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Sehr kurze „Chaosphase“ durch heftige Sturmböen

nh; 3. Jan 2018, 16:10 Uhr
Bilder: Feuerwehr Lindlar (1,3) Feuerwehr Engelskirchen (2), Feuerwehr Hückeswagen --- Unzählige Bäume wurden durch Sturmtief 'Burglind' entwurzelt.
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Sehr kurze „Chaosphase“ durch heftige Sturmböen

nh; 3. Jan 2018, 16:10 Uhr
Oberberg - Flächendeckend war der Oberbergische Kreis ab 6 Uhr von Sturmtief „Burglind“ betroffen - Zusammen verzeichneten Feuerwehr und Polizei über 230 Einsätze - Vier Landesstraßen gesperrt (AKTUALISIERT).
Von Nils Hühn

Die Nacht war schon sehr stürmisch, aber den Höhepunkt erreichte Sturmtief „Burglind“ ab 6 Uhr morgens. Im gesamten Kreisgebiet stürzten Bäume auf Straßen, Telefon- und Stromleitungen oder Fahrzeuge. Durch den permanenten Regen der vergangenen Wochen sind die Böden aufgeweicht. Der Starkregen und Windböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern gaben einigen Bäumen heute Morgen den Rest. „Da der Sturm angekündigt war, waren wir darauf vorbereitet“, berichtete Hans-Uwe Koch, Abteilungsleiter vom Amt für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz beim Oberbergischen Kreis. „Daher gab es auch nur eine sehr kurze Chaosphase.“


[Die Feuerwehrkameraden aus Engelskirchen beseitigen hier einen Baum von der K19.]

Bei den Feuerwehren im gesamten Kreisgebiet wurden Meldeköpfe eingerichtet, damit die eingehenden Notrufe schneller und koordinierter abgearbeitet werden können. Schwerpunkte oder besonders große Einsätze habe es nicht gegeben. „Aber im Vergleich zu anderen Stürmen war das Kreisgebiet flächendeckend betroffen“, registrierte Koch bis 14:50 Uhr 191 Einsätze, die von Hunderten Feuerwehrleuten abgearbeitet wurden. „Es gab aber keine Verletzten.“ In den ersten zweieinhalb Stunden wurde der größte Teil der Einsätze abgearbeitet. Insgesamt waren rund 400 Feuerwehrleute, von denen fast alle ehrenamtlich tätig sind, an den Aufräumarbeiten beteiligt.

Die Polizei verzeichnete zwischen 5:45 und 8 Uhr 41 sturmbedingte Einsätze. Außer in Bergneustadt und Morsbach waren die Beamten in jeder oberbergischen Kommune tätig. „Durch umgestürzte Bäume kam es immer wieder zu Behinderungen und Gefahrenstellen“, so Polizeipressesprecherin Monika Treutler. In Waldbröl-Rossenbach war ein Mercedes Sprinter in einen umgestürzten Baum gefahren. Gleiches passierte in Reichshof-Heidberg. In insgesamt acht Fällen blieb es allerdings bei Blechschäden.



In mehreren Kommunen sind aktuell kleinere Straßen gesperrt. Teilweise können hier die Schäden erst beseitigt werden, wenn die Sturmwarnung aufgehoben wurde. Schlimm hatte es die L 299 zwischen Lindlar und Obersteeg getroffen. Dort waren mehrere Bäume auf die Fahrbahn gefallen. Der Landesbestrieb Straßen.NRW hatte den kilometerlangen Abschnitt von 6:30 bis 12:30 Uhr gesperrt. Es mussten Gefahrfällungen durchgeführt werden. Sogar für drei Tage könnte die L 98 zwischen Gummersbach-Apfelbaum und Nochen gesperrt bleiben, teilte die Polizei mit. In Wiehl sind mit der L 95, L 320 und L 341 zwischen Marienhagen und Alperbrück gleich drei Landesstraßen gesperrt, teilte Johannes Szmais vom Landesbetrieb Straßenbau NRW mit.

Auf der Strecke der RB25 kommt es voraussichtlich noch bis morgen Nachmittag 15 Uhr zu Ausfällen zwischen Gummersbach und Lüdenscheid, weil auch hier Bäume ins Gleisbett stürzten. Keinerlei Probleme bereitete der Sturm den Bussen der Oberbergischen Verkehrsgesellschafts mbH. Zu Stromausfällen durch umgestürzte Bäume in Stromleitungen kommt es vor allem im östlichen Bereich Gummersbachs sowie im südlichen Gebiet von Morsbach. Wie der Energieversorger AggerEnergie mitteilte, sollen die Störungen im Laufe des Nachmittags behoben sein. Mittels Notaggregaten werden Stromausfälle kurzfristig überbrückt.

Durch den Starkregen stiegen die Pegel in den Fließgewässern an und mancherorts wurden Pegelstände erreicht, die „Mittleres Hochwasser“ bedeuten. Aber mittlerweile fallen die Pegelstände wieder, jedoch sind Agger, Bröl und Co. weiterhin gut gefüllt. Dennoch hat der Aggerverband alle Hände voll zu tun (zum Extrabericht) Die Feuerwehr Hückeswagen musste wegen einer Fahrbahnüberflutung an der Bevertalstraße ausrücken. „Die Lage hat sich seit 8 Uhr insgesamt deutlich entspannt“, sind laut Hans-Uwe Koch nicht mehr alle Meldeköpfe besetzt. Der Deutsche Wetterdienst warnt noch bis heute Nachmittag 16 Uhr vor schweren Sturmböen.
  


Das Regionalforstamt Bergisches Land  warnt indes vor dem Betreten der Wälder. Örtlich habe es erhebliche Schäden durch Windwurf und Windbruch  im Wald gegeben. Vom Sturm geschädigte Wälder sollten auch nach dem Abklingen des Sturms  wegen der erhöhten Gefahrenlage in den nächsten Tagen nicht betreten werden. Die Aufarbeitung der Orkanschäden kann zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen, so das Regionalforstamt. 

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