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"Niemals geht man so ganz" - 14.000 verabschiedeten Petre Ivanescu in der Arena

sl; 20. May 2002, 13:57 Uhr
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"Niemals geht man so ganz" - 14.000 verabschiedeten Petre Ivanescu in der Arena

sl; 20. May 2002, 13:57 Uhr
(sl/20.5.2002-10:10) Von Simone Liebelt
Gummersbach/Köln - Gestern Nachmittag wurden Petre Ivanescu, Richard Reinholz und Umberto Brajkovic von mehr als 14.000 Zuschauern in der Kölnarena verabschiedet, wobei auch manche Träne floss - nach dem Spiel gab es noch eine große Saisonabschlussparty.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- "Kuno" Ilper darf hier die Kulisse von rund 2.000 begeisterten Fans beim Saisonabschlussfest vor der Kölnarena genießen.]





[Als "Handballgott verehrt: Petre Ivanescu hatte in der Kölnarena einen würdigen Abschied.]



Langsam schritt gestern Nachmittag der VfL-Trainer Petre Ivanescu durch das Spalier, das die Jugendmannschaften des VfL Gummersbach bildeten. Es schien, als wenn er die Atmosphäre genießen und in sich aufsaugen würde. Die Handball-Fans in der gut besuchten Kölnarena hatten sich von ihren Plätzen erhoben und klatschten, das Licht war bis auf einen Spot aus. Aus den Lautsprechern drang Trude Herrs "Niemals geht man so ganz".



Spruchbänder zeigten, was der VfL seinem Trainer zu verdanken hat und was die Fans von ihm denken: "Niemals zweite Liga - vielen Dank Petre" und "Ivanescu - Handballgott" war dort im Fanblock zu lesen. Der Retter des VfL war sichtlich gerührt, wirkte aber gleichzeitig auch so, als würde er sagen wollen: "Das habe ich doch alles gern gemacht."



Drei Jugendspieler überreichten dem Trainergespann Petre Ivansescu/Reinhard Reinholz und dem Spieler Umberto Brajkovic jeweils einen großen Blumenstrauß mit Schleifen in den VfL-Farben. Brajkovic verlässt den Verein in Richtung HSG D/M Wetzlar. Der sympatische Schwede kam beim vierten Spiel der Blau-Weißen in der Arena nicht zum Einsatz, da er immer noch verletzt ist. "Alles Gute" wünschten ihm die Fans per Spruchband von den Rängen.



Von der Mannschaft erhielten die beiden Trainer als Dankeschön einen Wein, den Kapitän Francois-Xavier Houlet aus seinem Heimatland Frankreich mit gebracht hatte. All diese Szenen spielten sich kurz vor Anpfiff der Partie ab. Dass die Fans von dieser besonderen Atmosphäre begeistert waren, konnte nach dem Spiel vernommen werden: "Bei mir ist so manches Taschentuch drauf gegangen", erzählte eine Gummersbacherin. Auch andere neben ihr hätten Tränen in den Augen gehabt. Kein Wunder bei dieser Gänsehaut-Atmosphäre.



Die Maus sorgte für Begeisterung bei den kleinen Besuchern.



Vor dem West-Derby erwartete die Handball-Fans, die ja bekanntlich aus ganz Deutschland zu den Spielen des VfL in die Arena kommen, ein buntes Rahmenprogramm, das diesmal besonders die kleinen Besucher ansprach. Auf einer Hüpfburg konnten sie sich richtig austoben. Und dann war da ja noch ein Besucher, bei dem die Augen der Kids zu leuchten beginnen: Die WDR-Maus ließ es sich nicht nehmen, den Blau-Weißen einen Besuch abzustatten. Zusammen mit Moderatorin Gaby präsentierte die Maus die "Hier kommt die Maus-Show", die die kleinen Besucher begeisterte. Ebenfalls gut angekommen ist der "Ballonzauberer". Er formte aus langen, dünnen Luftballons Hüte und Tiere.



Wie bei jedem Arena-Spiel konnten sich die Fans auch die Gesichter wieder bemalen lassen. Und dabei kam sogar das ein oder andere Kunstwerk zu stande. Ebenfalls für Unterhaltung sorgte ein Feuerspucker, der erst vor der Bühne auftrat und sich dann auf den Weg rund um die Arena machte. Auf der Bühne wurden Interviews gegeben, so zum Beispiel von VfL-Manager Carsten Sauer und KSK-Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Krämer.

Sonne pur sorgte für eine super Stimmung.



Mit anderen Worten: Dank Petrus, der die Sonne über der Arena strahlen ließ, war draußen der Bär los. Drinnen waren eher wenige Besucher unterwegs. Und auch nach dem Spiel machten sich die meisten sofort auf den Weg nach draußen, um sich ein guten Plätzchen zu sichern.



14.027 Zuschauer feuerten den VfL kräftig an.



Zu Beginn des Spiels war die Stimmung noch nicht so gut. Es hörte sich fast so an, als würden die Trommler der Gummersbacher und der Essener Anhänger einen Wettstreit austragen. Doch nach und nach wurden die 14.027 Handball-Fans von der Stimmung und der Spannung angesteckt und feuerten den VfL an. Die Halle kochte, als sich die Zuschauer von den Plätzen erhoben, um den VfL weiter nach vorne zu brüllen. Am Ende wurden die Mühen nicht belohnt. Die Anhänger der Blau-Weißen mussten mit ansehen, wie Kyung-Shin Yoon einen Freiwurf in den Essener Block warf und damit nicht den ersehnten Ausgleich erzielte. Eine erneute Niederlage musste zu Buche geführt werden.

Viel Applaus gab es von den Fans für den guten Ausgang der Saison.



Dafür wurden die Handballer aber nach dem Spiel auf der Bühne vor der Arena gefeiert. Rund 2.000 Fans waren gekommen, um mit den VfLern die Saison zu feiern. Und das taten sie auch. Mit viel Applaus und Trommeln wurden die Mannen um Trainer Ivanescu begrüßt. Letzterer kam etwas später, da er noch auf der Pressekonferenz die Fragen der Journalisten beantworten musste.



Eine kleine Zeitreise: Vor gut 20 Jahren begann ein kleiner Junge Handball zu spielen. Der Ball war zwar größer als sein Kopf, aber das störte ihn nicht. Bei RS Rath/Heumar spielte er vor 20 Eltern, kam über Dormagen nach Gummersbach und hat gestern vor über 14.000 Menschen gespielt. Die Rede ist von Jörn Ilper. "Es ist schön, vor so vielen Menschen zu spielen. Und hätten wir etwas besser gespielt, wären heute mindestens 20.000 Handball-Fans hier gewesen," so Ilper mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Aber das, versprach er, werde in der nächsten Saison kommen.

[Ob Petre Ivanescu je so viel Autogramme geben musste wie gestern?]



Und dann wurde es noch einmal so richtig laut, denn der "Vater des Erfolges", Petre Ivanescu betrat die Bühne. "Heute habe ich nicht so viele Nerven verloren", meinte der Trainerfuchs, "aber ich bin traurig, dass wir heute verloren haben. Wir haben die Sympatie der Fans, und das ist gut. Und ich bin stolz auf die Mannschaft." Sie hätten den Essenern Paroli geboten. Doch eine Sache musste er noch los werden: "Es gab wieder einmal zwei Hauptakteure auf dem Parkett," begann er. Die Fans wussten, von wem die Rede war und applaudierten. "Ich kann ruhig über die Schiedsrichter schimpfen, denn ich bin eh in einer Woche weg."



Das Geheimnis des Kyung-Shin Yoon.



Es folgten noch Interviews mit Maik Handschke und Kyung-Shin Yoon, der sich zum wiederholten Male die Torschützen-Trophäe sicherte. Was denn das Geheimnis von Yoon sei, wollten die Fans wissen: "Huff, mhhh." Mehr sagte "Nick" Yoon nicht, und ein Lachen wurde laut. "Ich will es nicht verraten", meinte er schnell. Schon seit drei Jahren sei es sein Wunsch gewesen, in der Arena zu spielen. Yoon: "Ich finde es super, dass so viele Zuschauer gekommen sind."



Stefan Hecker - Torwartgott.



Dann drangen "Hecker, Hecker"-Rufe durch die Luft. Denn der "Torwartgott", wie er von einigen Fans genannt wird, wurde interviewt: "Der Virus 'Handball' ist immer noch so stark wie vor 20 Jahren", meinte Stefan Hecker. Auf die Frage, ob verlieren blöd sei, meinte er nur: "Verlieren ist immer blöd, besonders wenn es gegen den TuSEM Essen ist. Aber es wird die letzte Niederlage gewesen sein. Im nächsten Jahr gibt es zwei Siege."

[Zum Saisonabschluss präsentierte sich das Team auf einer Bühne vor der Kölnarena.]



"In drei Jahren sind wir Deutscher Meister."



Mehr als 62.000 Zuschauer haben die vier Spiele des VfL in der Arena live verfolgt. KSK-Vorstandsvorsitzende Krämer freute sich besonders darüber: "Zwischen Köln und Gummersbach ist eine Liebe entbrannt. In der nächsten Saison gibt es wieder viel zu bieten, und in drei Jahren feiern wir hier wieder eine Deutsche Meisterschaft des VfL Gummersbach."



Der Meinung war auch Thomas Krämer von Stadionwelt, dem Veranstalter: "Hier wächst etwas Großes heran." Zum Thema "Stimmung", die heute erst in der zweiten Halbzeit richtig aufkam, meinte Krämer: "So etwas braucht Zeit. Das geht nicht von heut auf morgen. Aber wir haben bereits jetzt schon mal eine bessere Stimmung als bei den Haien. Und 'Rhein Energy' stecken wir jetzt schon in die Tasche. In einem Jahr gibt es hier die beste Stimmung Deutschlands." Krämer verriet auch, dass die Fans in der nächsten Saison einiges mehr erwartet. Zwar sei er mit dem gestrigen Tag auch sehr zufrieden, "aber es gibt immer noch was zu verbessern." So soll der Fanclub Blue-White-Dynamite zum Beispiel im nächsten Jahr in der Arena eine feste Anlaufstelle bekommen. "Und die brauchen wir auch," meinte Walter Dickmann, erster Vorsitzender des Fanclubs, "schließlich haben wir sechs Spiele in der Arena."



Da bleibt nur noch eines zu sagen: Dem VfL Gummersbach ist der Saisonabschluss auf heimischem Boden geglückt. Die Arena war wieder in den Händen der Blau-Weißen, die mit der guten Stimmung die Spieler bestens unterstützt haben. Sportlich ist der Abschluss nicht geglückt. Die VfL-er müssen weiter auf einen Sieg in Deutschlands schönster Halle warten. Aber eine Chance auf einen positiven Abschluss der Handball-Saison 2001/2002 gibt es noch: Am kommenden Samstag müssen die Mannen um Kapitän Houlet in Nordhorn ein letztes Mal ran.

[Auch die Mannschaft dankte dem Trainer: "Zou-Zou" Houlet (M.) überreichte Geschenke an Ivanescu (l.) und Reinholz.]





[Ein Autogramm auf dem Schuh hatte dieser Fan ergattert (linkes Bild); "Kuno" als begehrter Autogramm-Schreiber.]





[Einmal "die Welle" für die Fans mit Petre Ivanescu.]





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["Jasch" Stankiewicz und "Oldie" Hecker erwiesen sich auch gestern als guter Rückhalt.]

[Autogrammstunde für die Fans nach dem Spiel.]

[Die VfL-Jugend hatte ebenfalls ihren großen Moment beim Einlaufen.]

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[Selten sah man Ivanescu so fröhlich ein Spielfeld betreten.]

[Auch Sead Kurtagic musste viele Autogramme geben.]



[Immer dabei: Blue-White Dynamite - der VfL-Fanclub.]

[Yoon gibt Autogramme (l.o.); "Brajko" nimmt Abschied (r.) und Choi läuft ein.]

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[Die VfL-Jugend "garnierte" den Einlauf der VfL-Stars.]

[Nicht ausverkauft, aber mit über 14.000 Besuchern gut gefüllt: die Kölnarena.]





[Marco Beers im Interview (linkes Bild); Maik Handschke gibt geduldig Autogramme.]





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[Bewegender Abschied für einen überragenden Trainer Ivanescu und für Umberto Brajkovic.]





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