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Arbeitslosenreport NRW: 'Jugendliche nicht fallen lassen'

Red; 20. Mar 2017, 10:27 Uhr
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Arbeitslosenreport NRW: 'Jugendliche nicht fallen lassen'

Red; 20. Mar 2017, 10:27 Uhr
Oberberg - Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Oberberg warnt, Jugendliche nicht in die Ausbildungslosigkeit fallen zu lassen – Aufforderung an Landesregierung: Chancen einer Ausbildungsplatzabgabe ernsthaft prüfen.
Die Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen (NRW) veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Darin enthalten sind aktuelle Zahlen und Analysen für Nordrhein-Westfalen; Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach standen im vergangenen Ausbildungsjahr in ganz NRW 136.400 Ausbildungssuchenden 110.800 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber – was eine Ausbildungslücke von 25.600 Stellen bedeutet.

Laut Arbeitslosenreport wird auch im Oberbergischen Kreis eine Differenz zwischen Angebot und Nachfrage verzeichnet. Hier stünden 2.146 gemeldeten Bewerbern 1.637 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber. Der Datenreport belegt, dass Ende September 2016 landesweit noch 23.078 Ausbildungsbewerber unversorgt waren oder aus einer Alternativlösung heraus weiter nach einem ihrem Wunsch entsprechenden Ausbildungsplatz suchten. Im Oberbergischen Kreis seien zu diesem Stichtag noch 314 Ausbildungsbewerber unversorgt geblieben.

Der Arbeitslosenreport NRW stellte außerdem fest, dass das Ausmaß der Angebotslücke noch weitaus größer ist: Um realistisch für alle Jugendlichen ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen vorzuhalten, wäre ein Ausbildungsplatzüberhang nötig. Bereits in den 1970er-Jahren legte man dafür einen Richtwert von 12,5 Prozent fest. Demnach wäre im Oberbergischen Kreis für das letzte Ausbildungsjahr erst bei einem Ausbildungsplatzangebot von 2.414 Stellen (tatsächlich nur 1.637 Stellen) von einer entspannten Lage am Ausbildungsmarkt zu sprechen.

„Wenn die Prinzipien von Angebot und Nachfrage nicht funktionieren“, kritisierte Martina Gilles, Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege im Oberbergischen Kreis, „ist von öffentlicher Seite aus nachzusteuern“. Deshalb fordert die Freie Wohlfahrtspflege die Landesregierung auf, die Chancen einer Ausbildungsplatzabgabe in NRW ernsthaft zu prüfen. Denn man befürchtet, dass die Ausbildungsplatzlücke dazu führt, dass der Anteil jugendlicher Arbeitsloser ohne Berufsabschluss steigt. In NRW hätten bereits jetzt 68 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss, im Oberbergischen Kreis seien es 60 Prozent.



Erschreckend sei auch, dass die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss von 15 Prozent im Jahr 2012 auf 17 Prozent im Jahr 2016 gestiegen sei, auch wenn die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren ohne Schulabschluss landesweit bei 22 Prozent läge. Gerade Jugendliche, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen, bräuchten Unterstützung durch ausbildungsvorbereitende und ausbildungsbegleitende Maßnahmen. Allerdings weist der Arbeitslosenreport NRW nach, dass landesweit ein Rückgang bei ausbildungsunterstützenden Maßnahmen für Jugendliche festzustellen ist. Wurden 2012 noch knapp 28.000 ausbildungsbegleitende Maßnahmen gefördert, waren dies im Zeitraum von 11/2015 bis 10/2016 nur noch knapp 18.750. Auch im Oberbergischen Kreis wurden in diesem Zeitraum 210 Plätze im Bereich ausbildungsbegleitende Hilfen abgebaut. 

„Für uns ist dies ein völlig falsches Signal“, so Gilles. „Solange keine Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt erreicht ist, müssen berufsvorbereitende, ausbildungsbegleitende und -unterstützende Angebote durch die Agentur für Arbeit und Jobcenter in ausreichender Zahl gefördert werden. Nicht versorgte Ausbildungsplatzbewerber benötigen Alternativen, wenn kein betrieblicher Ausbildungsplatz gefunden wird und schulisch nicht ausreichend qualifizierte junge Menschen brauchen vorbereitende und auch begleitende Coaching-Angebote, damit sie eine Ausbildung erfolgreich absolvieren und langfristig eine qualifizierte und sichere Arbeitsstelle finden können, um unabhängig von Hartz-IV-Leistungen ihr Leben zu gestalten.“

Alle Ausgaben des Arbeitslosenreports sowie weiterführende Informationen unter: freiewohlfahrtspflege-nrw.de/initiativen/arbeitslosenreport-nrw/
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