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Außenseiter lässt die Korken knallen

lo; 30. Dec 2017, 21:30 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- Hoch die Hände: Der SSV Süng holte sich den 'Pott'.
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Außenseiter lässt die Korken knallen

lo; 30. Dec 2017, 21:30 Uhr
Oberberg - A-Ligist SSV Süng ist neuer Hallenkreismeister - Finalsieg gegen Favorit Herkenrath - Nümbrecht vor Waldbröl auf Platz drei - Titelverteidiger FV Wiehl musste nach der Zwischenrunde die Segel streichen.
Vor Turnierbeginn hatte Sven Reuber noch über den Gewinn der Hallenkreismeisterschaft geflachst, knapp sieben Stunden danach war der fromme Wunsch Wirklichkeit geworden. Der SSV Süng ist der neue Champion, was trotz des an höherklassigen Teilnehmern armen Starterfelds in der Nümbrechter GWN-Arena eine faustdicke Überraschung war. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass wir den Titel holen“, so der Coach des A-Ligisten, der bei der letzten Auflage ohne eigenen Treffer blieb und die frühzeitige Heimreise antreten musste. Diesmal ging lediglich die Vorrundenpartie gegen den späteren Endspielgegner TV Herkenrath verloren.


[Feldspieler Bastian Sellau gab als Aushilfskeeper des SSV Homburg-Nümbrecht eine gute Figur ab.]

„Der ganze Tag ist für uns super gelaufen. Die Jungs haben das sensationell gemacht“, freute sich Reuber über den mit einer Prämie von 550 € garnierten Sieg. Der SSV-Trainer outete sich übrigens als ausgesprochener Fan des vielfach kritisierten „Hallenmasters“. „Ich finde, dass das Turnier eine gute Sache ist, gerade in der fußballlosen Zeit. Man kickt doch gerne in der Halle, zumal mal nicht weiß, wann man wegen des Wetters mit der Vorbereitung beginnen kann.“     



[Unbändige Freude beim SSV Süng nach dem Abpfiff des Endspiels.]

Im Finale gewannen die Sünger gegen den favorisierten Mittelrheinligisten, der sich vorher keinen einzigen Fehltritt geleistet hatte. Rund 70 Sekunden vor der Schlusssirene handelte sich TVH-Akteur Gjorgji Antoski beim Stande von 0:0 wegen Meckerns eine Zwei-Minuten-Strafe ein, Benjamin Germerodt beschwerte sich über die Entscheidung des Referees und gesellte sich zu Antoski auf die Sünderbank. Die 4:2-Überzahlsituation nutzte Marco Meyer zum 1:0. Herkenrath durfte anschließend numerisch auffüllen, kam aber nicht mehr zum Ausgleich.

Als zweiter Underdog war der RS 19 Waldbröl (Kreisliga B) in der Runde der letzten Vier vertreten. Das 1:0 von Fatmir Mulaku versetzte die Rasensportler in Ekstase, doch Mathis Ufer schlug mit einem Billardtor für Süng zurück. 20 Sekunden vor dem Abpfiff traf Abdu Turan die Waldbröler mit einem Distanzknaller ins Herz.


[Für die SpVg. Rossenbach (mit Leibchen) war nach der Vorrunde Endstation.]

Im anderen Halbfinale geriet der SSV Homburg-Nümbrecht rasch auf die Verliererstraße. Germerodt, Antoski und Jasper Löffelsend legten für die Herkenrather vor. Dass Michel Hock und Philipp Rüttgers zwischenzeitlich verkürzen konnten, war nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weil David Risse und Tiziano Lo Iacono den Lokalmatador auf Abstand hielten.

Waldbröl und Nümbrecht einigten sich darauf, den dritten Platz auf dem Treppchen im Neunmeterschießen auszuhandeln. Hier avancierte Aushilfskeeper Bastian Sellau - der Feldspieler hütete den SSV-Kasten mangels verfügbarer Fachkräfte - zum unüberwindbaren Hindernis. Er wehrte die Strafstöße von Julian Soest und Philipp Pulm ab, während seine Teamkameraden Aron Jungjohann und Marc Lang keine Nerven zeigten.


[Der RS 19 Waldbröl (blaue Trikots) schaffte den Sprung ins Halbfinale, auch dank eines 2:2 gegen den Stadtrivalen SV Schönenbach.]

Ein versöhnlicher Ausklang für den Landesligisten, der mit einem Mix aus 1. und 2. Mannschaft angetreten war. „Wir hatten das gestrige Turnier in Kierspe in den Knochen, wo wir fast mit der gleichen Besetzung und bis 23 Uhr im Einsatz waren. Trotzdem haben wir uns gut verkauft“, begründete Co-Trainer Fabian Förster das Halbfinal-Aus damit, dass „die Körner zum Schluss rar gesät waren.“

Waldbröls heutiger Chefcoach Marvin Jungjohann war mit seinen Schützlingen sehr zufrieden, wobei er sich über die Niederlage gegen Süng ärgerte. „Wir hatten das Spiel im Griff und Chancen für weitere Tore. Am Ende hätten wir es cleverer herunterspielen müssen. Dennoch ein Riesenkompliment für die Leistung. Wir haben uns im Verlauf des Turniers kontinuierlich gesteigert“, so Jungjohann, den die abschließende Neunmeter-Pleite gegen seinen Ex-Klub am wenigsten schmerzte.


[Der TV Klaswipper (schwarze Trikots) verkaufte sich teuer und war als einer von zwei B-Ligisten in der Zwischenrunde vertreten.]

In der Zwischenrunde war der RS 19 für die größte Sensation verantwortlich. Der Außenseiter benötigte gegen den FV Wiehl einen Dreier, um noch am Sieger der beiden vergangenen Hallenkreismeisterschaften vorbeizuziehen. 70 Sekunden vor dem Abpfiff stand es 0:0, ehe Julian Soest die Wiehler Hoffnungen auf den dritten Triumph in Serie zerstörte.


[Das Objekt der Begierde fest im Blick.]

„Wir haben wie die Feuerwehr begonnen und hatten drei, vier gefährliche Abschlüsse. Vor dem Gegentor haben wir einen Freistoß zu schnell ausgeführt und standen dann ungeordnet. Wir hätten allerdings vorher schon in Rückstand geraten können. Da hat unser Torwart Julian Bauer einige Male glänzend reagiert“, sagte FV-Trainer Ingo Kippels. „Sicherlich ist es schade, dass wir den Hattrick verpasst haben. Wir ärgern uns kurz darüber, aber dann ist auch wieder gut.“ Kommende Woche will Wiehl erfolgreicher auftreten: Beim Derschlager Budenzauber geht man ebenfalls als Titelverteidiger ins Rennen.

Im Vorfeld der Kreismeisterschaften war erneut über die Abwesenheit der meisten höherklassigen Klubs und die Sinnhaftigkeit des Wettbewerbs an sich diskutiert worden. Für Organisator Gerhard Dittich vom Spielausschuss des Fußballkreises Berg stand nach Beendigung des Match-Marathons fest: „Wenn ich sehe, wie viele Zuschauer bei den Endspielen auf der Tribüne saßen, sage ich ganz klar, dass wir weitermachen. Die Bedenken, das Turnier zu begraben, teile ich nicht mehr. So etwas wäre gegenüber den Sportlern und den Fußballbegeisterten nicht fair.“ Der Kreisvorsitzende Rolf Müller ergänzte, fürs nächste Mal über einen alternativen Termin im Januar nachzudenken. Zudem dankte er dem TuS Homburg-Bröltal, der sich abermals als hervorragender Ausrichter präsentierte.



[Wildbergerhütte-Odenspiel und Berghausen (schwarze Trikots) kamen nicht über die Vorrunde hinaus.]

Ergebnisse

Vorrunde

Gruppe A
Vilkerath – Moitzfeld 3:1
Heiligenhaus – Schönenbach 1:1
Waldbröl – Vilkerath 0:3
Moitzfeld – Heiligenhaus 0:2
Schönenbach – Waldbröl 2:2
Heiligenhaus – Vilkerath 0:0
Schönenbach – Moitzfeld 1:2
Waldbröl – Heiligenhaus 2:0
Vilkerath – Schönenbach 3:1
Moitzfeld – Waldbröl 1:3

1. SC Vilkerath 9:2 Tore, 10 Punkte
2. RS 19 Waldbröl 7:6 Tore, 7 Punkte
3. Heiligenhauser SV 3:3 Tore, 5 Punkte
4. TuS Moitzfeld 4:9 Tore, 3 Punkte
5. SV Schönenbach 5:8 Tore, 2 Punkte

Gruppe B
Marienhagen – Süng 0:2
Morsbach – Rossenbach 1:1
Herkenrath – Marienhagen 3:0
Süng - Morsbach 4:0
Rossenbach – Herkenrath 1:3
Morsbach – Marienhagen 1:3
Rossenbach – Süng 0:0
Herkenrath – Morsbach 6:2
Marienhagen – Rossenbach 1:0
Süng – Herkenrath 2:3

1. TV Herkenrath 15:5 Tore, 12 Punkte
2. SSV Süng 8:3 Tore, 7 Punkte
3. VfR Marienhagen 4:6 Tore, 6 Punkte
4. SpVg. Rossenbach 2:5 Tore, 2 Punkte
5. SV Morsbach 4:14 Tore, 1 Punkt



[Klaswipper trotzte Nümbrecht in der Gruppenphase ein Remis ab.]

Gruppe C
Bröltal – Rösrath 2:3
Klaswipper – Nümbrecht 1:1
Biesfeld – Bröltal 2:2
Rösrath – Klaswipper 1:3
Nümbrecht – Biesfeld 2:0
Klaswipper – Bröltal 4:0
Nümbrecht – Rösrath 3:1
Biesfeld – Klaswipper 1:1
Bröltal – Nümbrecht 0:6
Rösrath – Biesfeld 1:0

1. SSV Homburg-Nümbrecht 12:2 Tore, 10 Punkte
2. TV Klaswipper 9:3 Tore, 8 Punkte
3. Union Rösrath 6:9 Tore, 6 Punkte
4. Blau-Weiß Biesfeld 3:6 Tore, 2 Punkte
5. TuS Homburg-Bröltal 4:15 Tore, 1 Punkt

Gruppe D
Gummersbach – Altenberg 0:2
Wildbergerhütte-Odenspiel – Berghausen 1:1
Wiehl – Gummersbach 1:0
Altenberg - Wildbergerhütte-Odenspiel 3:0
Berghausen – Wiehl 1:4
Wildbergerhütte-Odenspiel – Gummersbach 3:4
Berghausen – Altenberg 1:1
Wiehl - Wildbergerhütte-Odenspiel 4:0
Gummersbach – Berghausen 1:2
Altenberg – Wiehl 3:3

1. FV Wiehl 12:4 Tore, 10 Punkte
2. SV Altenberg 8:4 Tore, 8 Punkte
3. VfL Berghausen 5:7 Tore, 5 Punkte
4. DJK Gummersbach 5:8 Tore, 3 Punkte
5. SSV Wildbergerhütte-Odenspiel 4:11 Tore, 1 Punkt


Zwischenrunde

Gruppe A
Süng – Altenberg 2:1
Nümbrecht – Vilkerath 7:1
Süng – Nümbrecht 1:0
Altenberg – Vilkerath 2:2
Altenberg – Nümbrecht 1:1
Vilkerath – Süng 1:3

1. SSV Süng 6:2 Tore, 9 Punkte
2. SSV Homburg-Nümbrecht 8:3 Tore, 4 Punkte
3. SV Altenberg 4:5 Tore, 2 Punkte
4. SC Vilkerath 4:12 Tore, 1 Punkt

Gruppe B
Wiehl – Klaswipper 1:0
Herkenrath – Waldbröl 0:3
Wiehl – Herkenrath 1:2
Klaswipper – Waldbröl 2:3
Klaswipper – Herkenrath 0:5
Waldbröl – Wiehl 1:0  

1. TV Herkenrath 10:1 Tore, 9 Punkte
2. RS 19 Waldbröl 4:5 Tore, 6 Punkte
3. FV Wiehl 2:3 Tore, 3 Punkte
4. TV Klaswipper 2:9 Tore, 0 Punkte

Halbfinale
Süng – Waldbröl 2:1
Herkenrath – Nümbrecht 5:2

Neunmeterschießen um Platz drei
Waldbröl – Nümbrecht 0:2

Endspiel
Süng – Herkenrath 1:0

Preisgelder
1. Platz: SSV Süng (550 €)
2. Platz: TV Herkenrath (350 €)
3. Platz: SSV Homburg-Nümbrecht (250 €)
4. Platz: RS 19 Waldbröl (200 €)
5. bis 8. Platz: FV Wiehl, SV Altenberg, SC Vilkerath, TV Klaswipper (je 50 €)


[Der Anfang vom Ende für den TV Herkenrath im Finale: Gjorgji Antoski erhält eine Zeitstrafe.]

Tribünengeflüster

- Die Schiedsrichter Werner Roth, Sebastian Blechmann, Arian Rakin und Sherwin Moradi kamen zwar nicht ohne Zeitstrafen aus, zückten jedoch keine Roten Karten. Trotz der einen oder anderen Harakiri-Grätsche verliefen die Spiele insgesamt fair. Schwerere Verletzungen gab es zum Glück nicht zu beklagen.

- Der SSV Homburg-Nümbrecht nahm am Freitag an einem hochkarätig besetzten Turnier im westfälischen Kierspe teil und wurde erst im Endspiel gestoppt. Der Vorjahressieger erzielte kurz vor Schluss den entscheidenden Treffer zum 5:4-Erfolg. In der Gruppenphase hatte sich der SSV gegen TuS Plettenberg (0:0), RSV Meinerzhagen (4:3), Kiersper SC (2:0) und Werdohl (5:2) schadlos gehalten, im Halbfinale folgte ein 4:1 gegen Kierspe I. „Dafür, dass die Jungs so noch nie zusammengespielt haben, war das absolut in Ordnung“, resümierte Co-Trainer Fabian Förster. Jeweils vier Kicker aus der 1. und 2. Mannschaft waren mit nach Kierspe gereist - und heute direkt noch einmal gefordert.         
  
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