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„Kurzarbeit ist definitiv kein Thema“

nh; 28. Feb 2013, 13:35 Uhr
Bilder: Nils Hühn.
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„Kurzarbeit ist definitiv kein Thema“

nh; 28. Feb 2013, 13:35 Uhr
Oberberg - Trotz steigender Arbeitslosenzahlen hält die Agentur für Arbeit den Arbeitsmarkt für stabil - Nachfrage nach Mitarbeitern steigt wieder an - 44 Prozent der oberbergischen „Schlecker-Frauen“ haben einen neuen Job.
Von Nils Hühn

„Das sind die üblichen Wellenbewegungen am Arbeitsmarkt“, erklärt Regina Wallau, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, mit einem Blick auf die Jahresentwicklung der Arbeitslosigkeit im Oberbergischen Kreis (siehe Grafik 1). Es ist ein immer wiederkehrender Rhythmus. Im Frühjahr steigt die Zahl der Arbeitslosen, um ab März bis in den Juni stetig zu fallen. „Dann kommt das Sommerloch“, so Wallau, in dem es einen sprunghaften Anstieg gibt und anschließend fällt die Zahl noch einmal, ehe sie ab November wieder ansteigt. Die jetzige Aufwärtsbewegung sei saisonal bedingt und „absolut normal“.


[Grafik: Agentur für Arbeit.]

Im Oberbergischen stieg die Arbeitslosenzahl um 155 im Februar, womit nun 9.315 Menschen im Kreis ohne Beschäftigung dastehen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent. Damit liegt der Kreis unter dem Bezirksschnitt von 7,0 Prozent. Als erfreulich empfindet Gummersbachs Geschäftsstellenleiter Thomas Kommer, dass weniger Menschen direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Arbeitslosigkeit gehen und die positive Entwicklung beim Stellenzugang. Waren es im Januar noch 243 Stellen, die die Arbeitgeber meldeten, so sind es nun 389. Ein dickes Plus von über 60 Prozent. Freie Arbeitsstellen gibt es aktuell 966, wobei diese besonders im IT-Bereich, Einzelhandel, Gesundheitswesen, Gastgewerbe und verarbeitenden Gewerbe gemeldet wurden.
 
  

Dass im Kreissüden die Arbeitslosigkeit etwas mehr anstieg als in der Mitte und im Norden, führt Kommer auf die Insolvenz der beiden Morsbacher Betriebe Koch-Bohrer und USH Schraubwerkzeugfabrik zurück. Mit dem Papierhersteller Mondi in Lindlar hat die Agentur bereits Kontakt aufgenommen. Dort wird wahrscheinlich demnächst das Werk geschlossen (OA berichtete). „Einen genauen Termin kennen auch wir nicht, aber wir stehen im engen Kontakt mit Werksleitung und dem Betriebsrat“, erklärte Kommer, dass sich das stets „stabile“ Unternehmen erst einmal über alles Nötige bei der Agentur informieren musste.

[Thomas Kommer, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Gummersbach, freut sich unter anderem über die positive Entwicklung beim Stellenzugang.]  

Dass es eine Zukunft für Arbeitnehmer nach einer Insolvenz gibt, zeigt das Beispiel der oberbergischen Schlecker-Frauen. 93 Mitarbeiterinnen waren im Kreisgebiet von der Insolvenz des Schlecker-Konzerns betroffen. Nach fast einem Jahr sind nun 44 Prozent wieder beschäftigt. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, erklärte Thomas Kommer. Im Oktober war erst jede fünfte Schlecker-Frau in einem neuen Beschäftigungsverhältnis. „Die übrigen Frauen sind fast im Rentenalter oder nicht mobil“, so Kommer weiter.

Eine besonders erfreuliche Nachricht ist, dass die Kurzarbeit im Februar weiter unauffällig bleibt. „Die Anzeigen bezüglich dessen sind weiterhin auf einem niedrigen Niveau“, so Kommer. Beim Automobilzulieferer ISE, der aufgrund seiner Insolvenz im Jahr 2007 für das laufende Jahr mit einem Auftragsloch rechnet, geht man daher von Kurzarbeit aus. Doch da das ISE-Werk in Duisburg geschlossen werden soll und eventuell eine Produktpalette nach Bergneustadt verlagert wird, „könnte so die Kurzarbeit in Bergneustadt umgangen werden“, berichtet Kommer. „Kurzarbeit ist definitiv kein Thema“, so Wallau zur allgemeinen Situation im Kreis.
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