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Dramatik bis zum Schluss

pn; 11. Mar 2018, 16:20 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Vladislav Veselinov erzielte zwar fünf Treffer, wurde vom starken Nümbrechter Innenblock aber trotzdem weitestgehend abgemeldet.
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Dramatik bis zum Schluss

pn; 11. Mar 2018, 16:20 Uhr
Oberberg - Derschlag liegt im Derby gegen Nümbrecht lange hinten, kann die Partie aber auf der Zielgeraden umbiegen - Leidenschaftlicher CVJM überrascht in Strombach - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von 'Sportsbar Lutter'. (AKTUALISIERT)
TuS Derschlag – SSV Nümbrecht 28:27 (14:14).

[Stefan Ufer setzt sich gegen Shawn Pauly durch.]

Auch im fünften Duell wahrt der TuS Derschlag seine blütenweiße Derbyweste. Waren die bisherigen Lokalduelle mit TuS-Beteiligung diese Saison allerdings noch keine echten Straßenfeger, erlebten die Zuschauer am gestrigen Abend alles, was die Derbys sonst so spannend macht. „Es war eng und emotional, so muss ein Derby aussehen“, meinte Trainer Ralph Weinheimer, der allerdings auch zugeben musste, dass sein Team lange Zeit der Musik hinterher gelaufen war. „Wenn man über 40 Minuten einen schlechten Tag hat, den Gegner dank einer Willensleistung am Ende aber trotzdem mit einer Denksportaufgabe ins Wochenende schicken kann, spricht das auch für unsere Qualität“, sah der TuS-Coach das vorhandene Potential lange Zeit nicht abgerufen. Auf der anderen Seite haderte Nümbrechts Co-Trainer Christoph Bitzer, der erneut Mario Jatzke vertrat, mit dem Schicksal: „Wir hatten die Derschlager Halle 55 Minuten lang im Griff, waren am Ende aber nicht clever genug, das Spiel über die Bühne zu bringen.“



Während die Gäste von Anfang an mit den gewünschten Emotionen kokettierten, zudem eine sichere Deckung um Kevin Schieferdecker und Patrick Martel installierten, hatten die Hausherren massive Probleme ins Tempospiel zu kommen. „Wir haben über weite Strecken nicht unser Potential abgerufen“, sah Weinheimer großteils Standhandball sowie häufig nur mangelhaft vorbereitete Abschlüsse. Nümbrecht spielte dagegen eine gepflegte zweite Welle und hatte mit Daniel Funk zudem einen sicheren Schützen auf der Außenbahn. Beim 3:5 (10.) mussten die Gastgeber erstmals nachjustieren, konnten an der optischen Überlegenheit der Südkreisler aber nichts ändern. Über 7:10 (17.) und 11:12 (23.) lag der SSV ständig in Front. „Mit dem Unentschieden zur Pause waren wir noch sehr gut bedient“, so Weinheimer weiter, der auch nach dem Seitenwechsel kaum Besserung sah.



[Tim Hilger bekam keine Manndeckung verpasst, konnte mit den ungewohnten Freiheiten aber nur wenig anfangen. Erst nachdem Ralph Weinheimer zum siebten Feldspieler Griff, agierte sein Team gefährlicher.]

Zwar ging Derschlag zwischenzeitlich mit 18:17 (39.) in Führung, die Gäste waren aber weiter das agilere Team. Das sollte sich nach dem 18:20 (41.) aber ändern. Der TuS wechselte nicht nur Torhüter Christian Wolf als neuen Impuls ein, sondern verschaffte seinem Keeper gleich auch einige Sprintaufgaben. Denn fortan agierten die Gastgeber konsequent mit dem siebten Feldspieler und gewannen endlich die zuvor vermisste Durchschlagskraft. Bis zum 25:25 (54.) blieb es trotzdem ein Duell auf Augenhöhe, ehe sich Ilja Schattner eine unnötige Zeitstrafe einhandelte. „Die hat uns das Genick gebrochen. Das war von Tim Hilger allerdings auch clever gemacht“, analyiserte Bitzer. Treffer von Bay und Schneider kippten die Partie zum 27:25 (58.). Den knappen Vorsprung ließ sich der Tabellendritte nicht mehr entreißen. „Das ist dann einfach das Selbstvertrauen, das sie sich mit ihren Siegen zuletzt erarbeitet haben“, war Bitzer mit dem Auftritt seines Teams aber trotz der Niederlage zufrieden: „Das Ergebnis ist zwar auch am Tag danach noch nicht schön, aber ich denke nach den schweren letzten Wochen zeigt unser Trend jetzt wieder nach oben.“
  
Derschlag: Tim Hilger (6), Thorben Schneider (6/2), Vladislav Veselinov, Shawn Pauly (je 5), Lennart Mentges, Norman Krause, Timo Bay (je 2).


Nümbrecht: Daniel Funk (9/2), Mario Weissner, Kevin Schieferdecker (je 4), Stefan Ufer (3), Patrick Martel, Jannik Lang, (je 2), Marcel Samel, Johannes Urbach, (je 1), Ilja Schattner (1/1).



TV Strombach – CVJM Oberwiehl (10:12).


Mit einer faustdicken Überraschung endete das zweite Oberligaderby des Wochenendes. Der CVJM Oberwiehl entführte beide Punkte aus der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle und dürfte damit den erlösenden letzten Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gegangen sein. Während Florian König nach dem Spiel von einer der stärksten Saisonleistungen sprach, haderte Strombachs Trainer Michiel Lochtenbergh mit der Einstellung seines Teams. „Mit zwei Ausnahmen hat kein Spieler die Absicht gezeigt, sich ein gutes Spiel zu erarbeiten“, analysierte der 37-Jährige. Die entscheidenden Schlüsselduelle wolle man gewinnen, hatte König unter der Woche noch gesagt, dabei aber nicht verraten, was er damit meinte. Im Spiel zeigte sich ein Matchplan dagegen recht schnell. Strombachs wurfgewaltiger Rückraum wurde mit einer 4:2-Deckung fast gänzlich aus dem druckvollen Spiel genommen und das obwohl mit Andre Rischikov ein wichtiger Defensivbaustein beim CVJM kurzfristig ausfiel.

["Ein Punkt wäre verdient gewesen", meinte Christoph Bitzer.]

„Das haben die Jungs überragend gemacht“, lobte König sein Team. Über 3:5 (15.) und 6:10 (22.) fand Strombach nie zum gewohnten Schwung. Selbst als Lochtenbergh mit dem siebten Feldspieler agierte, blieb Oberwiehl seiner offensiven Deckung treu und hatte damit Erfolg. Der Holländer wollte das Abwehrschema der Gäste aber keineswegs als Ausrede gelten lassen: „Es gibt gegen jede Formation Mittel. Die Bereitschaft und Überzeugung, uns zu bewegen, hatten aber nur wenige meiner Spieler gestern Abend.“ Oberwiehl verteidigte auch nach dem Seitenwechsel seinen knappen Vorsprung konsequent bis zum 16:19 (45.), ehe die Partie beinahe doch kippte. Lochtenbergh hatte mittlerweile den stark aufspielenden Sean Borgard auf die halblinke Position gezogen und der Youngster arbeitete gleich vier Oberwiehler Defensivkräfte hintereinander ab. „Zum Glück ist er irgendwann wieder auf die Mitte gewechselt“, war König froh, dass auch beim Regisseur nach dem 19:19 (48.) die Kräfte merklich nachließen.


Über 20:23 (55.) gewannen die Gäste ihre Sicherheit wieder, hatten mit Christopher Koch zudem einen starken Rückhalt im Tor und feierten mit viel Leidenschaft einen verdienten Sieg. „Wir haben Strombach ganz einfach den Schneid abgekauft“, meinte der CVJM-Coach nach dem Abpfiff der guten Schiedsrichter. Sein holländischer Gegenüber kritisierte dagegen nochmals sein Team. „Ich hebe ungern Spieler hervor. Aber wenn man sieht, dass ein 18-Jähriger nach 60 Minuten Landesliga auch bei uns noch der beste Spieler ist, zeigt das seinen Willen. Und das hat wenig mit Erfahrung zu tun, sondern nur mit Einsatzbereitschaft“, vermisste Lochtenbergh mit Florian Panske und Lukas Bader zwei Stammkräfte schmerzlich.


Strombach: Harry Roth (9/6), Christopher Suhr, Sean Borgard (je 4), Julian Mayer (4/1), Malte Meinhardt (3), Markus Meister (1).


Oberwiehl: Bastian Schneider (8/4), Marc Weschenbach (7), Mirco Gröbner (3), Daniel Rischikov, Jonas Koebnick, Simon Schanz, Artur Gartung (je 2).
  
Ergebnisse und Tabelle
  
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