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'Wir sind noch lange nicht fertig'

uk; 16. Jan 2019, 15:09 Uhr
Archivbild: So kraftvoll setzt sich Paul Drux derzeit auch bei den Spielen der Deutschen Nationalmannschaft in Szene.
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'Wir sind noch lange nicht fertig'

uk; 16. Jan 2019, 15:09 Uhr
Oberberg – Der frühere Marienheider Handball-Nationalspieler Paul Drux ist fasziniert von der Stimmung bei den WM-Spielen und will mit seinem Team mindestens das Halbfinale erreichen.
Von Uli Klein

Sie hatten auf ein gigantisches Erlebnis spekuliert - und genau dieses bekamen und bekommen die deutschen Handballer denn auch. Nach einer Woche Weltmeisterschaft hat sich republikweit jedenfalls eben jener Virus eigenistet, der vor zwölf Jahren zum Championat der deutschen Werfer führte. Mitten drin im Wettkampf um den aktuellen Handball-Oscar ein im Oberbergischen gebürtiger Topspieler: Paul Drux.


Der Ausnahmesportler aus Marienheide und heutige Wahl-Berliner zählt längst zu den etablierten Kräften im Aufgebot des Deutschen Handballbundes (DHB) und hat bereits bei mehreren großen Turnieren (Welt- und Europameisterschaftem sowie Olympia 2016 in Rio) mitgemacht. Insofern kann sich der 23-Jährige natürlich ein fundiertes Urteil über das bisherige Abschneiden, die Atmosphäre im Team und die weiteren Ziele des DHB-Teams erlauben. "Wir sind voll auf Kurs - die Stimmung in unserer Mannschaft ist entsprechend super", sagt der gebürtige Gummersbacher am Mittwochmorgen, wenige Stunden nach dem Herzinfarktduell gegen den amtierenden Champion aus Frankreich.  Und er sagt auch: "Unsere Mission ist noch längst nicht beendet. Wir haben noch einiges vor."

Dass gegen die Russen (22:22) am vergangenen Sonntag und gestern Abend gegen Frankreich trotz greifbar naher Siege jeweils "nur" Teilerfolge heraussprangen, findet Drux zwar "ein bisschen ärgerlich", aber nicht wirklich tragisch, denn: "Wir haben gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner bestehen können." Und nicht nur das: Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Deutschen drei Punkte - zwei aus dem Brasilienspiel (34:21) sowie einer aus besagtem Match gegen Frankreich (25:25) - mit in die Hauptrundengruppe nehmen. Eine vielversprechende Ausgangsposition für den Kampf um die Halbfinalplätze.   



Entscheidenden Anteil am bisher erfreulichen deutschen WM-Spielfilm hatten und haben - neben dem intakten Wohlbefinden in der Mannschaft - die Fans. Nicht nur, dass am Dienstagabend in der Spitze knapp zehn Millionen Menschen vor den TV-Schirmen mit den Jungs von Bundestrainer Christian Prokop fieberten. Auch die 13.000 Schwarz-Rot-Gold-Sympathisanten in der Berliner Mercedes-Benz Arena sorgten für eine Atmosphäre, als würden der Papst und die Rolling Stones gemeinsam auftreten. "Eine schier unglaubliche Stimmung, die man kaum noch steigern kann", beschreibt Drux, der nach dem anstehenden Ortswechsel in die Kölner LANXESS arena freilich "auf dieselbe Unterstützung hofft wie in Berlin". Oder vielleicht sogar noch das eine oder andere Dezibel mehr, soweit das überhaupt möglich ist. Das Wintermärchen anno 2007 ist da noch in bester Erinnerung. Damals bestand mehrfach akute Gefahr, dass das Arenadach davonfliegen würde.

Paul Drux hat diesen Tornado der Emotionen als knapp 12-Jähriger mitbekommen. Und genau so soll es ab dem kommenden Samstag laufen. Wobei die Kölner Auftritte der DHB-Handballer beim Wahlberliner Drux auch aus einem weiteren, ganz persönlichen Grund, große Vorfreude provozieren: "Natürlich ist es für mich ein ganz besonderes Gefühl, in der Nähe der Heimat zu spielen." Umso mehr, weil der Rückraumspieler und seine Kollegen die Domstadt wohl nur als weitere Durchgangsstation auf dem Weg unter die letzten Vier betrachten. Denn: "Es läuft zwar gut. Aber wie gesagt: Wir sind noch lange nicht fertig."   
  
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