putics (3)
Kentin Mahé (8/4)
Andreas Heyme
Michael Kopco (2)
Nemanja Mladenovic
Adrian Pfahl (6)
Jan-Lars Gaubatz (n.e.)
Goran Sprem (1)
Vedran Zrnic (5/2)
[Frank Flatten (Mitte) durfte in seinem ersten Spiel als VfL-Manager einen Sieg von der Seitenlinie bejubeln.]

TUSEM Essen
Jan Kulhanek (25.-60. Minute, 8 Paraden)
Ante Vukas (1.-25. Minute, 6 Paraden)
Fabian Böhm (1)
Julius Kühn (7)
Philipp Pöter (4)
Niclas Pieczowski
Lasse Seidel (1)
Felix Handschke
David Breuer (1/1)
Ole Rahmel (7/1)
Hannes Lindt (3/1)
Andre Kropp (3)

Schiedsrichter
Immel / Klein

Zuschauer
1810

Strafen
12:10 Minuten (2x Kopco, Krause, Putics, Mladenovic – 3x Böhm (Rote Karte), Kühn, Rahmel).

Siebenmeter
6/6 – 7/3 (Rahmel und Breuer scheitern an Ristovski, Breuer und Lindt scheitern an Rezar).

Beste Spieler:
Borko Ristovski, Dennis Krause, Kentin Mahé (Schlussphase) – Julius Kühn, Jan Kulhanek, Ole Rahmel
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