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Prozessauftakt: Ein Meer des Schweigens

pn; 11. Jan 2019, 14:25 Uhr
Bild: Peter Notbohm ---- Am Landgericht Bonn startete der Prozess gegen sechs Waldbröler.
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Prozessauftakt: Ein Meer des Schweigens

pn; 11. Jan 2019, 14:25 Uhr
Waldbröl – Am ersten Verhandlungstag des Prozesses gegen sechs Waldbröler, die einen 23-Jährigen brutal überfallen haben sollen, hüllten sich die Angeklagten in Schweigen.
Von Peter Notbohm


Vorerst wenig Erhellendes lieferte der Prozessauftakt gegen sechs Waldbröler, denen vorgeworfen wird, sich im Mai des vergangenen Jahres der versuchten schweren räuberischen Erpressung sowie der gemeinschaftlichen gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht zu haben. Die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Bonn unter dem Vorsitz von Richter Dr. Volker Kunkel hätte manche Frage gehabt, stieß jedoch auf ein Meer des Schweigens bei dem Sextett. Weder zu ihrer Person, noch zum mutmaßlichen Tathergang wollten sich die 18- bis 34-Jährigen äußern. Lediglich zwei der Angeklagten, darunter einer der vermeintlichen Haupttäter, ließen über ihre Anwälte ausrichten, sich im Laufe des Prozess noch einlassen zu wollen. Ursprünglich war auch ein siebter Waldbröler angeklagt. Gegen diesen wurde aufgrund eines Alibis der Prozess allerdings gar nicht erst eröffnet.


Folgt man der Anklageschrift, die durch die Staatsanwaltschaft verlesen wurde, soll die Gruppe einen 23-Jährigen Bekannten aus Wissen in seinem Audi in eine Sackgasse in Waldbröl gelockt haben, um ihn dort auszurauben. Mit Sturmhauben und grünen schusssicheren Westen bekleidet, habe das Sextett dann versucht, das Opfer mit Kalaschnikow-Gewehren, die allerdings nur mit Platzpatronen bestückt waren, einzuschüchtern. Zufällig anwesende Familien und Kinder seien panikartig geflüchtet. Der Geschädigte habe sich zudem wehrhaft gezeigt und sich mit einer mitgeführten Gaspistole verteidigt. Letztlich sei das Opfer mit einer Pfeffersprayattacke, Prellungen und Schürfwunden noch glimpflich davongekommen.


Nachdem die sechs Angeklagten von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machten, verlas das Gericht mehrere Untersuchungsberichte der Polizei sowie die Protokolle der Vorführungen beim Haftrichter, wo zumindest Armin J. (Name geändert) bereits Teile der Tat, darunter das Einschlagen des Autofensters sowie vereinzelte Schläge auf das Opfer und auf den Mitangeklagten Richard M. zugegeben hatte. Von einem Überfall oder einer Erpressung wollte er allerdings nie etwas gewusst haben. Vielmehr sei es darum gegangen, dem späteren Opfer eine Abreibung zu verpassen.


Durch das Verlesen dieser gerichtlichen Vorführung fühlten sich zwei der sechs Angeklagten bereits entlastet und ließen das auch durch ihre Anwälte mitteilen. Weiter geht der Prozess am 22. Januar, wenn die ersten der zahlreichen geladenen Zeugen aussagen werden. Ob sich dann auch die Angeklagten weiter einlassen werden, ist noch ungewiss. Der Vorsitzende Richter ließ allerdings durchblicken, dass sich Geständnisse durchaus strafmildernd auswirken würden, schließlich habe die Kammer noch viele offene Fragen, wie den Hintergrund der Tat, das Verbleiben der verschwundenen Waffen sowie die Tatbeteiligungen zu klären.
  
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