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So viele Oberberger 'haben Rücken'

fj; 4. Jul 2018, 14:23 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Das Thema Rückenschmerzen beschäftigte heute die Experten im Gummersbacher Krankenhaus. Ein Grund für das verbreitete Leiden: Die menschliche Wirbelsäule ist nicht fürs Sitzen gemacht.
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So viele Oberberger 'haben Rücken'

fj; 4. Jul 2018, 14:23 Uhr
Oberberg – Das Bergische Land ist gesünder als der Landesdurchschnitt - Rückenleiden sind die Hauptursache für Krankschreibungen – Bei Prävention und Therapie kommt es hier vor allem auf eins an: Bewegung.
Von Fenja Jansen

Der Krankenstand im Bergischen Land liegt mit 3,7 Prozent unter dem Landesdurchschnitt (4,1 Prozent) und ist 2017 entgegen dem Landestrend nicht gestiegen. Dies geht aus dem Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor, den Wolfgang Brelöhr, Leiter der DAK-Gesundheit Oberberg, heute am Kreiskrankenhaus Gummersbach vorstellte. Demnach waren an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern im Bergischen Land 37 krankgeschrieben. Im benachbarten Sauer- und Siegerlang waren es dagegen 43 (Krankenstand: 4,3 Prozent). Während der Krankenstand in Nordrhein-Westfalen von 2016 auf 2017 insgesamt von 3,9 auf 4,1 Prozent stieg, blieb er im Bergischen Land unverändert.

Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (19,1 Prozent), Psychische Erkrankungen (18,4) und Erkrankungen des Atmungssystems(15,2) sorgten 2017 für die meisten Krankmeldungen im Bergischen Land. „Diese Reihenfolge findet man auch in den meisten anderen Regionen Deutschlands. Die Zahl der Menschen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen ausfällt, steigt dabei seit Jahren. Als Ursache für Fehltage haben die psychischen Erkrankungen mittlerweile einen festen Platz an der Spitze“, so Brelöhr. Übertroffen werden sie als Ursache für eine Krankmeldung nur noch von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems – Grund genug für die DAK, das Thema Rückenschmerzen in diesem Jahr in den Fokus zu nehmen.


[Stellten heute den DAK-Gesundheitsreport vor: (v. li.) Prof. Dr. Franz Blaes (Chefarzt Neurologie), Sascha Klein, Geschäftsführer Klinikum Oberberg; die stellvertretende Landrätin Ursula Mahler, DAK-Chef Wolfgang Brelöhr und Dr. Christian Probst (Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie).]

Gezielte Untersuchungen zum Thema zeigen, dass zehn Prozent aller Fehltage in NRW 2017 durch Rückenleiden verursacht wurden: Pro 100 Beschäftigte in der Region ergeben sich rund 65 Fehltage aufgrund von Rückenschmerzen. Hochgerechnet auf alle Beschäftigten im Bergischen Land sind das rund 730.000 Fehltage aufgrund von Rückenschmerzen. Bei einer Befragung in NRW gaben 78 Prozent an, in den vergangenen zwölf Monaten unter Rückenschmerzen gelitten zu haben. Dabei klagten 45 Prozent der Befragten über mittelstarke Schmerzen und sogar 13 Prozent über sehr starke bis unerträglich starke Schmerzen. Ein Blick auf die gesamte Bundesrepublik zeigt dabei, dass Rückenschmerzen deutlich zugenommen haben: Gaben 2003 noch 23 Prozent der Befragten an, aktuell unter Rückenschmerzen zu leiden, waren es 2017 schon drei Prozent mehr.

Prof. Dr. Franz Blaes, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Gummersbacher Krankenhaus, überraschen diese Zahlen nicht: „Angesichts der Tatsache, dass die Gesellschaft immer älter wird und mit fortschreitendem Alter Verschleißerscheinungen zunehmen, ist es kein Wunder, dass prozentual immer mehr Menschen unter Rückenschmerzen leiden“, so der Experte. Doch warum wird der Mensch überhaupt so oft von seinem Rücken geplagt? „Die Lendenwirbelsäule aller Säugetiere ist dafür gemacht, um auf vier Beinen zu laufen, nicht um auf zwei Beinen zu stehen oder, was noch schlimmer ist, die meiste Zeit zu sitzen“, erklärte Blaes die Anfälligkeit des Menschen für Rückenleiden, zu dem hier auch Schmerzen im Schulter – oder Nackenbereich gezählt werden. Kommt dann zum häufigen Sitzen noch mangelnde Bewegung hinzu, sind Rückenschmerzen programmiert.



Wie der DAK-Gesundheitsreport zeigt, versucht die große Mehrheit der Menschen in Nordrhein-Westfalen zunächst, alleine mit den Schmerzen zurechtzukommen. 70 Prozent setzen dabei auf Wärme (Heizkissen, Bad, Sauna etc.), 42 Prozent auf Bewegung und 41 Prozent auf Schmerzmittel. „Das ist im Grunde nicht falsch. Wärme löst verspannte Muskeln und Schmerzmittel ermöglichen es den Betroffenen, sich weiter bewegen zu können – und Bewegung ist das A und O“, machte Dr. Christian Probst, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie am Gummersbacher Krankenhaus, klar. Ohne Bewegung geht es nicht, sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Therapie von Rückenschmerzen. Ausnahmen stellen hier jedoch schwere Fälle, die eine Operation erforderlich machen oder auch Bandscheibenvorfälle, dar. Für fast jede andere Art des Rückenleidens gilt jedoch: Bewegung hilft. „Ob man nun läuft, tanzt oder regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, Hauptsache ist, man tut etwas“, erklärt Probst.

Die DAK informiert online über das Thema. Interessierte finden hier Informationen zu Ursachen, Tipps zur Vorbeugung sowie das webbasierte Therapieunterstützungsprogramm Rücken@fit für Menschen mit akuten, subakuten oder chronischen Rückenschmerzen.
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