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Bergische Hilfe rollt in Richtung Katastrophengebiet

ch; 10. Jun 2013, 20:00 Uhr
Bilder: Martin Hütt, Video: ZieglerHLF --- Heute Morgen rückten die Helfer aus dem Bergischen ins Hochwassergebiet aus.
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Bergische Hilfe rollt in Richtung Katastrophengebiet

ch; 10. Jun 2013, 20:00 Uhr
Oberberg – Heute Morgen machten sich 180 Feuerwehrleute aus Oberberg, Rheinberg und Leverkusen von Bomig aus auf nach Sachsen-Anhalt, wo vergangene Nacht ein Deich gebrochen ist – Einsatz soll bis Freitag dauern. (mit Video)
Von Christian Herse

„Einsatzkräfte sind derzeit noch nicht angefragt und wir wollen hoffen, dass das auch so bleibt“, sagte Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling vergangene Woche im OA-Gespräch. Seit heute Morgen ist klar, dass auch die Feuerwehrleute aus dem Oberbergischen ihren Kameraden und den Menschen in Sachsen-Anhalt zur Hilfe eilen werden. Bereits am Freitag wurde der Wasserrettungszug der DLRG alarmiert, am Samstag folgte das THW aus Bergneustadt, Gummersbach, Hückeswagen und Waldbröl.

[Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling (re.) im Gespräch mit seinem Kollegen aus dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, Wolfgang Weiden, der den Einsatz leiten wird.]

„Schon die ganzen letzten Tage herrschte eine gewisse Spannung bei den Kameraden, wenn sie die Bilder aus dem Katastrophengebiet sahen“, berichtet Hans-Uwe Koch. Er ist nicht nur Wehrführer in Reichshof, sondern zugleich auch Leiter des Notfallzentrums in Kotthausen, wo auch der Katastrophenschutz angesiedelt ist. „Bereits am Freitag bekamen wir ein erstes Signal vom Regierungspräsidium, dass wir zum Einsatz kommen könnten“, berichtet er. Daraufhin wurden die Fahrzeuge gecheckt, mit Material aufgefüllt und bereits frisch betankt.

Gestern Abend dann der offizielle Voralarm. Alle Feuerwehrchefs des Kreises kamen sofort zusammen und besprachen, welche Spezialgerätschaften benötigt werden und wie viel Personal dafür mitkommen muss. Dieses wurde ebenfalls bereits informiert, damit die ehrenamtlichen Helfer ihre Arbeitnehmer kontaktieren und Wäsche zusammenpacken konnten.
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Als Twilling heute Nacht um vier Uhr aber nach erfolgter Alarmierung aufschlug, verschlug es ihm kurzzeitig die Sprache: „Die Vorlaufzeit war deutlich kürzer, als zunächst gedacht.“ Der Grund, warum aus dem Voralarm so plötzlich Ernst wurde, zeigten die Bilder, die auch die Oberberger am Morgen aus Stendal in Sachsen-Anhalt erreichten. Dort war ein Damm auf 50 Meter gebrochen, sodass die Elbe ungehindert zwei Dörfer, die bis zu 1,2 Kilometer vom eigentlichen Flussbett entfernt lagen, meterhoch überfluten konnte.

Um 10 Uhr sammelten sich 180 Kräfte des 5. Bereitschaftszuges des Landes NRW in Bomig. Insgesamt 35 Feuerwehr-, DRK- und Malteserfahrzeuge aus Oberberg, Rheinberg und Leverkusen kamen hier zusammen, um im Konvoi nach Osten aufzubrechen, wo sie in diesen Stunden erwartet werden.

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[Um 12:30  Uhr rückten die Feuerwehrwagen gen Osten aus.]

Welche Aufgaben ihnen dabei zugeteilt werden, ist derweil noch völlig unklar. Nur eins ist sicher. „Sandsäcke stapeln wird es wahrscheinlich nicht sein, dafür ist es zu spät“, macht Koch die bedrohliche Lage greifbar. Jetzt ginge es nicht mehr darum, Schaden abzuwenden, sondern das zu retten, was noch zu retten ist. „Sie werden wichtige Gebäude auspumpen und massive Hindernisse aus dem Weg räumen, welche Deiche oder Schutzwände beschädigen könnten“, so Koch.

Bis Freitag soll der Einsatz dauern. „Ein Tag hin, drei Tage Arbeit, ein Tag zurück.“ Schlaf wird Mangelware sein. Genauso, wie möglicherweise Lebensmittel und Unterkünfte. „Die Logistik ist teilweise zusammengebrochen, sodass sich jeder Kamerad darauf eingestellt hat, sich zwei Tage lang selbst zu versorgen“, erklärt der Leiter des Nofallzentrums. Jeder der Freiwilligen sei jedoch absolut motiviert und ist bereit, diese Strapazen auf sich zu nehmen, um den Menschen im Katastrophengebiet zu helfen.

Oberberg-Aktuell steht mit den Helfern in Kontakt und wird in den kommenden Tagen regelmäßig zum aktuellen Stand aus der Region rund um Stendal berichten.
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