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Stürme, Starkregen und Trockenheit

nh; 22. Nov 2018, 14:30 Uhr
Archivbild: Fenja Jansen --- Anfang des Jahres lief die Genkeltalsperre nach tagelangen Regenfällen über. Aktuell ist die Trinkwassertalsperre zu gut 46 Prozent gefüllt.
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Stürme, Starkregen und Trockenheit

nh; 22. Nov 2018, 14:30 Uhr
Oberberg - Auf ein ereignisreiches Jahr mit vielen Wetterkapriolen blickte Aggerverband-Vorstand Lothar Scheuer zurück - Multiresistente Keime und Plastikrückstände im Wasser weitere Themenschwerpunkte.
Von Nils Hühn

Am 31. Oktober ging das Wasserwirtschaftsjahr zu Ende. Ein ereignisreiches Jahr für den Aggerverband mit zahlreichen Wetterkapriolen. „In den vergangenen Wochen wurden wir fast täglich angerufen und mussten Pegelstände durchgehen“, erklärte Prof. Dr. Lothar Scheuer, dass die lang anhaltende Trockenheit für sehr hohe Aufmerksamkeit sorgte, da den Menschen in Oberberg auffiel, dass manche Bachläufe versiegten und die Pegelstände der Talsperren sichtbar sanken. „Wir haben rund eine Million Kubikmeter mehr Trinkwasser abgegeben, als in den fünf Jahren zuvor“, stieg der Bedarf bei den rund 500.000 Kunden des Aggerverbands.

Diese Mehrabgabe ist kein Problem, da die Trinkwasserreservoirs Wiehl- und Genkeltalsperre nach dem Winter gut gefüllt waren - unter anderem lief die Genkeltalsperre Anfang des Jahres über - und ein nasser April für Nachschub sorgte. Den Gesamtinhalt der beiden Trinkwasser-Talsperren betrug Ende September 23,3 Millionen Kubikmeter Wasser und damit über zwei Millionen Kubikmeter Wasser als im Jahr 2003. Vor 15 Jahren waren die beiden Talsperren nämlich Anfang Mai nicht so voll (29,3 Millionen Kubikmeter Wasser), wie in diesem Jahr (32,7 Millionen Kubikmeter Wasser).


Obwohl die Wiehltalsperre seit heute Morgen auch den Füllstand von 50 Prozent unterschritten hat, herrscht beim Aggerverband keine Panik, dass das Trinkwasser knapp werden könnte. „Im Winter gelangt der Regen in die Talsperren. Das ist ein ganz normaler Vorgang“, ist sich Scheuer sicher, dass die Niederschläge im kommenden Halbjahr wieder für steigende Pegelstände sorgen werden. Bislang musste nicht einmal die Mindestwasserabgabe von 100 Litern pro Sekunde an die Wiehl reduziert werden. „Während andere Bäche wie die Dörspe teilweise ausgetrocknet sind, war der Pegel der Wiehl nahezu unverändert“, erklärte Scheuer.

Doch nicht nur die lang anhaltende Trockenheit machte dem Verband zu schaffen. Auch auf die Zunahme von Starkregen-Ereignissen muss reagiert werden. Mit einem „Starkregenrisikomanagement“ soll in Kooperation mit den Kommunen dafür gesorgt werden, dass das Wasser bei solch einem Ereignis Wege in die Gewässer findet, ohne allzu großen Schaden anzurichten. Zu Beginn des Jahres sorgten die beiden Winterstürme „Burglind“ und „Friederike“ dafür, dass 3.000 Festmeter Holz aus dem 800 Hektar großen Waldbestand verloren gingen. Durch die Borkenkäfer-Plage kamen weitere 5.000 Festmeter hinzu, was dem Verlust einer Jahresmenge entspricht. „Unser Forstbetrieb muss keine roten Zahlen schreiben, weil wir frühzeitig Verträge mit Sägewerken geschlossen haben“, so Scheuer.

Ein weiterer Schwerpunkt des Jahres waren Multiresistente Keime im Wasser. Bislang führt der Aggerverband keine Untersuchungen durch, wird sich im kommenden Jahr aber an einem Landesprogramm beteiligen. Untersuchungen des Landes an Badegewässern waren in der Regel unproblematisch und im Trinkwasser sind Multiresistente Keime bislang nicht relevant. Ein Thema der Zukunft lautet „Mikroplastikpartikel im Wasser.“ Entwarnung konnte Lothar Scheuer fürs Trinkwasser geben. Allerdings handelt es sich um ein sehr komplexes Thema, das den Verband beschäftigen wird. Größter Verursacher von Mikroplastikpartikeln ist der Abrieb von Autoreifen, so der Verbandschef.

Fürs kommende Jahr stehen zahlreiche Projekte beim Aggerverband auf der Liste. Klärschlamm wird ab 2019 ausschließlich in einer speziellen Anlage bei Hagen verbrannt. Diese Form der Entsorgung „erfüllt die neuen Spielregeln“, so Scheuer, führt aber auch zu einer Mehrbelastung von 800.000 € jährlich. Abnehmer des gering belasteten Klärschlamms aus der Landwirtschaft gibt es nicht. Zwischen dem südlichen Bereich Oberbergs und Altenkirchen entsteht eine sieben Kilometer lange Trinkwasser-Transportleitung, zudem werden Regenrückhalte- und Retentionsfilterbecken gebaut. Für verschiedene Kläranlagen sollen die Netzpläne neu berechnet werden. Die beste Nachricht aus Sicht der Aggerverband-Kunden hatte sich der Vorstand für den Schluss aufgehoben: „Das Wasser wird kommendes Jahr nicht teurer.“
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