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Zeitzeuge berichtete im Wiehler Sparkassenforum über seinen Leidensweg in der Nazi-Zeit

mkj; 23. Mar 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Zeitzeuge berichtete im Wiehler Sparkassenforum über seinen Leidensweg in der Nazi-Zeit

mkj; 23. Mar 2008, 00:00 Uhr
(mkj/8.3.2008-19:40)Von Michael Kleinjung
Wiehl - Besucher von den Berichten tief betroffen - Redner warnten vor Vergessen.
[Bilder: Michael Kleinjung --- Vor über 200 Zuhörern erzählte der jüdische Zeitzeuge Herbert Schenkmann (li.) seinen Leidensweg als junger Mann in der Nazizeit, neben ihm Hans-Rüdiger Minow, Mitinitiator des Projekts "Zug der Erinnerung".]

„Aus einem Volk von Dichtern und Denkern wurde ein Volk aus Richtern und Henkern." Der jüdische Zeitzeuge Herbert Schenkmann, geboren und aufgewachsen in Deutschland, erzählte am Freitagabend vor über 200 Zuhörern im Sparkassenforum Wiehl, wie er als Jugendlicher in der Nazizeit quer durch Deutschland in Viehwagons in mehrere Konzentrationslager verschleppt wurde. Dabei erzählte er seine Geschichte sachlich und ohne Effekthascherei und dennoch konnte man sehen, wie jedes seiner Worte tief in die Herzen und Seelen der tief betroffenen Zuhörer drang, die erschüttert seinem Leidensweg lauschten.

[Holger Banse von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit .]

Nachdem schon am Freitag über 1.000 Besucher, darunter auch viele Schüler und Jugendliche den "Zug der Erinnerung" im Wiehler Bahnhof besucht haben, fand am Abend eine Veranstaltung statt, zu der die oberbergische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit unter dem Vorsitzenden Holger Banse eingeladen hatte. "Vergessen wollen führt ins Exil, das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung", so Banse und zitierte aus dem Talmud, neben der jüdischen Bibel das wohl bedeutendste Schriftwerk des Judentums und weist damit auf der einen Seite auf den bedrückenden und auf der anderen Seite auf einen befreienden Klang in dem Moment hin, in dem ein "Zug der Erinnerung" in einem Bahnhof hält und zur Erinnerung einlädt.

Der Mitinitiator des Gesamtprojekts „Zug der Erinnerung“ Hans-Rüdiger Minow stand am Ende der Veranstaltung zusammen mit Schenkmann und Branse den Anwesenden Rede und Antwort. Auf die Frage hin, warum man bei dem "Zug der Erinnerung" nicht auch auf die heutige immer noch vorhandenen Problematik von Antisemitismus eingeht kam die Antwort prompt: "So schlimm das alles auch immer noch ist, aber nichts ist mit dem vergleichbar, was vor über 60 Jahren systematisch von Staatsseite aus an Verbrechen an der Menschheit geschehen ist." Umrahmt wurde die Veranstaltung von dem Musiker Uli Türk, der ausgewählte Stücke von Heinrich Heine und Kurt Tucholsky vorlas und einen Liedvortrag zusammen mit seiner Tochter Julia darbot.



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