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„Effektives Arbeiten sieht anders aus“

fj; 11. Jan 2018, 15:12 Uhr
Bild: Fenja Jansen --- Seinen derzeitigen Aufenthalt im Wahlkreis nutzte Dr. Carsten Brodesser (Mitte), um über seine ersten 100 Tage in Berlin zu sprechen. Dabei begleiteten ihn die oberbergische CDU-Kreisgeschäftsführerin Iris Tietz und der Medienbeauftragte Armin Brückmann.
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„Effektives Arbeiten sieht anders aus“

fj; 11. Jan 2018, 15:12 Uhr
Oberberg – Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen hofft der oberbergische Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Brodesser (CDU) auf eine große Koalition: „Wir müssen endlich aus dem Quark kommen.“
Millionen Deutsche warten gespannt auf den Ausgang der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD, deren Ergebnis spätestens in der kommenden Nacht feststehen soll. Da ist auch Dr. Carsten Brodesser, Bundestagsabgeordneter für den Oberbergischen Kreis, keine Ausnahme. Seit rund 100 Tagen ist der CDU-Politiker nun in diesem Amt - und gerade deshalb fiebert er dem Ausgang der Gespräche besonders entgegen: „Ich will endlich das anpacken, wofür ich gewählt worden bin. Da aber noch keine Ausschüsse gebildet worden sind, ist effektives Arbeiten schwierig“.

Gearbeitet werde aber im Parlament trotzdem, erklärte der Lindlarer. Da es jedoch noch keine Ausschüsse gibt, gibt es auch keine Arbeitsteiligung. „Also beschäftigt man sich mit allem – erst mit dem Thema Glyphosat und eine Stunde später mit der Sicherheitslage in Syrien. Das ist ungeheuer lehrreich, aber nicht produktiv“, so Brodesser, der sich selbst für den Finanzausschuss beworben hat. Für das Scheitern der Jamaika-Sondierungsgespräche hat er kein Verständnis. „Ich finde es feige, sich keinen Kompromissen unterwerfen zu wollen“, sagte er in Richtung FDP. Warum FDP-Chef Christian Lindner mit seinem Parteikollegen den Verhandlungstisch verlassen habe, darüber könnten auch die Grünen und die Union nur spekulieren, kritisierte Brodesser das Vorgehen der Liberalen.

An Angela Merkel als Kanzlerin führt für ihn kein Weg vorbei. „Sie hat uns erfolgreich durch drei Krisen geführt.“ Wenn Brodesser sagt, dass er nun „mit einer großen Koalition aus Union und SPD endlich aus dem Quark kommen“ will, spräche er damit auch für die gesamte Union. „Ich bin sicher, dass alle, die jetzt am Verhandlungstisch sitzen, die neue GroKo wollen, auch die Vertreter der SPD“, so der Abgeordnete. Die größte Hürde stellte für ihn jedoch der erforderliche Beschluss auf dem Bundesparteitag der Genossen am 21. Januar dar. Ungeachtet dessen, ob eine Regierungsbildung bis dahin gelang, sollen die Ausschüsse jedoch bis Ende Januar besetzt werden, womit es dann auch für Brodesser endlich „so richtig“ los geht in Berlin.



Denn Themen, die er anpacken will, gibt es genug. „Die Wirtschaft brummt, aber der Wohlstand kommt nicht bei allen an“, will Brodesser sich für die Entlastung mittlerer und niedriger Einkommen stark machen. Weit oben auf seiner Prioritätenliste steht auch die Flüchtlingsfrage. Hier sprach sich Brodesser dafür aus, Menschen ohne Bleibeperspektive schnell zurück zu führen. Daneben will er sich für eine, durch ein Einwanderungsgesetz geregelte Zuwanderung stark machen. „So können wir dem Fachkräftemangel begegnen“, ist er sich sicher. Zuallererst sähe er sich als Dienstleiter für den Oberbergischen Kreis und seine Kommunen. „Infrastruktur, schnelles Internet, ärztliche Versorgung, öffentlicher Wohnungsbau und Bildung – das sind alles Themen, die ich fest im Blick habe. Im engen Schulterschluss mit den Landtagsabgeordneten werde ich alles dafür tun, vorhandene Gelder, zum Beispiel aus Fördertöpfen, in den Kreis zu holen“, sagte Brodesser, dem man regelreicht ansah, wie sehr er der Arbeit entgegenfieberte.

Die bisherige Zeit habe er auch genutzt, um sich einzuleben. „Ich habe mein Büro und eine Wohnung bezogen. Und ich verlaufe mich nicht mehr so oft, wie am Anfang“, lachte er. Die ersten 100 Tage als Abgeordneter bargen aber auch Überraschungen der unangenehmen Art: „Dass das Klima im Parlament so aggressiv ist, hätte ich nicht gedacht.“ Dies sei der AfD geschuldet, die gerne auch unter die Gürtellinie schieße. „Da fragt man sich schon, ob das ernsthafte Politik oder ein politisches Schaulaufen sein soll“, ärgerte er sich. Unterm Strich, so sein persönliches Fazit, mache die Arbeit als Abgeordneter aber viel Spaß, auch wenn die Trennung von der Familie in Lindlar oft schwer falle. „Nur losgehen sollte es jetzt endlich. In vier Jahren kommt die Abrechnung, darum ist es wichtig, endlich richtig anzufangen“, lautete sein erneuter Appell in Richtung Sondierungsteilnehmer.
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