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Wespen: Schädlingsbekämpfer schieben Sonderschichten

ls; 9. Aug 2018, 23:55 Uhr
Bild: Helge May/NABU --- Wespen haben es vor allem auf Süßes abgesehen.
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Wespen: Schädlingsbekämpfer schieben Sonderschichten

ls; 9. Aug 2018, 23:55 Uhr
Oberberg – Die Wespenpopulation ist wegen der Hitze hoch – Schädlingsbekämpfer haben derzeit viel Arbeit, es gibt aber geteilte Meinungen zum Thema.
Von Leif Schmittgen

Das trockene Frühjahr, mit langsam ansteigenden Temperaturen und die Hitze der vergangenen Wochen haben dazu geführt, dass es in diesem Jahr besonders viele Wespen gibt. Der Schädlingsbekämpfer Jan-Philip Bruder schiebt, wie viele seiner Kollegen, derzeit Sonderschichten, um alle Kundenwünsche befriedigen zu können. „Mich erreichen derzeit bis zu 40 Aufträge pro Tag, die allesamt mit Wespen im Zusammenhang stehen“, sagt der Kammerjäger aus Hückeswagen.  

In den vergangenen Jahren seien es im gleichen Zeitraum etwa fünf gewesen. Bis zu zwölf Stunden am Tag verbringen die Experten derzeit damit, Wespennester an Kindergärten, Schulen, Firmengebäuden, aber auch Privathäusern zu beseitigen – und das im gesamten Kreisgebiet und darüber hinaus. „Die Temperaturen im Frühjahr sind langsam, aber stetig angestiegen, ohne einen Kälteeinbruch. Ideale Bedingungen für die Insekten“, weiß Bruder. 


Die Vorgehensweise, wie man den Tieren auf den Leib rückt, ist unterschiedlich. Grundsätzlich rät Bruder: „Solange die Tiere nicht übermäßig stören, sollte man gar nichts unternehmen“. Erst wenn sie wirklich zur Plage werden, hat der Schädlingsbekämpfer verschiedene Methoden, um der Lage Herr zu werden. Wenn es die Lage zulässt, werden die Nester an einen Ort versetzt, wo sie niemanden mehr stören. Ist das Wespennest dagegen nicht erreichbar, weil es sich zum Beispiel unter einem Dach befindet, kommen diverse Mittel zum Einsatz, um die Plage einzudämmen. Welche das sind, sei von Fall zu Fall verschieden. Prinzipiell muss immer ein triftiger Grund vorliegen, um gegen die Insekten vorzugehen, denn die Wespen unterliegen dem Naturschutz.   

Jemand der sich mit diesem Thema bestens auskennt, ist Heinz Kowalski, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) NRW. Sein Verband hatte unter anderem auch eine hohe Wespenpopulation in diesem Sommer vermeldet, der Bergneustädter sieht das aber – zumindest in seinem Umfeld – anders: "Ich habe nicht das Gefühl, dass sich in meinem Garten und der Umgebung mehr Wespen tummeln, als in den vergangenen Jahren“, sagt er. Wie es anderorts sei, wisse er aber nicht. „Der August ist der Wespenmonat“, weiß er.   

Einige, wegen der Hitze, bereits überreife Äpfel würden den Tieren gut schmecken, und deshalb finde man sie derzeit etwas früher als gewohnt. Denn erst wenn die Pflaumen reif sind, haben die Tiere Hochkonjunktur. Das Thema Wespen habe allerdings nichts mit dem Insektensterben der vergangenen Jahre (OA berichtete) zu tun.  „Nach wie vor ist die Population niedrig“, sagt er. Im vergangenen Jahr hatte er in seiner Funktion als Mitglied des Naturschutzbeirates des Oberbergischen Kreises darauf aufmerksam gemacht, dass die Insektenbestände in den vergangenen 30 Jahren um etwa 80 Prozent zurückgegangen seien. An der Situation hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert“, sagt Kowalski – und dass trotz vieler Wespen. 
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