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Mit fünf Frauen auf einer Treppe fing es an

nh; 24. Apr 2018, 15:45 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Renate Herzog gehörte vor 39 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Zweite-Hand-Ladens und ist begeistert von den neuen Räumlichkeiten mit deutlich mehr Platz.
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Mit fünf Frauen auf einer Treppe fing es an

nh; 24. Apr 2018, 15:45 Uhr
Wiehl - Der Wiehler Zweite-Hand-Laden ist umgezogen und hat sich deutlich vergrößert - Vor 39 Jahren wurden die Gründerinnen für ihre Idee belächelt - Trotz kleiner Preise wurde ein Reingewinn von knapp 800.000 € erwirtschaftet.
Von Nils Hühn

„Das hier ist die Superlative“, schwärmt Renate Herzog und bekommt leuchtende Augen, als sie durch den Raum mit den Porzellanwaren und Schuhen schaut. Diese „Prütteln“ sind das Steckenpferd der 85-jährigen Wiehlerin. Sie ist das letzte aktive Gründungsmitglied des Wiehler Zweite-Hand-Ladens. Im Mütterkreis entstand die Idee. „Unsere Kinder waren aus dem Gröbsten raus“, suchten die fünf Frauen um Initiatorin Ilse Pack eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.


[Eine Mikrowelle für die Küche überreichten Baukirchmeister Hans Sommer und Pfarrerin Martina Sonnenberg als Eröffnungsgeschenk an Renate Herzog (v.l.), Anneliese Abresch, Angelika Lettow und Susanne Langer.]

Die Idee eines Zweite-Hand-Ladens wurde anfangs belächelt, denn man konnte sich nicht vorstellen, dass Wiehler bereits getragene Kleidung kaufen würden. „Unterstützt hat uns auch niemand“, erinnert sich Herzog. Nach den Sommerferien 1979 bezogen die Frauen mit Kartons Stellung auf den Treppenstufen vor dem Gemeindehaus. Nach einigen Umzügen fanden sie schließlich Unterschlupf in der ehemaligen Küstergarage. Mit viel Leidenschaft und Engagement wurde hier über drei Jahrzehnte Kleidung, Spielzeug und vieles mehr für kleines Geld verkauft. „Wir haben uns gut etabliert und ziehen Menschen aller Gruppierungen an“, freut sich Susanne Langer, die seit mittlerweile elf Jahren zum derzeit 21-köpfigen Team gehört.



[Ab sofort ist der Zweite-Hand-Laden in der Schulstraße 2 zu finden.]

Innerhalb der vergangenen 39 Jahre wurden mit „Kleckerbeträgen“ rund 800.000 € Reingewinn erzielt. 80 Prozent des Gewinns fließen in Förderprojekte für Kinder. Denn alle verkauften Stücke sind Spenden und die Verkäufer arbeiten ehrenamtlich. Auch Renate Herzog, die jeden Dienstag für vier Stunden in der Porzellan- und Schuhabteilung die Waren anbietet, ist noch mit Herzblut und Feuereifer dabei. „Früher wurde viel für die Bekannten in der DDR gekauft“, erzählt Herzog. Später seien auch viele Zuwanderer aus Rumänien oder der Türkei dazugekommen. „Die konnten besonders gut feilschen“, erzählt die 85-Jährige, als sie eine nagelneue Tasse im Regal begutachtet, die einen Euro kosten soll.



Die Jahre in den dunkeln Kellerräumen sind aber nun Geschichte. Nachdem Pfarrer Ralf Peters im Frühjahr 2017 in den Ruhestand ging und aus dem Pfarrhaus auszog, wurden Räume frei, die die evangelische Kirchengemeinde dem Zweite-Hand-Laden zur Verfügung stellte. Eine Wand zwischen dem ehemaligen Gemeindebüro und Peters Wohnzimmer wurde weggenommen und so verfügt der Laden nun über eine Grundfläche von 144 Quadratmetern. Vorher waren es 55 Quadratmeter, berichtete Baukirchmeister Hans Sommer. Nach sechs Monaten Umbauzeit wurde heute die Eröffnung in der Schulstraße 2 gefeiert. Schon nach wenigen Minuten waren die ersten Kunden da und stöberten in dem großen Sortiment, das nun in einem wesentlich freundlicheren und helleren Ambiente angeboten wird.
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