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Nicht mehr Schafe, sondern mehr Gäste

fj; 1. Mar 2017, 15:28 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Die Landwirte Susanne Schulte und Peter Schmidt (vorne) sowie Dr. Gudrun Plesch vom Biokreis Erzeugerring NRW und Helmut Dresbach, Keisbauernschaft Oberberg.
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Nicht mehr Schafe, sondern mehr Gäste

fj; 1. Mar 2017, 15:28 Uhr
Gummersbach – Die Existenz der Landwirte wird immer schwieriger – Um dem Klosterhof eine Perspektive zu geben, setzen die Öko-Bauern hier verstärkt auf das „Erlebnis Bauernhof“.
Die Eier, die die deutschen Bresse-Hühner auf dem Klosterhof Bünghausen legen, verkauft Bäuerin Susanne Schulte direkt auf dem Hof oder bringt sie zu festen Kunden. Gerne hätte auch ein befreundeter Metzger ein paar Kartons ins seiner Metzgerei in Engelskirchen-Wallefeld zum Verkauf angeboten. Doch da die Eier damit in den Handel gegangen wären, hätte der Klosterhof eine registrierte Packstelle einrichten müssen – zu viel Geld für ein paar Kartons Eier.


[Die Öko-Bauern Peter Schmidt und Susanne Schulte mit zwei ihrer Lämmer.]

Denn eben erst musste das Landwirtsehepaar Susanne Schulte und Peter Schmidt eine hohe fünfstellige Summe in eine neue Mistplatte investieren. „Die Vorschriften sind auch für kleine Betriebe so streng, dass allein das in der Platte verbaute Eisen einen Wert von rund 6.000 € hat“, rechnete Bio-Landwirt Schmidt vor. Es sind solche Rahmenbedingungen, die das Überleben für bäuerliche Betriebe immer schwieriger machen. Insbesondere für kleinere Betriebe wie den Klosterhof in Gummersbach-Bünghausen, ist es schwierig, solche Investitionen zu stemmen. „Und das gilt für fast alle Betriebstypen in der oberbergischen Landwirtschaft“, weiß Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberberg.

Im Klosterhof konzentriert man sich auf die Fleisch- und Eierproduktion. Seit der Hofgründung vor 20 Jahren werden vom Aussterben bedrohte Bergschafe, das Rote Höhenvieh als heimische Rinderrasse und Zweitnutzungshühner biologisch und regional gezüchtet und vermarktet. „Da wir Nischenprodukte anbieten, sind die Preise eh schon höher. Wenn wir nun aber noch die Kosten für notwendige Investitionen wie die Mistplatte auf die Produktpreise umlegen würden, dann wäre unser Fleisch kaum mehr zu bezahlen“, erklärte Schmidt, warum man in Bünghausen nach neuen Wegen suchte, um den Betrieb Perspektiven zu geben.



Das Landwirtschaftsehepaar will sich darum zukünftig nicht mehr nur auf die Fleisch- und Eierproduktion konzentrieren, sondern auch auf den Menschen: „Als Demonstrationsbetrieb für Ökologischen Landbau hatten wir schon oft Besucher auf dem Hof und haben gemerkt, dass sich die Menschen dafür interessieren, wo ihre Lebensmittel herkommen“, erklärte Schmidt das neue Modell, die Faszination der Landwirtschaft demnächst noch stärker auf dem Klosterhof erlebbar zu machen. Kinder zwischen sechs und 14 Jahren können beispielsweise an einem „Jahreskurs“ teilnehmen und an jedem ersten Samstag im Monat das Leben auf dem Bauernhof erleben – Tiere füttern und streicheln inklusive. Auch der Kindergeburtstag kann auf dem Klosterhof gemeinsam mit den Schafen und Rindern gefeiert werden.


[Das Rote Höhenvieh lebte ursprünglich auf den hiesigen Weiden, mittlerweile ist es vom Aussterben bedroht.]

Auf die Erwachsenen warten Thementage wie „Faszination Streuobstwiese“ (8. Oktober), Faszination Huhn“ (2. April) oder „Faszination Schaf“ (22. April). An jedem Thementag erwarten die Besucher nicht nur viel Wissenswertes, ein passender Imbiss und Geschenke zum Mitnehmen, sondern auch immer eine besondere Überraschung. „Da kommt zum Beispiel ein Scherer und zeigt live, wie Schafe geschoren werden“, verriet Schmidt. Nach einem kräftigen Lamm-Eintopf nehmen die Gäste dann eine Tüte Schafwolle, eine eigene Filz-Arbeit, ein Filz-Set und ein Kuschelkissen mit nach Hause.

„Meist erleben wir, dass Betriebe sich verkleinern oder sogar ganz zu machen, wenn sie sich die notwendigen Investitionen nicht mehr leisten können. Es ist toll, dass der Klosterhof genau in die andere Richtung geht und sich noch breiter aufstellt“, freute sich Dr. Gudrun Plesch, Geschäftsführerin des Biokreis Erzeugerrings NRW, dem auch der Klosterhof angehört. Und auch die Bauern freuen sich auf viele Gäste: „Denn von unseren Besuchertagen wissen wir nicht nur, dass die Menschen ein großes Interesse an Landwirtschaft haben. Wir wissen auch, dass wir viel Spaß am Kontakt mit den Menschen haben“, so Schmidt und Schulte unisono.

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und Angeboten auf dem Klosterhof in Gummersbach-Bünghausen gibt es unter www.klosterbauer.de.
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