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Schäden durch Sprengungen im Steinbruch?

fj,pt; 29. Aug 2017, 15:38 Uhr
Bild: privat --- Der Steinbruch bei Odenspiel.
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Schäden durch Sprengungen im Steinbruch?

fj,pt; 29. Aug 2017, 15:38 Uhr
Reichshof – Die Bewohner des beschaulichen Örtchens Odenspiel klagen über Risse an ihren Häusern, die durch die Sprengungen im nahegelegenen Steinbruch entstanden sein sollen – Die dem Kreis vorliegenden Messdaten sprechen dagegen.
Von Paulina Theiß und Fenja Jansen

„Es ist, als hätten wir 50 kleine Erdbeben im Jahr“, berichtet Klaus-Werner Jäger vom Leben in seiner Heimat – der eigentlich beschaulichen Ortschaft Odenspiel in der Gemeinde Reichshof. Dass die Gläser im Schrank sowie die Fensterscheiben immer wieder klirren und zittern, ist jedoch nicht der natürlichen Bewegung des Bodens geschuldet, sondern den Sprengungen im nahegelegenen Steinbruch, wo die „Odenspieler Grauwacke“ von der Firma Jaeger Steinbruch-betriebe GmbH abgebaut wird.

Viel schlimmer als klirrende Gläser wiegt für Bäckermeister Jäger, der auch für die Grünen im Gemeinderat sitzt, dass sich auch an vielen Häusern in Odenspiel Schäden zeigen. Und hier sieht er einen klaren Zusammenhang zu den Sprengungen: „Natürlich bleiben Schäden nicht aus“, ist Jäger überzeugt. Fast alle Häuser in dem knapp 400 Seelen-Ort weisen laut Jäger Risse und andere Schäden auf. Dabei sehe es im unteren Teil des Dorfes noch schlimmer aus als im oberen. „Keiner kann sich ausschließen, es ist niemand nicht betroffen“, so Jäger. „Das Thema ist so alt wie wir denken können“, bestätigte auch Gerd Köster vom Verschönerungsverein Odenspiel.



Beide Männer sind sich sicher: Die Gebäude in Odenspiel stehen auf einer Felsbank, die bei jeder Sprengung komplett in Erschütterung gerät. Weil die Gebäude kaum Fundamente hätten, fingen die Fassaden bei Sprengungen an zu bröckeln. Seit fast 100 Jahren würde die Grauwacke dort abgebaut. „Zwar hat die Intensität der Sprengungen in den vergangenen Jahren nachgelassen, dafür aber kommt der Steinbruch immer näher“, ärgert sich Köster. Von einer erneuten Erweiterung, durch die sich der Steinbruch dem Dorf bis auf 300 Meter nähern würde, habe man in Odenspiel gehört. Tatsächlich bestätigte der Oberbergische Kreis auf Nachfrage, dass es ein Erweiterungsvorhaben gibt. Jedoch wurde noch kein Antrag gestellt und auch die Planungen und das Verfahren seien noch nicht weit fortgeschritten. Konkrete Informationen gebe es deshalb nicht. Zum Erweiterungsverfahren und auch zu den Vorwürfen der Bürger wollte das Unternehmen auf Nachfrage keine Stellung beziehen.

Dem Oberbergischen Kreis liegt jedoch über jede Sprengung ein Messprotokoll vor. „Aus diesen Daten geht hervor, dass alle zulässigen Grenzwerte eingehalten, ja sogar unterschritten werden“, erklärte eine Sprecherin der Kreisverwaltung. Obwohl die Odenspieler Bürger noch keine Schäden beim Kreis angezeigt hätten, sei ein Mitarbeiter des Umweltamts in der vergangenen Woche vor Ort gewesen und hätte die Messergebnisse noch einmal kontrolliert – auch hier sei alles in Ordnung gewesen.

„Einen Zusammenhang zwischen Sprengungen und Gebäudeschäden kann der Kreis also nicht bestätigen“, so das Fazit. Damit geben sich die Bürger in Odenspiel jedoch nicht zufrieden: „Wir haben eine Bürgerversammlung einberufen, denn so kann es nicht weitergehen. Uns reicht es“, zeigte sich Köster kämpferisch. Die Gesprächsrunde findet am Dienstag, 26. September, im örtlichen Feuerwehrheim statt. Die Betroffenen haben laut eigenen Angaben ebenfalls Vertreter des Kreises, der Gemeinde, der Bezirksregierung Köln und der Firma Jaeger Steinbruch eingeladen. Den Eingang einer Einladung konnte man im Kreishaus allerdings nicht bestätigen.
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