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Verkaufen kommt nicht in Frage

bv; 28. Jun 2018, 18:30 Uhr
Bilder: Bernd Vorländer --- Das Waldgebiet im Hintergrund soll für die Erweiterung des Industrieparks Klause in Lindlar weichen.
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Verkaufen kommt nicht in Frage

bv; 28. Jun 2018, 18:30 Uhr
Lindlar - Landwirt Werner Lob hat Waldflächen im Bereich des Erweiterungsplan des Industrieparks Klause und will sein Eigentum auch weiter nutzen.
Von Bernd Vorländer

Werner Lob ist in Horpe zuhause. Immer schon, hier ist er aufgewachsen, hier hat er seinen Bauernhof und natürlich auch Wiesen, Weiden und Wald, die ihm gehören und die er bewirtschaftet. Doch die friedliche Welt des Landwirts hat Risse bekommen, seit klar ist, dass die Gemeinden Lindlar und Engelskirchen gemeinsam ein interkommunales Gewerbegebiet als Erweiterung des bestehenden Industrieparks Klause in Angriff nehmen wollen. Denn die Planungen gehen mitten durch seinen rund 1,5 Hektar umfassenden Waldbesitz. Und Lob denkt gar nicht daran, seinen Grund und Boden zu verkaufen. Aus grundsätzlichen ökologischen Erwägungen heraus, aber weil es sich für ihn schlicht und einfach nicht rechnet.


[Wener Lob aus Lindlar-Horpe will seinen Waldbesitz nicht verkaufen.]

Da der Wald zum Betriebsvermögen des Hofes zählt, würden über 50 Prozent Steuern bei einem Verkauf anfallen. Und zudem ist die bewaldete Fläche für den Vollerwerbslandwirt auch so etwas wie eine Lebensversicherung. "Ich habe schon auf der Landwirtschaftsschule gelernt, dass der Wald die Sparkasse des Bauern ist", sagt Lob. Doch die Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförderungs-GmbH der Gemeinde Lindlar, die den neuen Bauabschnitt des Industrieparks Klause plant, tut so, als ob die Fläche längst im Besitz der Gemeinde sei.

Sämtliche Überlegungen, die zuletzt auch in einer gemeinsamen Sitzung der Bauausschüsse aus Engelskirchen und Lindlar, vorgestellt wurden, fußen auf der Erschließung des kompletten 26 Hektar großen Klause-Erweiterung. So sollen Erschließungsstraßen durch den Waldbesitz von Werner Lob laufen. Doch der will standhaft bleiben, auch wenn ihm gegenüber bereits bekundet wurde, wenn er sich nicht kooperativ verhalte, werde dies für ihn Folgen haben.


Stefan Fiedler, Sprecher derjenigen, die sich in den umliegenden Ortschaften gegen die opulente Erweiterung des Industriepark wehren, appelliert an die Lindlarer und Engelskirchener Verantwortlichen, die Planungen nochmals zu überdenken. "Man hat alles nur wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Wir müssen aber weg von der Borniertheit, dass formaljuristisch alles in Ordnung ist", sagt Fiedler und verweist darauf, dass die Bürger von einer Verkehrs- und Lärmbelastung ausgehen müssten, das Landschaftsbild Schaden nehme und ein Naherholungsgebiet für die Anwohner wegfalle. "Wir sind keine Totalverweigerer und Waldbesetzer, aber wenn man den mündigen Bürger will, sollte man unsere Ideen auch einbinden - aber das geschieht nicht." Die Bürger fühlen sich außen vor gelassen.

Etwas Hoffnung macht der Bürgerinitiative, dass ein Antrag der Bündnisgrünen im vergangenen Lindlarer Bauausschuss nicht abgelehnt, sondern vertagt wurde. Darin geht man von einer kleineren Erweiterungsfläche aus und setzt auf neue Planungen. "Politik besteht immer aus Kompromissen. warum sollte das nicht auch hier gelingen", sagt der Grünen-Fraktionschef im Lindlarer Rat, Patrick Heuwes. Fiedler und die Initiative wollen jedenfalls weiter kämpfen, ein Termin mit der Kölner Regierungspräsidentin wird anvisiert.      
  
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