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Alle Jahre wieder - die Bundestagswahl

bv; 14. Sep 2017, 06:00 Uhr
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Alle Jahre wieder - die Bundestagswahl

bv; 14. Sep 2017, 06:00 Uhr
Oberberg – Über 218.000 Wähler sind am 24. September im Oberbergischen aufgerufen, einen von sieben Kandidaten in den Bundestag zu entsenden und mit der Zweitstimme über die Verteilung der Mandate zu entscheiden.
Von Bernd Vorländer

Es sind nur noch wenige Tage, dann haben die Bürger auch in Oberberg die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Wählen zu gehen ist eines der fundamentalsten Rechte unserer demokratisch verfassten Gesellschaft. Und die Bundestagswahl dürfte – zumindest was die politische Richtung des Landes betrifft – die wichtigste Wahl darstellen. Doch scheint diese Wahl ein bisschen anders zu sein, als mancher Urnengang zuvor. Es fehlen die großen Diskussionen über Zukunftsthemen wie etwa die Standfestigkeit der Sozialsysteme, die Integrationswilligkeit und –fähigkeit auf allen Seiten, die demografischen Probleme und deren Folgen, den maroden Zustand der Infrastruktur, die Zukunftsfähigkeit deutscher Schlüsselindustrien oder auch die Generationengerechtigkeit. Bundesweit, aber auch in der Region spürt man keine Wahlleidenschaft, alles läuft irgendwie seinen Gang, wirkt seltsam bleiern und - ja – abgedroschen. Begeisterung sieht jedenfalls anders aus. Unklar ist, ob sich dies alles auf die Wahlbeteiligung auswirkt, die zuletzt in Oberberg knapp über 70 Prozent lag.


„Platzhirsch“ im Oberbergischen ist eindeutig die CDU. Ihr Kandidat Klaus-Peter Flosbach holte 2013 zum vierten Mal in Folge das Direktmandat für seine Partei und konnte wesentlich mehr Stimmen auf sich vereinen als die Christdemokraten in Oberberg bei den Zweitstimmen verbuchten. Flosbach kandidiert aber bei dieser Wahl nicht mehr. Dafür steht Oberbergs CDU-Kreis-Chef Dr. Carsten Brodesser in den Startlöchern. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Regionaldirektor einer großen Bausparkasse erneut als Sieger die Ziellinie überquert. Allenfalls die Frage, ob auch er bei seiner Premiere die absolute Mehrheit der Erststimmen gewinnt, könnte ein wenig Spannung bringen. Will Brodesser nach Berlin, muss er indes gewinnen, denn aussichtsreich abgesichert auf der Landesliste ist er nicht.

Das sieht bei Michaela Engelmeier etwas anders aus. Die SPD-Bundestagsabgeordnete rückte vor vier Jahren über die Liste ihrer Partei in den Bundestag und will weiterhin sozialdemokratische Politik in der Hauptstadt machen. Ein Direktmandat scheint nicht besonders realistisch, also muss Engelmeier auf ein gutes bundesweites, mehr aber noch auf ein gutes NRW-Ergebnis der SPD hoffen. Sollten die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen schwach abschneiden, könnte auch der Listenplatz 20, den Engelmeier  innehat, „wackeln“. Interessant wird sein, ob Engelmeier die rund 30 Prozent Erststimmen am 24. September wird übertreffen können.

Das Direktmandat in der Region ist für die kleinen Parteien nahezu unerreichbar. Für sie geht es darum, sich im „Haifischbecken“ der beiden großen Parteien achtbar aus der Affäre zu ziehen. Für die Grünen tritt der 51-jährige Landwirt Michael Braun aus Wildbergerhütte an, der auch 2013 auf dem Wahlzettel stand. Abgesichert auf einer Liste ist Braun nicht, sodass ein Mandat nicht in Reichweite ist. Das gilt im Übrigen auch für den oberbergischen FDP-Vorsitzenden Jörg Kloppenburg. Der Liberale verspielte seinen Listenplatz, weil beim Ablauf der Frist eine wichtige Unterschrift fehlte.

Die Linke geht gleich mit zwei Kandidaten ins Rennen. In Oberberg steht der gerade 18-jährige Diyar Agu zur Wahl, der nach dem Abitur jetzt studieren möchte , um Wirtschaftsingenieur zu werden. Sein Listenplatz 24 dürfte kaum ausreichen, um in den Bundestag einzuziehen. Etwas anders sieht es bei Ingeborg Mohr-Simeonidis aus. Die Reichshoferin kandidiert im Nachbarkreis Olpe und könnte bei einem sehr guten Ergebnis für ihre Partei in NRW eine Chance haben, in den Bundestag zu kommen. Für die Alternative für Deutschland steht Stefan Zühlke auf dem Wahlzettel. Der Wiehler sieht eine kleine Chance, mit seinem Platz 22 auf der Landesliste, den Sprung nach Berlin zu schaffen. Die insgesamt sieben Direktkandidaten in Oberberg komplettiert der Radevormwalder Felix Staratschek, der sich für Familie & Umwelt bewirbt.

Anders als bei der Landtagswahl, als Teile des Kreisnordens einem Wahlkreis im Bergischen zugeschlagen wurden, bildet das Oberbergische am 24. September wieder einen einheitlichen Wahlkreis, der die Nummer 99 trägt. Über 218.000 Menschen sind wahlberechtigt und können in 261 Wahllokalen von ihrem Recht, die Stimme abzugeben, am Wahltag zwischen 8 und 18 Uhr Gebrauch machen. 23 Parteien stehen auf dem Wahlzettel und werben um Zustimmung. Die Zweitstimme entscheidet darüber, wie viele der insgesamt 598 Mandate jeder Partei im Bundestag zustehen - wenn bundesweit die Fünf-Prozent-Sperrklausel überwunden wird. Natürlich kann man auch per Brief wählen, dabei sind aber  Fristen zu beachten. In der Regel muss bis Freitag, 22.9, 18 Uhr ein Antrag auf einen Wahlschein gestellt werden, in besonderen Fällen kann das auch am Wahltag bis 15 Uhr geschehen, wenn etwa eine plötzliche Krankheit nachgewiesen wird. Wahlbriefe müssen allerdings bis 18 Uhr in den Wahlbüros vorliegen, um gezählt werden zu können.
  
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