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Die Furcht vor 'Helikopter-Eltern'

nh; 24. Apr 2018, 12:50 Uhr
Bilder: Christian Melzer --- Klaus Marenbach stellte die Pläne zur Verlegung der L 321 im Detail vor.
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Die Furcht vor 'Helikopter-Eltern'

nh; 24. Apr 2018, 12:50 Uhr
Wiehl - Gestern stellte das Ingenieurbüro Donner & Marenbach sowie der Landesbetrieb Straßen.NRW die Pläne zur Verlegung der L 321 bei einer gut besuchten Anlieger-Informationsveranstaltung der Stadt Wiehl vor.
Von Nils Hühn

Die Aula der Realschule Bielstein war mit weit über 100 Menschen gut gefüllt. Sie alle wollten auf den neuesten Stand gebracht werden, wie die Verlegung der L 321 ablaufen soll. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird die Landesstraße Richtung Bielstein verlegt und mündet zukünftig 130 Meter weiter nördlich auf der Bielsteiner Straße (L 336) in einem Kreisverkehr. Zunächst gab es zwei Vorträge: Klaus Marenbach vom Oberwiehler Ingenieurbüro Donner & Marenbach stellte die Pläne vor, ehe Stefan Böhm vom Landesbetrieb Straßen.NRW die verschiedenen Bauabschnitte und daraus resultierende Auswirkungen erklärte.

[Stefan Böhm vom Landesbetrieb Straßen.NRW erklärte die einzelnen Bauabschnitte.]

Marenbach berichtete, dass erste Überlegungen zur Verlegung der Landesstraße zwischen der Bielsteiner Straße und dem Ortsbeginn von Oberbantenberg bereits in der 1970er kursierten. Es dauerte bis ins Jahr 1984, bis erste Pläne erstellt wurden. Im Jahr 2000 gab es eine neue Ausarbeitung, die 2006 wieder überarbeitet wurde. Diese Pläne bilden jetzt die Grundlage für den Aufstellungsplan, der 2017 angefertigt wurde. Insgesamt 15,5 Millionen Euro genehmigte Baukosten stehen zur Verfügung. Damit sollen die L 321 und der Weiherhofweg verlegt werden. Es entstehen zwei Kreisverkehre, mehrere Stützmauern, neue Kanäle und ein Rad-Gehweg. „Es wird keine unendliche Geschichte“, versprach Marenbach.


Stefan Böhm, der selbst Jahre lang in Bielstein wohnte und das Dilemma kennt, erklärte, dass der erste Bauabschnitt kaum Auswirkungen für die Anlieger habe. Die derzeit eingerichtete Ampel auf der L 321 bleibe nur so lange, bis die Baustellenzufahrt zum ersten Baufeld errichtet sei. Die Arbeiten auf dem Gelände zwischen der Manfred Alberts GmbH und dem Schulhof würden bis in den Spätsommer dauern. „Es sind viele Erd- und Hangsicherungsarbeiten notwendig“, so Böhm.


[Für die Stadt Wiehl sprach der Beigeordnete Maik Adomeit.]

Im Anschluss daran werden die Auswirkungen für die Anlieger aber gravierend. Auf der Bielsteiner Straße (L 336) wird es zu Teil- und Vollsperrungen kommen. Auch Einbahnstraßen-Regelungen sind die Folge. Natürlich gibt es auch auf der L 321 und dem Weierhofweg Sperrungen. „Da die Arbeiten nur nacheinander ausgeführt werden können, dauert es länger“, begründete Böhm die anvisierten drei Jahre Bauzeit. Dabei sei berücksichtigt worden, dass das Bielsteiner Zentrum für die Schüler und Bewohner des Gähnfelds fußläufig erreichbar bleibe. Umleitungsstrecken werden rechtzeitig angekündigt und ausgeschildert.

[Die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde intensiv genutzt.]

„Geben Sie es weiter, dass Schleichwege nicht benutzt werden sollen“, sagte Böhm. Wenn dies Überhand nehmen würde, werde der Landesbetrieb weitere Straßen sperren müssen. Aus Reihen der Bürgerschaft kamen derweil verschiedene Vorschläge. So sollte bereits am Wildtor in Nümbrecht-Elsenroth auf die Baumaßnahmen in Bielstein hingewiesen werden, damit der Schwerlastverkehr über Wiehl-Großfischbach fahren kann. Gerhard Altz aus Oberbantenberg schlug vor, dass die Tempo 30-Begrenzung, die es künftig vor der Schule gebe, auf die Schulzeit begrenzt werde. „So erreicht man mehr Akzeptanz.“

Anwohner aus dem Wohngebiet oberhalb des Schulzentrums fürchteten den Einfall von „Helikopter-Eltern“, wenn der Weierhofweg gesperrt werde. Schon jetzt gebe es Chaos, wenn Eltern ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren würden. Wiehls Beigeordneter Maik Adomeit versicherte, dass man die Lage genau beobachten werde. Für die Zukunft gebe es zudem Überlegungen zu Errichtungen von sogenannten „Kiss-and-Drop“-Zonen. Zur Erhöhung der Sicherheit der Schüler, habe die Stadt aus der eigenen Tasche die Realisierung des Kreisverkehrs vor dem Schulzentrum bezahlt. „Damit wird der Schülerersatzverkehr auf einer Straßenseite abgearbeitet“, erklärte Adomeit und erntete viel Applaus.



Auch Anwohner aus dem Höhenweg und Adlerweg waren gekommen, denn auch hier wird es bauliche Veränderungen geben. Böhm versicherte, dass einmal wöchentlich ein Baustellengespräch stattfinden werde. Auch könne man jederzeit beim Landesbetrieb oder bei der Stadt Wiehl Beschwerden und Anregungen abgeben. Als die Veranstaltung nach gut eineinhalb Stunden beendet war, gingen alle Teilnehmer mit vielen neuen Informationen nach Hause. „Jetzt kann ich auch endlich verstehen, warum die ganzen Bäume gefällt werden mussten“, freute sich ein älterer Anwohner über die neu gewonnen Erkenntnisse. Im Baustellenticker der Stadt Wiehl soll zeitnah über die Baufortschritte berichtet werden.

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