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Ängste vor der Digitalisierung nehmen

ls; 6. Nov 2018, 14:20 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Eine VR-Brille wird von Jugendlichen oft zum Spielen benutzt, kann aber auch im Handwerk optimal zur Raumplanung eingesetzt werden.
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Ängste vor der Digitalisierung nehmen

ls; 6. Nov 2018, 14:20 Uhr
Lindlar – Auch im Handwerk gewinnen smarte Anwendungen immer mehr an Bedeutung, so der Konsens der heutigen Ausstellungseröffnung „DIGIHAND“ auf :metabolon.
Von Leif Schmittgen

Zwischen dem marokkanischen Marrakesch und dem spanischen Barcelona liegen Welten, zumindest technologisch. Das stellten heute Vormittag der Unternehmer Marco Brück (B.E.G.) und Kreishandwerkschef Marcus Otto auf der Ausstellung "DIGIHAND" fest. Während der eine (Brück) Eindrücke von drei Quadratmeter großen Handwerksbetrieben in Nordafrika ohne jegliche digitale Technik mit nach :metabolon brachte, sprach der andere davon, dass man in der „Hauptstadt der Digitalisierung“ ausgelacht würde, sobald man Bargeld zücke. „Sogar in der Eisdiele ist nur das Bezahlen mit Karte möglich“, berichtete Otto.   


[3-D-Drucker könnten künftig Ersatzteile auf Knopfdruck produzieren.]

Doch was bedeuten die Urlaubserlebnisse der beiden für das Handwerk und die damit verbundene Zukunft der Zünfte? Die Erfahrungen lassen sich genau darauf anwenden, denn ohne smarte Technik geht auch im Handwerk heute nichts mehr. Man befindet sich im radikalen Umbruch zwischen alter und neuer Welt.  Und mit genau diesem Thema beschäftigt sich die Ausstellung „DIGIHAND“, die noch bis morgen im Schülerlabor auf dem Gelände des Lindlarer Abfallentsorgers zu sehen ist.   

„Alle sprechen von Industrie 4.0. Doch auch im Handwerk befinden wir uns längst mitten im digitalen Zeitalter“, sagte Marco Hasselkuß, vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, der die Ausstellung für das Bildungsministerium zusammengestellt hat und damit durch die gesamte Republik reist. So lässt sich die Farbe eines Hauses, das gestrichen werden soll, zum Beispiel am PC anschauen, oder per Virtual-Reality-Brille (VR) lassen sich Zimmer einrichten, und erlauben so einen Blick über die künftige Möblierung eines Raumes. Die Anwendung von 3-D-Druckern könnte künftig Ersatzteile bereitstellen, ohne dass diese auf dem Postweg verschickt werden müssen.

 

„Wir möchten den Menschen die Ängste vor dem Einsatz smarter Technik im Beruf nehmen“, sagte Hasselkuß. Mit einem Verlust des Arbeitsplatzes habe die Digitalisierung nämlich meist nichts zu tun. „Elektriker sind heute Programmierer, in der Autobranche werden Steuergeräte digital ausgelesen und selbst im Sanitärhandwerk, werden die Kundendaten digital erfasst“, nannte Otto nur einige Anwendungsbeispiele.   

Mit der Ausstellung möchte man vor allem das Klientel ansprechen, was dem Thema im Privatleben sowieso offen gegenübersteht. die Jugend. Deswegen informierten sich heute Zehntklässler der Realschule Gummersbach-Steinberg über die smarten Anwendungsmöglichkeiten im Handwerk, angefangen bei der Lichtsteuerung, über smarte Heizmöglichkeiten, bis hin zum Einsatz von Smartphones als Übersetzer bei Sprachschwierigkeiten in Zeiten der Globalisierung.    
 
[Die Schüler der Realschule Gummersbach-Steinberg informierten sich an den verschiedenen Stationen der Ausstellung.]

„Es ist wichtig, dass man die private Nutzung von Geräten für den Beruf schmackhaft macht“, meinte Uwe Cujai von der Wirtschaftsförderung des Oberbergischen Kreises. Warum das Ausstellungsthema hervorragend zu einem Abfallentsorger passe, erläuterte Annette Göddertz von Metabolon. „Heute kommt kein Tropfen Trinkwasser ohne digitale Steuerung mehr bei uns an und auch bei Entsorgungsprozessen kommen wir ohne elektronische Hilfsmittel nicht mehr aus“, sagte Göddertz.   

Warum  die Präsentation nur für zwei Tage vor Ort ist, erklärte Marco Hasselkuß: „Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen“, sagte er. Ende der Woche schlägt er bereits in München mit seiner „Ausstellung zum Anfassen “ auf.   
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