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Die Sturmschäden sind gewaltig

nh; 27. Jan 2018, 00:55 Uhr
Bilder, Video und Videoschnitt: Michael Kleinjung --- Viel Arbeit haben die hiesigen Forstbetriebe mit der Beseitigung der Sturmschäden. Bei Gummersbach-Windhagen hat das Forstunternehmen von Reinhard Dinstühler alle Hände voll zu tun.
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Die Sturmschäden sind gewaltig

nh; 27. Jan 2018, 00:55 Uhr
Oberberg - Zwei starke Winterstürme haben Tausende Bäume im gesamten Oberbergischen Kreis umgeworfen - Oberberg-Aktuell schaute sich mit Revierförster Ulrich Schneider die Schäden an (mit Video).
Von Nils Hühn

„Eigentlich hätten wir schon genug Arbeit für das gesamte Jahr gehabt“, berichtet Revierförster Ulrich Schneider vom Regionalforstamt Bergisches Land, als er in einem Waldstück zwischen Westtangente und RB 25-Strecke bei Windhagen steht und sich die frischen Sturmschäden anschaut. Hier haben zunächst Wintersturm „Burglind“ und nur wenige Tage später Orkan „Friederike“ zahlreiche Bäume umgeworfen. „Bei Kyrill ist hier kein einziger Baum umgefallen“, weiß Schneider nicht so recht, warum der rund 100 Jahre alte Fichtenbestand dem Wind elf Jahre später nicht mehr standhalten konnte. Eine Mischung aus kräftigen und wechselnden Windböen ist am wahrscheinlichsten. Ist erst einmal ein Baum umgestürzt, hat der Sturm leichtes Spiel und schmeißt weitere um.

Der gut 100 Meter lange und 50 Meter breite betroffene Waldstreifen befindet sich in Hanglage direkt oberhalb des Rospebachs. Das Gelände ist sehr rutschig, was die Arbeiten für das beauftragte Forstunternehmen aus Kotthausen nicht einfacher macht. Aber Reinhard Dinstühler und seine zwei Mitarbeiter sind ein eingespieltes Team. „Eine gute Ausbildung ist das wichtigste“, weiß auch der Revierbeamte Ulrich Schneider (Bild). Die Bäume liegen übereinandergestapelt wie beim Mikado. „Die Stämme stehen unter enormer Spannung. Wenn man beim Abstocken auf der falschen Seite steht, dann war es das“, so Schneider. Kommende Woche will Dinstühler, der auf 30 Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann, fertig sein – in diesem Waldstück.


An vielen anderen Orten in Oberberg sieht es ähnlich aus. Beispielsweise in Niederseßmar, wo Friederike einen ganz Hang umwarf. Oder in der Nordhelle, einem großen Waldgebiet zwischen Hülsenbusch und Strombach. Auch hier fiel ein gesamter Hang mit Fichten dem Orkan zum Opfer. Wie lange es dauert, bis die Sturmschäden beseitigt sind, ist noch nicht absehbar, aber die Zeit läuft. „Bis April müssen wir durch sein“, so Schneider. Denn sonst droht die nächste Katastrophe: Der Borkenkäfer könnte sich dem Sturmholz einnisten und das, gilt es zu vermeiden.

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[Im Waldgebiet Nordhelle richtete Friederike verheerende Schäden an. Zwischen Hülsenbusch und Strombach liegen die Fichten wie Streichhölzer übereinander. Nur vereinzelt blieben Bäume stehen.]

Obwohl die oberbergischen Wälder derzeit noch nicht betreten werden sollen, sind viele Spaziergänger unterwegs. Die meistgehörte Antwort ist: „Ich gehe hier jeden Tag spazieren“, so Schneider. Dabei ist es lebensgefährlich. Manche Bäume sind nicht mehr verwurzelt und können von kleinsten Windstößen umgeworfen werden. Aber selbst die Aufräumarbeiten halten die „Naturfreunde“ nicht ab. „Heute Morgen waren wieder zwei Spaziergänger da“, erklärt Dinstühler, dass es egal sei, wie viele Schilder man aufstelle und vor dem Betreten warne. „Als nächstes zücken sie ihr Handy und machen Fotos.“ Sollte allerdings ein Wanderer von einem Baum erschlagen werden, der gerade gefällt wird, ist der Mann an der Motorsäge schuld.



95 Prozent der rund 75.000 Kubikmeter Holz, die durch die beiden Winterstürme in Oberberg geworfen wurden, sind Fichten, da diese mit ihren flachen Wurzeln den Windböen wenig entgegenzusetzen haben. Aufgeforstet werden die Flächen mit standortgerechten Hölzern, wie Schneider betonte. Dabei bilden Laub- und auch Nadelhölzer einen Mischwald. „Es wird auch Fichten geben“, so Schneider, aber meist nimmt man bei den Nadelhölzern die Douglasie, die höhere Temperaturen und längere Trockenphasen besser verkraftet. Ob sie in einigen Jahrzehnten den Stürmen besser standhalten, wird die Zeit zeigen.
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