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Fragen nach Gott, Paartherapie und Düsseldorf

us; 16. Feb 2019, 09:58 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Jeder hätte sein 'zu Hause bleiben' bedauert: Mit lächelnden Gesichtern verfolgten die Besucher die unterhaltsamen Ausführungen.
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Fragen nach Gott, Paartherapie und Düsseldorf

us; 16. Feb 2019, 09:58 Uhr
Bergneustadt - Als regelrechter Straßenfeger erwies sich der Vortrag von Dr. Manfred Lütz, in dessen Mittelpunkt sein Buch 'Gott - Eine kleine Geschichte des Größten' stand - Mit 650 Besuchern war das Forum Wiedenest restlos ausverkauft.
Von Ute Sommer

"Ein Vortrag, den jeder versteht, ist kein guter Vortrag. Man denkt sich: Hätt ich ja auch zu Hause bleiben können", schickte Dr. Manfred Lütz seinen Ausführungen voraus. Danach nahm der bekannte Kölner Psychiater, Theologe und Bestsellerautor das Publikum mit auf eine unterhaltsame, zweistündige Parforcejagd auf der Suche nach Antworten auf die Gottesfrage. Was spricht für die Existenz Gottes? Was spricht dagegen? Dass wirklich niemand der Zuhörer sein eignes Kommen bedauerte und lieber zu Haus geblieben wäre, bestätigte der tosende Applaus am Schluss. Als Rheinländer gleichzeitig dem Glauben und der Lust am Leben zugeneigt, beleuchtete Dr. Lütz das Thema mit einer gehörigen Portion Humor und griffigen Geschichten aus seinem Alltag als Mediziner und Normalo.


[Als Wissenschaftler mit weitem Horizont, Mediziner mit Einblick in menschliche Lebenswirklichkeit  und Christ mit fundierter Argumentation-sgrundlage präsentierte sich Dr. Manfred Lütz in Wiedenest.] 

"Wissen sie eigentlich, wie die Stadt heißt, in der alle Behinderten des Rheinlandes zentral untergebracht sind?", erfragte er von den prustenden Zuschauern. Die Antwort: "Düsseldorf". Mit geschickt eingestreuten Gags sicherte er sich so immer wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit für sein Referat. Gerade in einer Zeit zunehmenden Unglaubens sei verlässliches Geschichtswissen in der Argumentation mit Andersdenkenden unerlässlich und die Frage nach Gott entscheidend für alle relevanten Lebensbereiche, wie die zum Beispiel die Sterbehilfedebatte, die Evolutionsforschung, Gentechnik oder etwa die Menschenwürde. "Der Glaube ist keine Privatsache", machte er Mut, als aufgeklärter Christ im öffentlichen Diskurs nicht zu schweigen, sondern sich klar, in verständlicher Sprache zu positionieren.


Wer wirklich an Gott glaubt, lebt anders als der, der nicht an Gott glaubt, doch sind Gläubige, genau wie Atheisten in ihren Lebensentwürfen oft inkonsequent, ist sich der katholische Theologe sicher. "Stellen sie sich vor, ich könnte ihnen ihr exaktes Todesdatum voraussagen. Sie würden ab sofort anders leben", führte er anhand des Gedankenspiels die Unwiederbringlichkeit eines jeden Augenblicks vor Augen, mit der die existenzielle Frage nach Gott zwingend einhergeht. "Auf was kann ich mich angesichts letzter Fragen verlassen, wenn doch alles Ansichtssache ist?“ Mit weitem Horizont und einer gehörigen Portion Selbstironie beleuchtete der studierte Philosoph auf Grundlage der Natur-und Geisteswissenschaften umfassend alle gängigen Einwände gegen, aber auch alle überzeugenden Argumente für die Existenz Gottes.

Entgegen dem gängigen Halbwissen vieler Menschen seien die Naturwissenschaften von den Christen aus Überzeugung stets gefördert worden und man habe sich ihnen ohne "Heidenangst" nähern können. Beispielsweise könne der Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer als natürliches Ereignis gedeutet werden, "allerdings habe ich keine Mühe damit, darin das Handeln Gottes oder ein Wunder zu entdecken".

Im Wechsel mit erheiternden Episoden aus der Paartherapie, aus Talkshow-Auftritten oder der Geburtsvorbereitung für werdende Väter nahm der Kabarettist das Publikum mit auf einen herausfordernden Streifzug durch die Welt von Literatur, Musik-und Kunstgeschichte, Quantentheorie, Evolutionsforschung bis hin zum grammatischen Gottesbeweis des Robert Spaemann. "Musik und Liebe sind der existenzielle Beweis, dass es etwas Immaterielles gibt und dass das gut sein und Bestand haben kann", verwies er auf ein faszinierendes Erleben, das über alles menschliche Begreifen hinausgeht.
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