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Vom Cognacschwenker bis zur Rittersaal-Ausstattung

us; 24. Jun 2018, 18:00 Uhr
Bilder: Ute Sommer --- Eher als Auktionspublikum, denn als aktive Bieter waren mehrere Dutzend Teilnehmer zur Inventar-Auktion erschienen.
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Vom Cognacschwenker bis zur Rittersaal-Ausstattung

us; 24. Jun 2018, 18:00 Uhr
Lindlar - Der Einladung zur öffentlichen Inventar-Auktion auf Schloss Heiligenhoven kamen am Sonntag in der Mehrzahl neugierige Zaungäste und weniger kaufinteressierte Bieter nach.
Von Ute Sommer

Inventar-Auktion Schloss Heiligenhoven - der Arbeitstitel der Versteigerung lässt vor dem inneren Auge Bilder von Kronleuchtern, repräsentativen Prunkmöbeln, schweren Eichentruhen, Kristallgläsern und Silberbestecken entstehen. In der Realität vor Ort angekommen, erwartete die Besucher der Inventar-Auktion eine eher nüchterne Lagerhaus-Atmosphäre, in der gebrauchte Büromöbel, Regalwände, Stapelstühle, Zeichenbretter, altgediente Couchmöbel und Aktenschränke auf ihre neuen Second-Hand Besitzer warten. In den vergangenen Jahren war das historische Anwesen mit Herrenhaus, denkmalgeschützter Vorburg und altem Schlosspark ja auch Sitz des LVR-Verwaltungs- und Seminarzentrums und diente solchermaßen weniger repräsentativen als vielmehr  funktionalen Zwecken.


[Seine Premiere als Hobby-Auktionator erlebte Philip Caucal.]

Enttäuscht von der Diskrepanz zwischen Wunschdenken und Realität zeigte sich denn auch Familie Kemmerling: "Wir haben im Radio von der Veranstaltung gehört und wollten mal gucken, ob was Schönes dabei ist, aber hier ist nur Ramsch.“ Wie der Familie aus Lindlar ging es etlichen anderen Besuchern, die auf extravagante und unkonventionelle Trouvaillen gehofft hatten. Am ehesten fündig wurden diese Schnäppchenjäger auf dem Flohmarkt, wo Silke Schüttler Porzellan und Cognacschwenker, Lampen, Restbestände von Kaffeeservices, Sitzkissen und andere Gastro-Ausstattungskleinigkeiten aus dem ehemaligen Schloss-Restaurant verkaufte. "Beim Schautag in der vergangenen Woche haben wir allein hier 800 Euro eingenommen", freute sie sich.


Unter den 150 Artikelnummern, die von Auktions-Organisator Marco Schüttler in zeitaufwändiger Arbeit in der Bieterliste aufgeführt worden waren, befanden sich neben Einrichtungsgegenständen aller Art, und in zigfacher Ausführung, auch eine Großküchenausstattung, ein ausladender historischer Vitrinenschrank und das komplette Meublement des alten Rittersaales. Mehrere Dutzend Interessierte hatten sich zur Auktion im ehemaligen Seminarraum des Schlosses versammelt, wo Philip Caucal ab 12 Uhr nacheinander alle Positionen zum Aufruf brachte.

Der Hobby-Auktionator, als Moderator bei Lindlarer Groß-Events erprobt und im richtigen Leben als Projetktleiter im Gerüstbau tätig, hatte sich mit der mehrmaligen Lektüre der Artikelliste, sowie einigen You-Tube Tutorials auf seine verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Im freien Bieterverfahren kam so als erste Position ein zwölfflammiger Kronleuchter aus Messing unter den Hammer, auf den im Vorfeld ein Gebot über 52 Euro abgegeben worden war, das von niemandem der anwesenden Bieter getoppt wurde.


[Alte Speisekarten, Tischlämpchen oder jede Menge Porzellan - auf dem Flohmarkt der Inventar-Auktion in Schloss Heiligenhoven kamen Schnäppchenjäger auf ihre Kosten.]

Überhaupt schienen die vielen Anwesenden mehr am Ablauf der Versteigerung, als am tatsächlichen Kauf interessiert, denn nach Aufruf unzähliger Stühle, Holztische, Projektorwände, Sessel mit Armlehnen und Medienschränke gab es erst bei "Position 18, Hotelsessel, blau, mit Armlehne" ein erstes Gebot, worauf drei der plüschigen Exemplare für 15 Euro den Besitzer wechselten.

Der Reinerlös der gemeinnützigen Versteigerung kommt auf Wunsch der Projektgesellschaft Heiligenhoven und dem Investor Dommeldal Finance B.V. den 15 Lindlarer Kindergärten und Kindertagesstätten zu Gute. Für Speisen und Getränke während des Auktionstages zeichneten die Messdiener der St. Severin-Gemeinde zuständig, die Rücklagen für die vielfältigen Aktionen in der Jugendarbeit bildeten.
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