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Die Telefonzelle steht vor dem Aus

nh; 27. Mar 2013, 13:40 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Wie viel Cent muss man einwerfen, um telefonieren zu können? Mindestens ein Zehn-Cent-Stück. Münzapparate wie dieser an der Bahnhofstraße in Wiehl werden durch Kartentelefone ersetzt, oder völlig abgebaut.
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Die Telefonzelle steht vor dem Aus

nh; 27. Mar 2013, 13:40 Uhr
Wiehl - „Unrentabel“ sind viele Telefonzellen für die Telekom, die daher zahlreiche Geräte abbauen will - „Dreckig, unpraktisch und veraltet“, finden Wiehler Bürger die Telefonhäuschen und trauern ihnen nicht nach.
Von Nils Hühn

Es gab eine Zeit, in der man pünktlich zu Verabredungen erscheinen musste. Sollte man sich doch verspäten, dann hatte man Glück, wenn man an einem Telefonhäuschen vorbeikam und auf diesem Wege noch Bescheid geben konnte. In der heutigen Zeit, in der statistisch gesehen jeder Deutsche mindestens ein Handy besitzt und fast jeder Haushalt ein Festnetzgerät unterhält, ist dieses Glück nicht mehr vonnöten. Das sind auch die Gründe, die dafür sorgen, dass öffentliche Münz- und Kartentelefone nicht mehr genutzt werden. Die Deutsche Telekom will nun sämtliche Geräte abbauen, die im vergangenen Jahr weniger als 50 € Umsatz gemacht haben. In Wiehl sind dies 16 Geräte.


Da die Telekom zu einer Grundversorgung an öffentlichen Telefonen verpflichtet ist, darf sie nicht ohne Zustimmung der Kommune die entsprechenden Geräte abbauen. Der Wiehler Stadtrat hatte jedoch keinerlei Bedenken und winkte den Beschluss zum Abbau der Telefonanlagen durch. Selbst die Telefonzelle gegenüber dem Rathaus, die noch aus der Zeit der Deutschen Bundespost stammt, gehört zu den unrentablen Telefonhäuschen, die nun verschwinden. „Das ist vielleicht schade, weil sie an die gute alte Zeit erinnern, aber ich habe seit Jahren kein öffentliches Telefon mehr benutzt“, erklärte Dirk Sülz, der gerade ins Rathaus wollte. „Das ist doch eine veraltete Technik“, so der 47-Jährige weiter. Ähnlich sahen es auch andere Passanten: „Dreckig“ und „unpraktisch“ fanden zwei junge Mädchen des Wiehler Gymnasiums die Telefonzellen, die sowie nur ihr Smartphone benutzen würden.

In der Tat laden die Telefonhäuschen nicht zum Verweilen ein. Gab es früher Sitzgelegenheiten, Aschenbecher und Telefonbücher, hängt nun nur noch der Telefonapparat in den meisten Häuschen, die so wenigstens Schutz vor dem Wetter bieten. Telefonbücher gibt es in den wenigsten Zellen, da sie oft angezündet wurden. Ohnehin übersteigen die Ausgaben für Wartung, Reparatur und Reinigung die Kosten der Einnahmen bei weiten, heißt es vonseiten der Telekom. Daher werden nun die unrentablen, öffentlichen Telefone abgebaut.



Wie es in den Nachbarkommunen aussieht, konnte die Telekom nicht sagen, da „regionale Zahlen nicht bekannt gegeben werden“, hieß es auf Nachfrage. Bundesweit gibt es nach Firmenaussage noch über 50.000 öffentliche Telefone. Besonders an Bahnhöfen, Flughäfen oder anderen Punkten, wo viele Menschen zusammenfinden, soll es auch weiterhin Telefonhäuschen geben. Jedoch werden die meisten davon nur noch mit Geld- oder Telefonkarte genutzt werden können. Münzapparate, wie der an der Wiehler Bahnhofsstraße, sollen nach und nach völlig verschwinden.
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