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Kita-Konzept zur „kindlichen Sexualität“ sorgt für Irritationen

nh; 2. Jan 2018, 15:15 Uhr
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Kita-Konzept zur „kindlichen Sexualität“ sorgt für Irritationen

nh; 2. Jan 2018, 15:15 Uhr
Reichshof - Die Johanniter-Kindertageseinrichtung in Hunsheim entwarf vergangenes Jahr ein Konzept zur Entwicklung kindlicher Sexualität - Kind verletzte sich im Genitalbereich - Eltern fühlen sich schlecht informiert.
Von Nils Hühn

Dass sich Kindertageseinrichtungen mit der Entwicklung kindlicher Sexualität beschäftigen, ist normal. Denn schon in jungen Jahren entdecken und erforschen Jungen und Mädchen ihren Körper. Die Johanniter-Kindertageseinrichtung in Hunsheim entwickelte ein Konzept zu diesem Thema. Zum einen setzt dieser Entwurf Grenzen, zum anderen bietet er einen geschützten Raum, sich mit der Entwicklung auseinanderzusetzen. Unterstützt wurde das Hunsheimer Team im Rahmen einer Fortbildung von der Beratungsstelle „Nina und Nico“, wie der Träger mitteilte.

Wie Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld auf Nachfrage berichtete, wurden alle Eltern der Kindertageseinrichtung im März 2017 schriftlich zu einem Elternabend eingeladen, um das Konzept vorzustellen. Allen anwesenden Eltern sei dieses in Schriftform ausgehändigt worden. Für die anderen sei es jederzeit in der Einrichtung zugänglich. „Bis Ende November wurde das Konzept erfolgreich umgesetzt“, so Lengsfeld. Dann steckte sich ein Kind ein Kissen in die Hose und verletzte sich beim Herausziehen im Genitalbereich. Dies war für einzelne Eltern der Anlass, das Konzept intensiver zu hinterfragen. Die pädagogischen Mitarbeiter und die Einrichtungsleiterin führten zahlreiche Gespräche mit den Eltern und Anfang Dezember ein Gespräch mit dem Elternbeirat, um die eingetretene Verunsicherung zu thematisieren, so Lengsfeld.


Mehr als nur verunsichert sind die Eltern, die in einem offenen Brief, der der Redaktion vorliegt, deutliche Kritik üben. Demnach wären nicht alle Mamas und Papas über das neue Konzept informiert worden. Nur durch die Kinder hätte man erfahren, was seit Wochen in der Kita geschehe. In dem Brief heißt es, dass die Kinder mittlerweile genau wissen würden, was man machen müsse, um sich in der Kita „sexuell frei entfalten zu können.“ Weiter wird von „Regeln für Doktorspiele“ geschrieben. Außerdem beschwert sich der anonyme Verfasser über das fehlende Mitspracherecht.

Als Konsequenz sollen einige Eltern mit sofortiger Wirkung ihre Kinder in der Kita abgemeldet und nicht mehr dort hingebracht haben. In Gesprächen hätten Erzieher und Kita-Leitung zudem kein Einsehen gezeigt. „Wut mischt sich mit Fassungslosigkeit und das Vertrauen der Eltern in die Erzieher ist mit dieser Aktion komplett verloren gegangen“, heißt es in dem Brief. Diesen Aussagen widerspricht Lengsfeld energisch. „Es gibt keinen Aufschrei der gesamten Elternschaft“, so Lengsfeld, der von wenigen verärgerten Eltern spricht.

Um die Irritationen zu beseitigen und die Wogen zu glätten, hat der Kita-Träger Anfang Dezember alle Eltern schriftlich über die vorgebrachten Bedenken informiert und zeitgleich angeboten, Fragen und Bedenken offen zu kommunizieren. „Zugleich informierten wir das Jugendamt und das Landesjugendamt“, so Lengsfeld weiter. Ein Beratungstermin in der Kindertageseinrichtung, zu dem auch einzelne Eltern eingeladen waren, wurde allerdings nicht wahrgenommen. Am 10. Januar ist eine weitere Informationsveranstaltung in der Kindertageseinrichtung geplant, zu der alle Eltern schriftlich eingeladen wurden.
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