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Keinen Stein auf dem anderen gelassen

pn; 7. Sep 2017, 14:15 Uhr
Bilder: Alexander Arnold.
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Keinen Stein auf dem anderen gelassen

pn; 7. Sep 2017, 14:15 Uhr
Gummersbach – Die Handballsaison 2017/18 steht in den Startlöchern und Oberberg-Aktuell beleuchtet Neuverpflichtungen, Abgänge und Chancen der oberbergischen Vertreter in den einzelnen Ligen – Heute Oberligist TV Strombach.
Von Peter Notbohm


Eine weitere Saison graues Liga-Mittelmaß liegt hinter den Handballern des TV Strombach, die mit anderen Ambitionen in die Spielzeit gegangen waren. Nach einer schwachen Hinrunde, in der mit Lukas Bader allerdings auch über weite Strecken der Schlüsselspieler ausfiel, wurde Trainer Maik Thiele im Winter nach vier Jahren Zusammenarbeit mitgeteilt, dass der Verein über das Saisonende hinaus nicht mehr mit ihm plane. Der Coach präsentierte sich aber keineswegs als 'lame duck', sondern legte eine starke Rückrunde mit dem Team aufs Parkett. Michiel Lochtenbergh hat seit dem Sommer die schwierige Aufgabe, nicht nur diese Performance zu bestätigen, sondern auch einen großen Umbruch einzuleiten. Über die Hälfte der Mannschaft wurde ausgetauscht, so dass der neue Trainer davor warnt, zu schnell zu viel zu erwarten. „Wir werden noch ein wenig Zeit benötigen“, dämpft er überhöhte Ambitionen.





Kommen und Gehen


Gerade einmal sechs Spieler aus dem letztjährigen Kader sind übrig geblieben. Hat Lochtenbergh im Winter bei seiner Vorstellung noch erklärt, auf eine intakte Mannschaft aufbauen zu können, muss er nun einen Neustart einleiten. Während Joscha Jaeger (Longerich) und Thorben Schneider (Derschlag) künftig für die Ligakonkurrenz auflaufen, musste Torhüter René Krouß zurück zum VfL Gummersbach. Stammrechtsaußen Dennis Hermann agiert in Bergneustadt ab sofort als Spielertrainer, während Philipp-Jonas Wilhelm sich wieder auf seine Aufgaben bei der Gummersbacher Akademie beschränken wird. Dem Verein erhalten bleiben dagegen Fynn Schürmann, Jan Höfer und Michel Töpfer, allerdings nur noch im Landesligakader. Die Liste wird komplettiert durch Marvin Straub, der den TVS mit unbekannten Ziel verlassen hat.


[Nicht nur Michiel Lochtenbergh ist ein neues Gesicht beim TV Strombach.]


Lochtenbergh hätte den ein oder anderen Spieler gerne gehalten, die Entscheidungen seien aber bereits frühzeitig gefallen, sagt er. Geholt hat der Verein dafür vor allem junge entwicklungsfähige Spieler, die sich ergänzen sollen. „Wir haben auf jeder Position verschiedene Spielertypen gesucht, gleichzeitig aber auch auf den Charakter geachtet. Wir wollten ein Team aufbauen, dass gut zusammenpasst und eine Verbindung zum Verein hat“, so der Coach. Königstransfer dürfte Julian Mayer sein. In Kombination mit Lukas Bader wird er künftig eine rechte Achse bilden, die im HVM seinesgleichen sucht. „Eigentlich hatten wir auf dieser Position keine Notwendigkeit, aber wer erfolgreich spielen will, kann seine Jungs nicht durchspielen lassen. Die Beiden sind zudem total unterschiedliche Spielertypen“, urteilt er weiter.


Ähnlich verhalte es sich auf der Mittelposition, wo künftig Tom Bonfiglio und der A-Jugendliche Sean Bordgard den Takt angeben sollen. Und auch am Kreis setzt Lochtenbergh neben dem stämmigen Florian Panske mit Neuzugang Alexander Arnold auf einen spielerischen Gegenpart, der eher über seine Dynamik kommen soll. Den Konkurrenzkampf auf Halblinks heizen Christopher Suhr (Nümbrecht) und Julian Kolken (eigene Jugend) weiter an. Die linke Außenbahn wird mit Harry Roth ebenfalls von einem ehemaligen Nümbrechter bearbeitet. Rechtsaußen Marcel Mesenhöler laboriert dagegen noch an den Folgen einer Hüftoperation, so dass hier improvisiert werden muss. Mit Richard Meinicke holte der Verein zudem einen Torhüter, der bereits an den Zweitligakader vom TuS Ferndorf leise anklopfte.


Stärken und Schwächen


Damit umfasst der Strombacher Kader derzeit zwar nur 13 Spieler, das ist aber durchaus so gewollt. Mit Lukas Altjohann und Marius Euteneuer scharen bereits zwei weitere stalleigene Talente im erweiterten Kader mit den Hufen. Lochtenbergh hält das Team bewusst klein und will immer wieder A-Jugendlichen und Akteuren der zweiten Mannschaft ihre Chance geben. „Jeder Spieler wird seine Rolle spielen“, will der Coach variabel agieren und setzt auf den Zusammenhalt innerhalb des Kaders. In der Deckung will Strombach eher mit der defensiven 6:0- oder 5:1-Variante agieren und baut zudem auf sein starkes Torhüterduo. „Aber auch die Beiden sind nur so stark, wie die Abwehr davor“, ergänzt der Übungsleiter.


Froh ist er hingegen über die Ergebnisse des BSP-Cups. Derschlag und Bergneustadt deckten die momentan noch herrschende Abhängigkeit von der rechten Angriffsseite schonungslos mit einer kurzen Deckung auf. „Für uns war das ein sehr gutes Training“, rechnet Lochtenbergh damit, auch in der Saison häufig auf dieses taktische Mittel des Gegners zu treffen. Zugleich ist er aber sicher, dass sich seine Mannschaft Lösungen einfallen lassen wird. „Wir sind erst fünf Wochen gemeinsam unterwegs und müssen acht neue Spieler integrieren. Das wird ein wenig dauern, bis die Rädchen offensiv ineinander greifen“, hat er ähnliche Probleme wie VfL-Coach Dirk Beuchler.


Dementsprechend tief stapelt Lochtenbergh daher auch zunächst. Vorderstes Ziel ist die Weiterentwicklung der Mannschaft, um dann einen Blick nach oben erhaschen zu können. „Denn wir wollen auch die Liga-Favoriten angreifen“, so der Coach. Hier rechnet er insbesondere mit BTB Aachen und Pulheim. Aber auch Derschlag und Dormagen traut er Überraschungen zu.


Fazit


Der neu formierte TV Strombach ist eine Wundertüte. Vom Potential her kann das Team im Konzert der großen Oberliga-Teams mitmischen. Die Frage ist, wie schnell und wie beständig dieses vorhandene Potential auch abgerufen werden kann. Das vermeintlich leichte Auftaktprogramm könnte zum Türöffner für eine gute Saison werden, genauso gut kann das Team aber auch noch ein wenig Zeit benötigen.


Tests und Tore
TVS – VfL Gummersbach II 20:20 (BSP-Cup)
TVS – TuS Derschlag 17:20 (BSP-Cup)
TVS – HSG Oberbantenberg/Niederseßmar 19:13 (BSP-Cup)
TVS – TV Bergneustadt 26:23 (BSP-Cup)


Abgänge
Dennis Hermann (TV Bergneustadt)
Jan Höfer
Michel Töpfer
Fynn Schürmann (alle Zweite Mannschaft)
René Krouß (VfL Gummersbach II)
Joscha Jaeger (Longericher SC II)
Thorben Schneider (TuS Derschlag)
Marvin Straub (Ziel unbekannt)
Phillip-Jonas Wilhelm (Trainer Gummersbacher Akademie)


Zugänge
Julian Mayer (SG Schalksmühle/Halver)
Christopher Suhr
Tom Bonfiglio
Harry Roth (alle SSV Nümbrecht)
Julian Kolken (eigene A-Jugend)
Richard Meinicke (TuS Ferndorf II)
Alexander Arnold (VfL Gummersbach II)
Sean Borgard (eigene A-Jugend)


Spielerkader


Tor
Marvin Blech
Richard Meinicke


Feld
Alexander Arnold
Lukas Bader
Nico Blech
Tom Bonfiglio
Sean Borgard
Julian Kolken
Malte Meinhardt
Marcel Mesenhöler
Florian Panske
Harry Roth
Christopher Suhr


Trainer
Michiel Lochtenbergh


Betreuer
Daniel Teßmer


Physiotherapeutin
Anna Henn
  
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