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Gehöriger Zoff um Oberbergs Gewerbeflächen

Red; 29. Jan 2013, 12:10 Uhr
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Gehöriger Zoff um Oberbergs Gewerbeflächen

Red; 29. Jan 2013, 12:10 Uhr
Oberberg – Kreis, Kommunen und IHK wollen Gewerbeflächenentwicklung bis zum Jahr 2030 festzurren – Landwirtschaft und Naturschutz sehen sich ausgebootet und sprechen von „Kampfansage“.
Oberberg braucht mehr Gewerbeflächen – das ist jedenfalls die Auffassung der Industrie- und Handelskammer, die gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis und den 13 Kommunen ein Gewerbeflächenkonzept erarbeitet hat, um den zukünftigen Flächenbedarf der Wirtschaftsregion Oberberg darzustellen. Zu diesem Zweck verfasste ein renommiertes Planungsbüro ein Gutachten, das Unternehmen nach Erweiterungsabsichten befragte und dessen Schlussfolgerungen morgen präsentiert werden sollen. Doch noch vor diesem Termin, an dem auch ein Vertreter der Staatskanzlei NRW teilnimmt und bei dem eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet werden soll, gibt es heftigen Ärger. Die oberbergischen Naturschutzverbände wie auch die Kreisbauernschaft sehen sich in ihren Interessen übergangen und unerwünscht. Von einem oberbergischen Gewerbeflächen-Konsens könne keine Rede sein, schimpfen NABU und BUND. „Wir kennen weder den Text der Charta, noch wurde er mit uns diskutiert. Offenbar will man uns nicht dabei haben“, vermutet Friedrich Schöbel vom BUND Oberberg.


Bei einem Gespräch im vergangenen Jahr hätten die Naturschutzverbände ihre Standpunkte deutlich gemacht. So müsse vor der Ausweisung neuen Baulandes die Nutzung von Baulücken und Gewerbebrachen liegen, von denen es noch große Flächen im Kreis gebe. Wenn solche Baulücken nicht genutzt würden, müssten sich die Kommunen nach den Gründen und nach Gegenmaßnahmen fragen lassen, statt noch mehr neues Bauland zu fordern, so BUND und NABU. Und schließlich lägen im Südkreis große Gewerbeflächen brach, weshalb es keine Baulanderweiterung in den Nachbarkommunen geben könne. „Die Gewebeflächenentwicklung im Oberbergischen ist aus Sicht der Naturschutzverbände an eine Grenze gekommen: Noch mehr Gewerbe- und Industrieflächen sind mit dem Landschaftsschutz unvereinbar. Daher müsse statt immer mehr Bauland nach neuen Ideen des Flächenrecyclings und des flächensparenden Bauens gesucht werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Naturschutzverbände.

Die Naturschützer fürchten, dass hunderte Hektae neues Gewerbe- und Industriebauland geplant werden sollen, die der Natur für immer verloren gehen. „Wir können nicht tatenlos daneben stehen, wenn so ein Landschaftsfraß vorbereitet wird“, sagt Friedrich Schöbel vom BUND Oberberg. „Wir haben in der Vergangenheit die Erweiterung von Gewerbe- und Industriebetrieben nie torpediert, sondern selbst in sehr kritischen Situationen die Standortsicherung von Firmen mitgetragen“, meint  Michael Gerhard vom NABU Oberberg. „Wenn der Lohn dafür jetzt ist, das man uns gar nicht mehr in Konferenzen einbindet, dann ist das kein Konsens sondern eine Kampfansage.“ 

Auch die Kreisbauernschaft reiht sich bei den Kritikern ein. „Wir sind über diese Vorgehensweise erschrocken“, sagt der Kreisvorsitzende Helmut Dresbach. Für die Landwirte sei es wichtig, dass kein wertvolles Land mehr für nicht benötigte Gewerbeflächen hergegeben werde, betont Helmut Dresbach. Mit der Vorhaltung brachliegender Flächen sei niemandem gedient. Erschlossene Grundstücke belasteten über viele Jahre den Steuerzahler vor Ort und seien für die Lebensmittelproduktion für immer verloren.

Die Landwirte stemmten sich nicht gegen jegliche Entwicklung im Oberbergischen Kreis. „Wir hätten es aber richtig gefunden, wenn es mit denjenigen eine Abstimmung gegeben hätte, die schließlich das Land hergeben müssen“, so Dresbach. Nun werde eine mit allen anderen abgestimmte Charta verabschiedet, deren Inhalt man nicht kenne. „Das ist schon sehr befremdlich“, meint Stefan Rankenhohn, Kreisgeschäftsführer der Kreisbauernschaft.
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