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Fast jeder dritte Schüler hat Schlafstörungen

Red; 24. Jan 2019, 10:12 Uhr
Symbolfoto.
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Fast jeder dritte Schüler hat Schlafstörungen

Red; 24. Jan 2019, 10:12 Uhr
Gummersbach - DAK-Präventionsradar untersucht Zusammenhang von Schlafmangel, Schulstress und Mediennutzung – Mediziner schlagen Alarm.
Fast jeder dritte Schüler leidet unter Schlafstörungen. Die Hälfte der Schüler fühlt sich tagsüber erschöpft und klagt über Müdigkeit. Das zeigt der Präventionsradar 2018 der DAK-Gesundheit. Insbesondere ältere Schüler schlafen zu wenig. So berichten Neunt- und Zehntklässler von im Durchschnitt nur rund sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Auch infolge des Schlafmangels leiden Schüler verstärkt unter Stress.

Der Präventionsradar belegt, dass der Schlafmangel in Zusammenhang steht mit den stark erhöhten Bildschirmzeiten der Schüler: Viele sitzen mehr als vier Stunden täglich vor Fernseher, Smartphone oder Tablet. Knapp ein Fünftel zeigt depressive Symptome. Die Krankenkasse hat die aktuelle Schulstudie mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in sechs Bundesländern durchgeführt. Fast 9.300 Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis zehn wurden dafür repräsentativ befragt. Der Präventionsradar untersucht als kombinierte Längs- und Querschnittserhebung jährlich Befinden und Gesundheitsverhalten von Zehn- bis 18-Jährigen.


„Die Schüler kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie laden ihre eigenen Batterien nicht mehr ausreichend auf“, kommentiert Wolfgang Brelöhr, DAK-Chef in Gummersbach, die Ergebnisse. „Schlafmangel und Schlafstörungen werden leicht unterschätzt, dabei können sie ernsthafte Probleme verursachen.“ Der DAK-Präventionsradar zeige einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Stressempfinden: Je weniger Schlaf die Befragten bekommen, desto mehr fühlen sie sich gestresst. Von den Mädchen gibt sogar fast die Hälfte (48 Prozent) an, oft oder sehr oft unter Stress zu leiden.

 „Dass die Kinder- und Jugendlichen heute mehr Schlafschwierigkeiten als früher haben, ist eine alltägliche Erfahrung“, erklärt Dr. Roland Adelmann, Chefarzt der Kinderabteilung im Kreiskrankenhaus Gummersbach. „Wir sehen häufig gerade Jugendliche, welche die notwendige Schlafdauer zum Teil deutlich unterschreiten und dann morgens auch in der Schule einfach nicht die Leistung bringen können.“ Adelmann sieht hier dringend einen großen Handlungsbedarf bei den Eltern. „Die Kinder und Jugendlichen brauchen einen abendlichen klaren Schlussstrich für den Gebrauch Ihres Handys. Das Handy sollte danach dann komplett ausgeschaltet sein.“

Für Dr. Peter Melchers, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Oberberg, ist Schlafmangel ist einer von vielen Gründen für den stark angestiegenen Stresspegel bei Jugendlichen. Melchers ergänzt: „Vor allem bei Gymnasiasten ist das G8 ein großes Problem. Wir sehen in unserer Ambulanz Jugendliche, die massiv überlastet sind, weil ihr Schultag viel zu lang ist. Die mediale Belastung kommt noch hinzu. Übermäßige Bildschirmzeiten durch alle konsumierten Medien stellen eine starke Belastung aus neurologischer und psychischer Hinsicht dar. Den Jugendlichen bleibt zu wenig Zeit für körperliche Aktivitäten und andere Entwicklungsanforderungen. Eltern müssen ihren Kindern eingeschränkte Bildschirmzeiten vorleben und vorgeben und sie beim Medienkonsum begleiten.“
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