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Patienten aus verrauchter Intensivstation evakuiert

ch, nh; 2. May 2013, 21:30 Uhr
Bilder: Dominic Gauger und Niklas Lomberg --- Über 300 Kräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten waren heute bei einem Brand am Krankenhaus Waldbröl im Einsatz.
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Patienten aus verrauchter Intensivstation evakuiert

ch, nh; 2. May 2013, 21:30 Uhr
Waldbröl - Ein Feuer auf dem Dach des Krankenhauses Waldbröl sorgte am Nachmittag für einen Großeinsatz von Feuerwehren und Rettungsdienst - Fünf Patienten mussten verlegt werden - Zwei Verletzte - Notfallnummer geschaltet. (aktualisiert von 20:30)
Von Christian Herse und Nils Hühn

Was vor zwei Wochen noch in einer Großübung geprobt wurde, ist heute zum bitteren Ernstfall geworden. Um 16:15 Uhr lief ein Notruf der automatischen Brandmeldeanlage des Kreiskrankenhauses Waldbröl bei der Kreisleitstelle auf. Standardmäßig rückten daraufhin alle Feuerwehren der Stadt zur Klinik aus, wo sich dann schnell herausstellte, dass es auf dem Dach des Gebäudes tatsächlich brannte.

[Fünf Patienten mussten verlegt werden, zwei Mitarbeiter bleiben zur Beobachtung im Krankenhaus.]

Rauch hatte sich durch die Lüftungsschächte bereits auf der gesamten Intensivstation ausgebreitet. Die Belegschaft des Krankenhauses begann sofort mit der Evakuierung der dort untergebrachten Patienten. „Die Mitarbeiter haben sich vorbildlich verhalten“, lobte der Leitende Notarzt, Dr. Ralf Mühlenhaus, das Personal für seinen mutigen Einsatz, bei dem es sich selbst in Gefahr brachte. Die Mitarbeiter agierten im giftigen Qualm, der mittlerweile sämtliche Räume auf der Station eingenebelt hatte, ohne Atemschutz. „Die ersten Messungen des Blutgases waren alle positiv“, konnte Chefarzt Dr. Dieter Pflitsch, Leiter der Intensivstation, zunächst Entwarnung geben.

Die Leitstelle löste nach den ersten Rückmeldungen vom Unglücksort umgehend Großalarm für die Feuerwehren aus Morsbach, Nümbrecht, Reichshof und Windeck (Rhein-Sieg-Kreis) sowie das THW aus, die ihren Kameraden aus Waldbröl zur Unterstützung eilten. Nach dem Stichwort „Massenanfall von Verletzten 2“ wurden zudem zahlreiche Rettungsmittel aus dem normalen Rettungsdienst sowie dem DRK und den Maltesern zur Dr. Goldenbogen-Straße beordert.

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Umgehend brachten die Wehrmänner die Drehleiter in Stellung, worüber sie auf die Klinik gelangten, um die Dachhaut zu öffnen. Gleichzeitig betraten Feuerwehrleute mit Atemschutz den verrauchten Bereich und löschten die Flammen im Innenangriff. Die Kaiserstraße wurde für den normalen Straßenverkehr komplett gesperrt und galt als Bereitstellungsraum der nachrückenden Feuerwehren, die mit mehreren Dutzend Fahrzeugen in der Südkreis-Kommune eintrafen.

Derweil galt es für Mühlenhaus, sich einen Überblick über die mögliche Zahl an Verletzten in der Klinik zu verschaffen. Insgesamt fünf Patienten der Intensivstation wurden mittels Rettungswagen in die Krankenhäuser Engelskirchen (1) und Gummersbach (4) verlegt. Drei weitere Personen konnten auf freie Betten innerhalb der Klinik verteilt werden. Insgesamt 22 Mitarbeiter des Krankenhauses wurden nach dem Brand untersucht. Entgegen erster Angaben zeigten fünf von ihnen Auffälligkeiten durch das Einatmen von Rauchgas.

Zwei von ihnen müssen die Nacht in der Klinik zur Beobachtung bleiben. Sowohl Dr. Pflitsch als auch Dr. Mühlenhaus lobten den reibungslosen Ablauf, mit dem die Patienten verlegt wurden. „Den Patienten geht es gut“, versicherte der Ärtzliche Leiter des Kreiskrankenhauses Waldbröl, Dr. Michael Petzsch. Patienten, die im Bettenhaus untergebracht sind, waren von dem Feuer nicht betroffen. Dennoch hat der Oberbergische Kreis die Notrufnummern der Personenauskunftsstelle geschaltet, unter denen besorgte Angehörige weitere Informationen erhalten: Tel.: 02261/88 12-30, -31 oder -32, Fax: 02261/88 12 00.


[Mit Axt und Sägen öffneten die Feuerwehrleute die Dachverkleidung, um an den Brandherd zu gelangen.]

Auf dem Dach der Intensivstation fanden heute Dachdeckerarbeiten statt, teilte Landrat Hagen Jobi mit. Ob diese allerdings mit dem Brand in Verbindung stehen, konnte Polizeipressesprecher Jürgen Dzuballe noch nicht sagen. „Wenn die Feuerwehr mit den Arbeiten fertig ist, werden unsere Brandermittler alles untersuchen und auch diesen Aspekt berücksichtigen.“ Wie groß der Schaden ist, konnte ebenfalls noch nicht festgestellt werden. „Soweit sieht es gut aus. Aber da der Brand in der Zwischendecke war, kann man noch nicht sagen, wie die Leitungen aussehen“, erklärte Stationsleiter Dr. Pflitsch. Bis auf Weiteres bleibt die Intensivstation in Waldbröl geschlossen.

Am heutigen Donnerstag nicht mehr die Arbeit aufnehmen kann die Kassenärztliche Notfallpraxis, die im Erdgeschoss der Klinik untergebracht ist. Als Alternative steht die Arztpraxis Bischof in Denklingen im Burgbergweg 10, die unter Tel.: 02296/679 erreichbar ist, bereit. Die Notaufnahme der Klinik bleibt bis morgen früh gesperrt.

[Die Kaiserstraße war während den Löscharbeiten komplett gesperrt.]

„Es waren 200 Feuerwehrkräfte mit 40 Fahrzeugen und 96 Personen vom Rettungsdienst mit 39 Fahrzeugen im Einsatz“, so Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling, der den Einsatz koordinierte. In insgesamt sechs Abschnitte wurde der Einsatzort eingeteilt: Innenangriff, Außenangriff, Atemschutz, Bereitschaft, Patientenverlegung und Massenanfall von Verletzten. „Alle Rettungskräfte haben einen sehr guten Job gemacht“, lobte Landrat Hagen Jobi Feuerwehr und Rettungsdienste. „Wir sind glücklich, dass niemand ernsthaft verletzt wurde, was auch am beherzten Eingreifen des Personals auf der Station liegt“, so Krankenhaus-Geschäftsführer Sascha Klein. Auch Bürgermeister Peter Koester war froh, dass sich die Lage relativ schnell wieder entspannte. Bereits gegen 18 Uhr konnten die ersten Kräfte wieder einrücken.

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