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Hoffnung und Hilfe für geflüchtete Menschen

ll; 7. Mar 2016, 16:38 Uhr
Bild: privat --- Dienstübergabe in der Johanniter-Notunterkunft: Cirusk Becher startet in die Nachtschicht, Johanniter-Kollege Kevin Rüenholl in den Feierabend.
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Hoffnung und Hilfe für geflüchtete Menschen

ll; 7. Mar 2016, 16:38 Uhr
Bergneustadt – Johanniter-Mitarbeiterin Cirusk Becher arbeitet in der Notunterkunft in Bergneustadt – Ihr Werdegang macht Flüchtlingen Hoffnung.
Seit einem halben Jahr ist sie in der Johanniter-Notunterkunft in Bergneustadt im Dienst. Cirusk Becher erzählt Bewohnern der Unterkunft, wie man in Deutschland ankommen und Fuß fassen kann. Die in Niederseßmar lebende Kurdin rät den Menschen, die vor Krieg und Terror aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak flohen, offen zu sein und Geduld zu haben. Doch Becher ist nicht nur wegen der gemeinsamen Sprache eine wichtige Ansprechpartnerin für die Bewohner der Unterkunft. „Mein Werdegang macht ihnen Hoffnung“, sagt die 35-Jährige Bürokauffrau, die in der Verwaltung und Organisation der Notunterkunft in Bergneustadt mitarbeitet.

In Diyarbakir, einer Stadt im Südosten der Türkei, geboren, kam sie mit zehn Jahren gemeinsam mit ihren Eltern und vier Geschwistern ins Oberbergische. Bechers Vater wurde aufgrund seines Engagements für die kurdische Bevölkerung politisch verfolgt. So blieb der Familie 1990 kaum etwas anderes übrig, als ihr Heimatland zu verlassen. Auch sie habe bei ihrer Ankunft in Deutschland großes Heimweh gehabt, erzählt die 35-Jährige. Zunächst bewohnte sie mit ihrer Familie gemeinsam ein Zimmer in einer Unterkunft für Asylsuchende auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne in Marienheide, wo bis in die 90er-Jahre hinein vorübergehend Menschen aus Russland, der Türkei, dem Libanon oder dem Irak lebten. „Man braucht reichlich Geduld, denn auch wir mussten ein Jahr warten, bis mein Vater die Arbeitserlaubnis erhielt und wir in eine eigene Wohnung ziehen konnten“, erzählt sie.



In die örtliche Grundschule eingeschult, sprach dort keiner ihrer Sprache. „Ich habe vom ersten Tag an Deutsch gesprochen“, erinnert Becher sich. So habe sie die neue Sprache auch unglaublich schnell gelernt. An Bechers zweitem Schultag wird sie bereits von Schulkameraden zum Spielen nach Hause eingeladen und zwei Jahre später staunt die Klassenlehrerin an der weiterführenden Gesamtschule über das akzentfreie und flüssige Deutsch der Kurdin.

„Ich habe immer gespürt, dass ich in Deutschland willkommen bin“, erklärt die Johanniter-Mitarbeiterin. Doch wenn sie nun mit den Menschen aus der Unterkunft in der Stadt unterwegs ist, erlebt sie auch anderes. „Unsere Bewohner sind schon einmal im Laden als Pack beschimpft worden.“ Sie sieht auch, dass die geflüchteten Menschen angesichts der Medienberichte über brennende Unterkünfte und „Ausländer raus“-skandierenden Mengen eingeschüchtert sind. „Viele entwickeln bereits bei alltäglichen Dingen eine große Angst, etwas falsch zu machen.“ Und diese Verunsicherung erschwere die für das Einleben in Deutschland notwendige Offenheit.
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