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Viel Leidenschaft, kein Ertrag

pn; 22. Oct 2017, 21:45 Uhr
Bilder: Alexander Arnold ----- Tobias Schröter bekam den Vorzug gegenüber Florian von Gruchalla.
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Viel Leidenschaft, kein Ertrag

pn; 22. Oct 2017, 21:45 Uhr
Gummersbach – Der VfL Gummersbach zeigt sich gegen Flensburg wieder von seiner kämpferischen Seite, was gegen ersatzgeschwächte Gäste aber nicht reicht - 'Gesundes Oberberg e.V.' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm


Der VfL Gummersbach tritt nach der nicht unerwarteten Heimniederlage gegen Champions League Teilnehmer Flensburg-Handewitt in der Tabelle weiter auf der Stelle und liegt nach wie vor mit 4:16 Punkten auf einem der beiden Abstiegsränge. Die Nordlichter verteidigten durch den Erfolg dagegen den dritten Platz und sind damit erster Jäger des Spitzenduos aus Berlin und Mannheim. Für Gummersbach stehen nach der Länderspielpause die Wochen der Wahrheit an, wenn es mit Minden, Hüttenberg und Nettelstedt gegen drei direkte Abstiegskonkurrenten geht.


VfL Gummersbach – SG Flensburg-Handewitt 25:29 (12:15).


[Matthias Puhle leitete mit seinen teils spektakulären Paraden die Aufholjagd des VfL ein.]

„Ich freue mich, dass die Mannschaft eine Reaktion gezeigt hat. Nach dem Spiel gegen Lemgo wurde viel über die Einstellung gesprochen, auch zu Recht. Am Ende ging es aber auch heute um Punkte und deshalb sind wir natürlich nicht zufrieden“, fasste Christoph Schindler eine starke kämpferische Leistung seines Teams zusammen. Treffender hätte es der Sportdirektor des VfL Gummersbach nicht formulieren können. Denn während die Oberberger gegen Spitzenteams häufig in der Lage sind, über den Kampf fehlende spielerische Klasse zu kompensieren, geraten die Auftritte gegen gleichwertige Gegner, wie Lemgo, ebenso häufig zur blutleeren Angelegenheit. Eine Krankheit, auf die die Blau-Weißen nicht erst seit dieser Saison noch keine Lösung gefunden haben.


Denn auch Titelaspirant Flensburg tat sich in der gut gefüllten Schwalbe-Arena lange Zeit schwer. Die Hausherren erwischten den besseren Start und konnten bis zum 3:2 (9.) ein wenig Selbstvertrauen für die angekratzte VfL-Seele ernten. Ein nicht geahndetes Fußspiel der Gäste sowie ein schlampiger Pass sorgten allerdings ebenso schnell dafür, dass Flensburg die Führung übernahm und auch nicht mehr abgeben sollte. Die Norddeutschen hatten mehrere angeschlagene Spieler im Kader, so dass Trainer Maik Machulla bereits früh damit begann, die Kräfte hauszuhalten. Der SG-Coach schickte ständig den siebten Feldspieler für seinen Torhüter Mattias Andersson auf das Feld, um das Spiel in die Breite zu ziehen und seine Akteure aus kräfteraubenden Infights herauszuhalten.


[Kapitän Simon Ernst sah einen großen Kampf seiner Teamkollegen.]

Ein über lange Zeit sehr probates Mittel. Während Gummersbach sich seine Tore mühsam erarbeiten musste, passte die defensive Zuordnung gegen den zweiten Kreisläufer beim VfL-Team zunächst überhaupt nicht. Über 5:8 (15.) entwickelte sich ein schnelles Spiel, das von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt war. Zwar gelangen dem heute offensiv eher unglücklichen Moritz Preuss sowie Florian Baumgärtner die Anschlusstreffer zum 8:9 und 9:10 (24.), die Gäste hatten aber stets eine Antwort parat. Wenig förderlich für das VfL-Selbstvertrauen zudem zwei Würfe auf das vermeintlich leere SG-Tor, die Altstar Andersson aber jeweils noch spektakulär ersprintete. In der Folge trauten sich die Oberberger den Empty-Net-Wurf kaum noch zu und trugen den Ball häufig fast über das komplette Feld, anstatt den langen Wurf zu nehmen.


Flensburg baute seinen Vorsprung wieder aus und ging nicht unverdient mit einer knappen Führung in die Kabine. Die bis dahin kämpferische VfL-Leistung wurde von den Fans aber mit viel Applaus honoriert. Der Start in den zweiten Durchgang sollte dagegen misslingen. Zwei schnelle Ballverluste wusste Hampus Wanne mit einem Doppelschlag eiskalt zum 12:17 (32.) zu bestrafen. Beim 14:20 (36.) reagierte Beuchler, nahm taktische Neuausrichtungen vor und brachte zudem Matthias Puhle für den eher glücklosen Carsten Lichtlein. Die folgenden Minuten sollten auch zur großen Show der Torhüter werden. Andersson und Puhle überboten sich geradezu mit spektakulären Paraden und ließen die Angriffsreihen verzweifeln. Bis zum 17:23 (42.) blieben die Gäste dabei aber jederzeit Herr der Lage, ehe sich ein kleiner Kräfteverschleiß einstellte und Gummersbach plötzlich doch zu einfachen Empty-Net-Treffern kam.


Während Flensburg nun das Spiel mit dem siebten Feldspieler einstellte, machte es Beuchler seinem Trainerkollegen nach und sorgte seinerseits für nummerische Überlegenheit auf der Spielfläche – mit Erfolg. Beim 21:24 (49.) durch Alexander Becker witterten die Oberberger Morgenluft, hatten die Rechnung aber ohne den früheren Gummersbacher Kentin Mahé gemacht. Der quirrlige Franzose blieb nach seinem Tor zum 21:25 lange liegen und unterband damit nicht nur die schnelle Mitte der Hausherren, sondern sorgte auch bei Beuchler für bissige Kommentare. Zu bissig aus Sicht von Spielaufsicht Bernd Andler, der die ohnehin nicht immer ganz glücklich agierenden Schiedsrichter zu einer Zeitstrafe gegen den VfL-Coach veranlasste. „Ich hätte die Strafe nachvollziehen können, wenn ich wild gestikuliert oder geschrien hätte, aber als Trainer muss man in so einer Situation auch mal etwas sagen dürfen“, fühlte sich Beuchler nicht nur in dieser Szene benachteiligt.


[Während Mattias Andersson seinen Kasten reihenweise vernagelte, zog Kentin Mahé den Unmut der VfL-Zuschauer auf sich und wurde in den Schlussminuten durchweg ausgepfiffen.]

Die Aufholjagd der Gummersbacher hatte damit allerdings auch ein jähes Ende gefunden. Flensburg erhöhte in Überzahl wieder zum 21:26 (52.) und spulte sein Programm in der Schlussphase routiniert herunter. Die weiteren schauspielerischen Einlagen von Mahé, der es sogar schaffte über die Füße der Schiedsrichter zu stolpern, waren dabei nur noch ein kleiner Nebenkriegsschauplatz.


Was also bleibt von diesem Spiel? Ja, der VfL ist in der Lage, die Großen der Liga zu ärgern, muss diese Leistung aber auch endlich einmal im Abstiegskampf gegen die direkte Konkurrenz auf das Feld bringen, denn sonst könnte es in den kommenden Wochen im Tabellenkeller recht einsam um die Oberberger werden. Zu erwähnen ist aber auch die starke Leistung von Eirik Köpp. Der Norweger benötigte zwar ein wenig Anlaufzeit, um in die Partie zu finden, zeigte aber gerade im zweiten Durchgang, warum der Altmeister ihn verpflichtet hat und dass der Umweg über die VfL-Drittligareserve dem Talent scheinbar gut getan hat.

[Dirk Beuchler konnte die Zeitstrafe gegen sich nicht nachvollziehen.]

Statistik


Gummersbach: Florian Baumgärtner, Eirik Köpp (je 6), Stanislav Zhukov, Alexander Becker (je 3), Max Jäger, Moritz Preuss (je 2), Tobias Schröter, Erwin Feuchtmann (je 1), Florian von Gruchalla (1/1).


Flensburg: Kentin Mahé (7/2), Marius Steinhauser (5), Holger Glandorf, Hampus Wanne, Henrik Toft-Hansen (je 4), Simon Jeppsson (4/1), Rasmus Lauge (1).


Siebenmeter
1/1 – 3/4 (Mahé scheitert an der Latte).


Strafen
6:6 Minuten (Beuchler, Schröter, Feuchtmann – Karlsson, Jeppsson, Toft Hansen).


Zuschauer
3689.


Schiedsrichter
Colin Hartmann / Stefan Schneider.


Ergebnisse und Tabelle
  
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