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'Oberberger Brücken' für in Not geratene Menschen

fk; 21. Apr 2017, 08:14 Uhr
Bild: Friederike Klein --- Rolf Kirchner (links) ist mit Herzblut unterwegs im Kreissüden. Hartwig Zehl ist der Projektleiter.
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'Oberberger Brücken' für in Not geratene Menschen

fk; 21. Apr 2017, 08:14 Uhr
Oberberg - Projekt „Aufsuchende Arbeit für Menschen in Wohnungsnot“ vorgestellt - Erfahrene Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven unterstützen die Betroffenen.
„Einfach da sein, präsent sein“, erzählt Sozialarbeiter Rolf Kirchner - und: zu den Menschen hingehen. Kirchner ist Mitarbeiter im Projekt „Aufsuchende Arbeit für Menschen in Wohnungsnot“. Einem Teilprojekt, das die Diakonie Michaelshoven in Kooperation mit der „VSB gGmbH - vermitteln, schulen, beraten“ im Rahmen des neuen Förderprojekts „Oberberger Brücken“ durchführt.

Hingehen zu den Szenetreffpunkten, in Notunterkünfte, zu Essensangeboten wie Tafeln oder Suppenküchen. Dort ins Gespräch kommen. Und das vielleicht auch erst beim zweiten, dritten oder x-ten Mal. Denn oft seien die Menschen, die von Wohnungsnot bedroht sind, nicht auf Kontakte aus, erklärt Susanne Hahmann, Geschäftsbereichsleiterin der Wohnhilfen Oberberg. Grund sind oft multiple Probleme, die auch mit vielen negativen Erfahrungen im Dschungel des Hilfesystems zusammenhängen.  

Es sind „Menschen, die sich nicht verstanden fühlen“, und durch die Maschen des Netzes gerutscht seien, erzählt Kirchner. Er ist seit sechs Monaten in den Kommunen Waldbröl, Nümbrecht, Morsbach, Reichshof und Wiehl unterwegs. Ein Profi mit langjährigen Erfahrungen und – wie der 66-Jährige feststellt - „Überzeugungstäter“. Dabei helfen ihm sein reichhaltiger Erfahrungsschatz und Einfühlungsvermögen – denn: „Zwangsbeglücken geht gar nicht.“

Betroffene sind Personen jeglichen Alters aus allen Schichten. Trennungen spielen eine Rolle, denn oft steht ein Partner danach auf der Straße und ist in einer Notunterkunft. Auch „nicht Lesen und Schreiben können“, Arbeitsverlust oder Suchtprobleme tragen zur persönlichen Not bei. Innerliche Resignation ist oft das Hauptproblem. Dann aus Eigeninitiative Hilfe zu suchen, ist extrem schwierig. „Die Schamschwelle ist sehr hoch, gerade hier im Ländlichen“, stellt Hartwig Zehl von Projektleitung der Aufsuchenden Arbeit fest.



Vier Mitarbeiter sind in Oberberg unterwegs. Einer im Kreisnorden, zwei in der Kreismitte und einer im Süden. Die Profis sind Ersthelfer und Ansprechpartner, die Informationen über bestehende Hilfsangebote geben, auf Wunsch individuelle Situationsklärung durchführen und sie sind die „Brücken“ zu Ämtern, Behörden, Fach- und Gesundheitsdiensten oder anderen bedarfsgerechten Hilfen. „Extrem wichtig“, so Kirchner, „ist das Netz im Rücken“. Das ist die jahrelang gut aufgebaute Vernetzung aller Organisationen, die eine Stärke im Oberbergischen Kreis ist.

Das Fazit: Es sind wichtige Mittlerpositionen, die die vier haben. Ihre Arbeit ist „von Ehrenamtlern nicht zu leisten. Die Arbeit ist hochprofessionell“, so Hahmann. Bis Ende 2018 ist die Finanzierung über den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (EHAP) gesichert, mit der Möglichkeit der Verlängerung. „Wir hoffen, dass es dann weitergeht - bis 2020“, erklärt Sabine Grützmacher von der VSB gGmbH. Hier werden die beiden anderen Teilprojekte der „Oberberger Brücken – Brücken zur Integration armutsgefährdeter und ausgegrenzter Personen“, gefördert durch die Europäische Union und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, durchgeführt.

Weitere Informationen unter www.diakonie-michaelshoven.de und www.vsb-ggmbh.com.

  
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