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Mit den Augen einer Palästinenserin

vma; 19. Nov 2013, 17:18 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Unter dem Titel: „Leben zwischen Mauern“ sprach Faten Mukarker in ihrem Vortrag eindrucksvoll, klar und unaufdringlich über die besonderen Bedingungen des tagtäglichen Lebens im Heiligen Land.
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Mit den Augen einer Palästinenserin

vma; 19. Nov 2013, 17:18 Uhr
Wiehl – Auf Einladung des Freundeskreises Wiehl/Jokneam kam Faten Mukarker nach Wiehl, wo sie über ihr Leben zwischen Mauern in Israel und die Situation der Palästinenser im Westjordanland berichtete.
Es gehe ihr nicht um „pro Israeli“ oder „pro Palästinenser“ – sondern um „pro Mensch“. In ihrem Vortrag sprach Faten Mukarker von den verschiedenen Etappen des Konfliktes - sowohl von den historischen als auch von den gegenwärtigen - in dem Land zwischen Asien und Afrika am östlichen Rand des Mittelmeeres. Dabei machte sie deutlich, dass sie aus ihrem Blickwinkel berichtet. Aus der Perspektive einer Palästinenserin. Faten Mukarker ist palästinensische Christin aus Beit Jala bei Bethlehem. Sie wuchs in Deutschland auf und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Palästina. Und dort blickt sie auf Mauern. Für diese Mauern wurden die Olivenbäume in den Gärten der Palästinenser ohne Vorankündigung entfernt, erzählt sie. Auch in ihrem Garten.



Faten Mukarker wurde arabisch erzogen und ihre Eltern verheirateten sie, als sie 19 Jahre alt war. „Aber ich habe Glück gehabt“, sagt sie, denn ihr Mann sei weltoffen – sonst könne sie auch nicht für die Friedensbewegung und als Buchautorin zu Vorträgen nach Deutschland reisen. Einschneidend war für sie unter anderem das Jahr 2000. Es sollte das Pilgerjahr werden und viele Touristen wurden erwartet, doch das große Fest fand nicht statt. Ihr ältester Sohn wanderte nach Boston/USA aus und die damals neunjährige Tochter Monika malte keine Blumen und Bäume mehr, sondern Soldaten, brennende Reifen und Beerdigungen. „Entweder ist bei uns Krieg oder die Abwesenheit von Krieg“, sagt Faten Mukarker. Doch die Hoffnung auf Frieden sei immer da. Auch wenn immer mehr Siedlungen entstehen, die mit Stacheldraht umzäunt und elektrischen Sensoren versehen sind. Und dann diese Mauern – ihre Cousine hat sie von drei Seiten um ihr Haus. Ein weiteres Problem sei das Wasser, das sie so dringend zum Leben benötigen. Wassertanks auf dem Dach, die rationiert neu befüllt werden, stehen zur Verfügung, aber kein fließendes Wasser.


[Gerhard Hermann, Vorsitzender des Freundeskreises Wiehl/Jokneam, begrüßte Faten Mukarker und die Gäste in der Sparkasse Wiehl und leitete anschließend die Fragerunde.]

Der Konflikt ist eine lange Geschichte und Faten Mukarker sagt, dass die Palästinenser den UN-Teilungsplan für Palästina von 1947 hätten annehmen sollen. Rund 44 Prozent des Landes hätten ihnen zugestanden, heute lebten sie auf etwa 22 Prozent und das zwischen Mauern. Faten Mukarker wünscht sich, dass ihre kleine Enkelin keine Mauern mehr um Bethlehem sieht, wenn sie groß ist. Aber sicher könne dies nur durch Druck von außen Realität werden, sagt sie. Ganz aktuell verlangte der französische Präsident François Hollande bei seinem Staatsbesuch in Israel die sofortige Einstellung aller israelischen Siedlungsaktivitäten in den besetzten Palästinensergebieten. Ihre Sicht auf die Situation und die Entwicklung vermittelte Faten Mukarker sehr authentisch den Gästen in der Wiehler Sparkasse. Auch in der Realschule Bielstein hielt sie vor vier Jahrgangsstufen heute einen Vortrag über die Situation in ihrer Heimat.
  
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