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125 Jahre musikalische Freude und Heimat in Wirtenbach

fk; 23. Oct 2014, 11:40 Uhr
Bild: Friederike Klein.
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125 Jahre musikalische Freude und Heimat in Wirtenbach

fk; 23. Oct 2014, 11:40 Uhr
Nümbrecht – Die spannende Welt der Musik ist am kommenden Sonntag, 26. Oktober, um 17 Uhr in der Evangelischen Kirche Nümbrecht zu sehen und zu hören.
Beim Kirchenkonzert feiern die Bläserinnen und Bläser des Posaunenchors Wirtenbach mit ihrem Dirigenten Johann Salmen einen der Höhepunkte zum Jubiläumsjahr. Mit dabei ist auch der Gemischte Chor Wirtenbach unter der Leitung von Silke Hielscher, der auf eine 136-jährige Geschichte zurückblickt. „Ohm Hermann“ wird heute noch der erste Dirigent Hermann Stöcker liebevoll genannt, der 1878 den Gemischten Chor in dem kleinen Dorf Wirtenbach ins Leben rief. Sieben junge Männer aus dem Chor entwickelten ein heißes Interesse an der Posaunenmusik. Sie beknieten ihn, bis er schließlich zustimmte und mit ihnen im Jahr 1889 den „Christlichen Posaunenchor Wirtenbach“ gründete. Voraussetzung war allerdings, dass sie weiterhin aktive Sänger im Gemischten Chor blieben.

Als Losung gab das oberbergische Original und Landwirt Stöcker den Musikern mit auf den Weg: „Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter mancherlei Gnade Gottes“, 1. Petrus 4,10. Unermüdlich übte er mit den jungen Musikern, brachte ihnen grundlegende Notenkenntnisse bei und den richten Ansatz bei Posaune und Horn. Das war für Stöcker gar nicht einfach, denn er selbst konnte nicht blasen. Doch das Üben und Proben zahlte sich aus. Die Freude bei den Musikern und den Gemeindemitgliedern war groß, als der Chor zum ersten Mal ein Lied vortrug. Das war zu dieser Zeit gar nicht selbstverständlich. Damals „war ein solcher Posaunenchor in der Kirche ungewöhnlich und innovativ“, schreibt Pfarrer Dr. Wolfgang Becker in seinem Grußwort als Vorsitzender des Nümbrechter Presbyteriums in der Festschrift. „Im Jahr 2014 ist er längst Teil einer guten Tradition.“

Auch heute noch wird jede Woche in Wirtenbach fleißig geübt. Während zur Gründungszeit nur Männer an den Instrumenten saßen, musizieren heute Männer und Frauen jeglichen Alters miteinander. Waren es damals 7 Musiker, sind es heute mehr als 30 Bläserinnen und Bläser, die mit Freude unermüdlich üben. Der älteste Aktive ist der 83-jährige Erhard Peitgen. Direkt neben ihm sitzt Lea Hielscher, die mit ihren neun Jahren zurzeit die Jüngste im Posaunenchor ist. Auch die Holzbläser sind im Posaunenchor außergewöhnlich. So sagt Superintendent Jürgen Knabe als Vorsitzender der seit 1920 bestehenden Oberbergischen Posaunenvereinigung, dass der Posaunenchor Wirtenbach damit „einen besonderen Akzent in der oberbergischen Bläserfamilie“ setze.

Während in den ersten Jahren ausschließlich geistliche Musik gespielt werden durfte – da war Ohm Stöcker ganz streng -, gehören heute auch Stücke wie die „James Bond Suite“ und „Live and Let Die“ von Paul und Linda McCartney zum Repertoire. Für Johann Salmen, Musikpädagoge und Dirigent, ist wichtig „viele junge Menschen für unsere Musik zu begeistern.“ Es sollen „viele Musiker bei uns eine musikalische Heimat finden und mit uns die spannende Welt der Musik ergründen.“ Dass das in Wirtenbach verwirklicht wird, zeigt sich bei den Musikern. Aus Overath reist jede Woche Ursula Esser an, die das Bariton-Saxophon bläst.

Der zweitälteste Posaunenchor in Oberberg wird mit seiner einzigartigen Geschichte und seinem breitgefächerten Repertoire den Gästen und Zuhörern beim Kirchenkonzert am Sonntag musikalische Freude bereiten. Ein weiteres Jubiläum steht am 2. Advent an: Seit 30 Jahren tritt der Posaunenchor Wirtenbach zum Turmblasen an.  
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