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IG Metall macht Druck: 'Heute ist Arbeitskampf'

nh; 24. Jan 2018, 12:10 Uhr
Bilder und Video: Nils Hühn, Micha Gauger (Textbild 4, Galeriebilder 10 und 11) --- Rund 600 Mitglieder der IG Metall hatten sich gestern Vormittag zu einer Kundgebung auf dem Rathausvorplatz in Wiehl versammelt.
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IG Metall macht Druck: 'Heute ist Arbeitskampf'

nh; 24. Jan 2018, 12:10 Uhr
Oberberg - Rund 600 Metaller hatten sich in Wiehl zu einem Demonstrationsmarsch und einer Kundgebung versammelt - Forderung: Sechs Prozent mehr Geld und Arbeitszeiten, die zum Leben passen - Ton wird rauer (mit Video, AKTUALISIERT)).
Von Nils Hühn

„Jetzt ist Schluss mit lustig. Friedenspflicht war letztes Jahr – heute ist Arbeitskampf“, verkündete Werner Kusel gestern auf den Stufen vor der Evangelischen Kirche in Wiehl. Mit Beifall, Zustimmungsrufen und dem typischem IG Metall-Gepfeife stimmten die Warnstreik-Teilnehmer dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Oberberg zu. Die Botschaft an die Arbeitgeber ist klar. Vor der vierten Tarifrunde ist die Gewerkschaft kampfbereit und weiß ihre Mitglieder im Rücken. 12.000 Beschäftigte gehören der IG Metall alleine in Oberberg an und davon hatten sich rund 600 in Wiehl getroffen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.



Vom Werkstor der Bergischen Achsenfabrik Wiehl zog der Tross der BPW-Metaller mit Abordnungen der anderen umliegenden Betriebe wie Dörrenberg, Kampf, Kind & Co. und Merten gegen 9:30 Uhr mit roten Warnwesten, Trillerpfeifen und Bannern ausgestattet über die Hauptstraße Richtung Zentrum. Ziel war der gut einen Kilometer entfernte Rathausplatz, wo der 1. Bevollmächtigte Kusel noch einmal die Forderungen der Arbeitnehmer erläuterte. „Es geht um viel: Wir fordern sechs Prozent mehr Geld. Wir fordern Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, so Kusel.


Die Arbeitgeber haben in den bisherigen drei Verhandlungsrunden zwei Prozent mehr Lohn ab April sowie eine Einmalzahlung von 200 € geboten. „Das ist kein Angebot, sondern eine Provokation“, wetterte Kusel und bekam großen Zuspruch seiner Zuhörer. Jetzt sei es wieder bitter notwendig, dass die IG Metall für ihre Forderungen auf die Straße ginge. Daher gibt es in diesen Tagen an vielen Orten in Oberberg und bundesweit Warnstreiks. „Und wenn es sein muss, legen wir noch die eine oder andere Schippe drauf. Das ist unser gutes Recht und dieses Druckmittel wird seine Wirkung haben“, versprach Kusel.

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Kusel erinnerte auch an die Erfolge der IG Metall, die mit ihren Tarifverträgen in der Vergangenheit Standards gesetzt habe, die oft im Anschluss Gesetz wurden. Etwa die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder den bezahlten Urlaub. „Dafür wurde 20 Wochen gestreikt“, so der 1. Bevollmächtigte. Wolfgang Ranke, Betriebsrat bei BPW, trat auch ans Mikrofon und schlug dieselben Töne wie Kusel an: „Flexibilität ist keine Einbahnstraße“, warb der Vertrauensmann für die „Kurze Vollzeit“. Viel Feuer hatte die Rede von Jugendsekretär Simon Stefer, der die Missstände bei den Auszubildenden anprangert und den Arbeitgebern ankündigte, dass „die Jugend und damit die Zukunft der Betriebe auf die Straße gehen werde.“

Bevor Gewerkschaftssekretär Haydar Tokmak den Warnstreik offiziell beendete, nutzte Werner Kusel (Bild) die große Bühne, um einen weiteren Punkt los zu werden, der erkläre, „warum wir Oberberger nunmehr auch schärfere Töne anschlagen.“ Denn laut Kusel wechselten die Firmen Ahle, Berg und Lista in den vergangenen Wochen in den 'OT Verband', der keine Tarifbindung hat. „Wenn jetzt teilweise behauptet wird, das sei wegen unserer Forderung geschehen, dann ist das eine glatte Lüge“, sagte Kusel, dass die Austritte teilweise vor der Ausformulierung der IG Metall-Forderungen vollzogen wurden. Die Unterstützung der 600 Metaller war ihm sicher, als er verkündete: „Wir werden jetzt jeden einzelnen Betrieb in die Tarifbindung zurückholen. Notfalls mit einer eigenen Tarifrunde in den Betrieben. Eins ist auch klar: Mit deren Austritt aus dem Tarifvertrag ist auch die Friedenspflicht erloschen.“ In Oberberg herrscht spätestens seit Anfang der Woche Arbeitskampf.



Am Mittwoch ging der IG Metall-Warnstreik in Lindlar-Kaiserau mit Beteiligung der Beschäftigten von Schmidt & Clemens, Leppestahl Chr. Höver & Sohn sowie Ahle-Federn weiter. Die Reden hielten Gewerkschaftssekretär Haydar Tokmak und Norbert Lenski. Um 13 Uhr wird es wie zuvor in Lindlar einen Demonstrationszug und eine Kundgebung in Bergneustadt geben. Los geht es am Haupttor von Metalsa. Hier sind neben Metalsa die Betriebe von Otto Kind, Eaton sowie mehrere Abordnungen aus den umliegenden Firmen beteiligt.
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