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Von Fotokünstlern und forensischen Ermittlern

fj; 27. Mar 2013, 13:48 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Wem gehört das Haar, das am Tatort gefunden wurde? Im Chemiekurs von Maurice Breuer begaben sich die Akademie-Teilnehmer auf Tätersuche.
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Von Fotokünstlern und forensischen Ermittlern

fj; 27. Mar 2013, 13:48 Uhr
Oberberg – 45 Grundschüler nehmen derzeit an der Kinderakademie der Hochbegabten-Stiftung der Kreissparkassen Köln teil und beschäftigen sich mit Inhalten, die ihren eigentlichen Lehrplänen weit voraus sind.
97 Grundschüler, die in der ersten Woche der Osterferien sechs Stunden pro Tag die Schulbank drücken, während ihre Klassenkameraden ihre Freizeit genießen – da stellt sich doch als erstes die Frage, was die Kinder selbst dazu sagen. „Die haben einfach Spaß bei der Sache, darum empfinden sie es gar nicht so, dass sie ihn ihrer Freizeit in die Schule müssen“, erklärte Christian Brand, Geschäftsführer der Stiftungen der Kreissparkasse Köln. Bereits zum 31. Mal führt die Hochbegabten-Stiftung die Kinderakademie durch, zum elften Mal findet diese im Lindlarer Gymnasium statt. Die kleinen Teilnehmer sind zwischen acht und zehn Jahren alt und besuchen die dritte oder vierte Klasse einer Grundschule im Oberbergischen- oder Rheinisch-Bergischen Kreis. Sie alle zeichnen sich durch gute Noten und ihre hohe Leistungsmotivation aus. Vorgeschlagen wurden sie von ihren Lehrern, was erforderlich ist, damit sie den anspruchsvollen Inhalten folgen können und den Anforderungen gewachsen sind, sagte Stiftungsreferentin Dr. Claudia Valder-Knechtges. Insgesamt 45 der 97 kleinen Schnelldenker kommen aus dem Oberbergischen.


[Anhand zahlreicher Experimente erhalten die Grundschüler erste Einblicke in die Chemie.]

In Arbeitsgemeinschaften von maximal 15 Kindern widmen sich die Schüler eine Woche lang einem selbst gewählten Thema. „Sie lernen in den 30 Stunden, die sie hier in einer Woche absolvieren, so viel, wie sonst in einem Halbjahr durchgenommen wird“, so Valder-Knechtges. Außerdem lernen sie gemeinsam mit Kindern, die genauso schnell begreifen wie sie. „Wo manche Schüler im Unterreicht vielleicht schon lange abgeschaltet haben, weil sie sich langweilen, während ihre Klassenkameraden immer noch versuchen zu verstehen, entwickelt sich hier oft ein sportlicher Wettbewerb. Die Kinder machen die wichtige Erfahrung, dass ihnen nicht immer alles in den Schoß fällt und lernen, mit Herausforderungen umzugehen“, so Brand. Der Stoff, den die Grundschüler hier durchnehmen, wird ihren Klassenkameraden wohl erstmals auf der weiterführenden Schule begegnen.



[Die eigenen Fotos entwickeln konnten die Teilnehmer des Physikkurses.]

Dass es den Kindern Spaß macht, herausgefordert zu werden, beweist ein Blick in die verschiedenen Klassenzimmer. Im Physikkurs entwickeln die Kleinen eifrig die Fotos, die sie zuvor mit selbstgebauten Lochbildkameras geschossen haben. Im Chinesischkurs lernen die Teilnehmer nicht nur Schriftzeichen, sondern auch Wissenswertes über Land und Leute. Am Ende der Woche werden sie in der Lage sein, ein kleines Theaterstück auf Chinesisch aufzuführen. Maurice Breuer unterrichtet eigentlich an einer Aachener Gesamtschule Chemie und Sport. In dieser Woche widmet er sich mit seinen Schülern der Lösung eines Kriminalfalls. „Als erstes wurden wir ausgebildet und haben gelernt, wie man mit einem Mikroskop oder einem Bunsenbrenner umgeht“, erzählte der neunjährige Lukas und zeigte stolz seine Brosche, auf der „Ausgebildeter Kriminallaborant“ zu lesen war. Gemeinsam mit seinem „forensischen Team“ wertet er diese Woche mit chemischen Methoden Spuren aus, die nach einem Einbruch im „Tante-Emma-Laden“ gefunden wurden. Zu welchem der Verdächtigen passt der gefundene Fingerabdruck? Stammt das Haar von einem Menschen oder einem Tier? Selbst (Kunst-)Blut wird auf die Blutgruppe untersucht.

Am kommenden Samstag endet der Ausflug in die Wissenschaft und die kleinen Schnelldenker werden ihre Ergebnisse vor den anderen Schülern und ihren Familien präsentieren. Auch in den nächsten Osterferien werden die Stiftungen der Sparkasse wieder eine Akademie für begabte Grundschüler durchführen. Wurde die Stiftung anfangs noch dafür kritisiert, Eliten zu fördern, hat sich mittlerweile ein Bewusstsein dafür eingestellt, dass auch die begabten, wissbegierigen Kinder Förderung brauchen – damit sie auch weiterhin wissbegierig bleiben.
  
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