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„Ich verbrenne von innen“

fj; 3. Jun 2016, 12:32 Uhr
Bilder: Alexander Nusch --- Bürgermeister Jürgen Marquardt, SKFM Oberberg-Geschäftsführerin Anette Heider und Monika Weispfennig aus dem Vereinsvorstand von nina + nico.
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„Ich verbrenne von innen“

fj; 3. Jun 2016, 12:32 Uhr
Gummersbach – Anlässlich ihrer Jubiläen haben nina + nico und der SKFM eine Fotoausstellung ins Rathaus geholt – Sie zeigt in eindrücklichen Bildern und Texten, wie Opfer von sexueller Gewalt ihr Trauma überleben konnten.
Als sich 1996 in Gummersbach der Verein nina + nico gründete, waren die Oberberger laut Monica Weispfennig aus dem Vereinsvorstand skeptisch: Ein Verein zur Beratung von Frauen und Kindern, die sexuelle Gewalt erfahren haben, sei doch im Oberbergischen nicht nötig. Heute feiert der Verein sein 20-jähriges Bestehen und kann von über 5.600 Einzelberatungen seit 1999 berichten. „Sexuelle Übergriffe sind keine Frage der Kultur oder Herkunft. Sie geschehen überall“, so Weispfennig.



Um auf das Thema aufmerksam zu machen, hat sich der Verein mit dem Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) im Oberbergischen Kreis zusammengetan, der in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiert, und die Ausstellung „Ich verbrenne von innen“ des Vereins Feuervogel in die Kreisstadt geholt. Im Rahmen einer Vernissage wurde diese heute von Jürgen Marquardt, stellvertretender Bürgermeister Gummersbachs, Anette Heider, Geschäftsführerin des SKFM, und Weispfenig im Rathaus-Foyer eröffnet.


[Monica Weispfennig: "Jede dritte Frau in Europa hat sexuelle oder körperliche Gewalt erfahren."]

Die Ausstellung kombiniert Fotos von Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, mit Texten von Betroffenen. „In unseren Beratungsgesprächen erfahren wir, wie sich Betroffene fühlen. Der Titel ‚Ich verbrenne von innen‘ trifft dies sehr gut“, so Weispfennig. Die Mitarbeiter von nina + nico und des SKFM hoffen, dass die Ausstellung dazu beiträgt, Menschen für das Thema zu sensibilisieren. „Wenn jeder darauf achtet, dass es in seinem Umfeld nicht zu Übergriffen kommt, sind wir schon ein großes Stück weiter“, so Weispfennig, die daran erinnert, dass das Thema erst vor wenigen Jahren aus der Tabuzone herausgeholt werden konnte. „Die Gesellschaft hat sich zu lange wie die drei Affen – nicht hinsehen, nichts sagen, nichts hören – verhalten“, stimmte ihr Marquardt zu. Die Texte stammen von Betroffenen, die den Mut gefunden haben, ihr Schweigen zu brechen und ihr Trauma öffentlich zu machen. „Darum gehört die Ausstellung an einen solch zentralen Ort wie das Rathaus“, ist sich Marquardt sicher. Denn langfristig wird nur das Hinsehen sexuelle Gewalt beenden können.

nina + nico bietet psychologische Unterstützung für Mädchen, Jungen und Frauen besonders nach seelischer/körperlicher und sexueller Gewalterfahrung. Zum weiteren Aufgabenfeld gehört die Präventionsarbeit in Schulen, Kindertageseinrichtungen und Familienzentren. Weitere Informationen gibt es unter www.nina-nico.de.

Der SKFM im Oberbergischen Kreis bietet Arbeitskreise und Ortsgruppen an, in denen Familien, Alleinerziehende oder Schwangere kostenlose Beratung finden. Besuchsdienste und die Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt gehören ebenfalls zu den Aufgaben der rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Weitere Informationen unter caritas.erzbistum-koeln.de.
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